Gemeindewerke auf „gutem Weg“

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Die Gemeindewerke Peißenberg sind finanziell wieder auf „einem guten Weg“. © Jens Büttner/dpa

2021 schrieben die Peißenberger Gemeindewerke noch tiefrote Zahlen. Doch das Blatt hat sich gewendet: 2023 kann das Kommunalunternehmen (KU) wieder einen positiven Jahresabschluss von knapp 400 000 Euro präsentieren. Auch für 2024 wird ein Plus von etwa 216 000 Euro erwartet. Allerdings gibt es Unwägbarkeiten durch „Sondereffekte“

Knapp vier Millionen Euro mussten die Gemeindewerke im Jahresabschluss 2021 als Verlust verbuchen. Ursache für das tiefrote Geschäftsjahr war eine Abwertung der an das ambulante Therapiezentrum „PRO“ (Prävention-Rehabilitation-Oberland) gewährten Darlehen. Die im Gesundheits- und Bäderpark untergebrachte und 2019 gestartete Tagesklinik steckte als Tochterunternehmen der Werke von Anfang an in finanziellen Schwierigkeiten. Eine Rück㈠zahlung der Darlehensraten war nicht möglich. Ergo: Die Werke mussten die Tilgungszahlungen abschreiben.

Doch trotz der für Energieversorger nicht einfachen Zeiten (Stichwort: „Energiekrise“ im Zuge des Ukrainekriegs) haben die Werke ihre Zahlen konsolidiert. 2022 machte man „nur“ noch 1,23 Millionen Euro Miese und 2023 schrieb man wieder schwarze Zahlen. KU-Vorstand Stefan Ziegler, der seit November 2022 im Amt ist, sprach in der jüngsten Sitzung des Marktrats von einer „sehr, sehr positiven Entwicklung“: „Die Peißenberger Gemeindewerke sind wieder auf einem guten wirtschaftlichen Weg.“ Ziegler verkündete stolz, dass die Werke 2023 ohne zusätzliche Darlehensaufnahme auskamen und Schulden abbauen konnten. Das stärkt die Eigenkapitalquote (23,3 Prozent), die in den kommen Jahren weiter nach oben geschraubt werden soll. Denn: „Wer Eigenkapital hat“, so Ziegler, „der muss kein Fremdkapital aufnehmen.“

Stromvertrieb entwickelt sich gut

 Aber woraus resultieren die deutlich verbesserten Jahresabschlüsse? Natürlich war die Streichung der Darlehensforderungen an das Therapiezentrum ein einmaliger Akt. Aber auch der Stromvertrieb hat laut Ziegler eine „erfreuliche Entwicklung“ genommen. So würden die Werke weiterhin auf einen „stabilen Kundenstamm“ bauen können. Das Plus im Stromvertrieb lag 2023 bei satten 1,5 Millionen Euro (2022: knapp 500 000 Euro). Der Haken: Der Anstieg ist mit Sondereffekten verbunden. Die Werke rechnen mit Rückzahlungsverpflichtungen unter anderem im Zusammenhang mit der staatlichen Strompreisbremse. 1,2 Millionen hat man vorsorglich eingeplant – was laut Ziegler aber „sehr konservativ bewertet“ worden ist. Dennoch: Sollte es zu Rückzahlungsverpflichtungen an staatliche Stellen kommen, müsste die entstehende Finanzlücke in den folgenden Geschäftsjahren verbucht und aufgefangen werden. Am bereits testierten Jahresergebnis von 2023 ändert sich indes nichts mehr.

 Ziegler sprach im Gemeinderat von „wegweisenden Entscheidungen“, die in den vergangenen Monaten vom KU getroffen worden sind und „auf Peißenberg nachhaltig wirken“ werden. Der Vorstand verwies dabei unter anderem auf den Verkauf der Reha an einen privaten Investor („Damit konnten 35 Arbeitsplätze erhalten werden“), den Bau der neuen Rutschanlage und der Wasserkletterwand in der Rigi-Rutsch´n, auf den Anschluss von zwei Agri-PV-Freiflächenanlagen in Fendt sowie Roßlaich an das Stromnetz der Gemeindewerke und an die Sicherstellung der Trinkwasserversorgung. Im Sommer musste bekanntlich nach einer Keimbelastung ein Abkochverbot verhängt werden. Seitdem wird das Wasser gechlort. Bis zum Sommer 2025 soll am Hochbehälter am „Schweiber“ eine UV-Anlage eingebaut werden. Das wird Kosten verursachen – genau wie die bereits abgeschlossene Errichtung des neuen Hochbehälters, der laut Ziegler etwas teurer geworden ist. Die Investitionen in den Trinkwasser- und Abwasserbereich, aber auch die Inflation und Personalkostensteigerungen würden dazu führen, dass die Vierjahreskalkulation der Gebühren nicht aufgeht. Beide Sparten müssen laut den gesetzlichen Vorschriften aber kostenneutral geführt werden, das heißt, es dürfen keine Gewinne erwirtschaftet werden und Verluste müssen kompensiert werden.

Gebühren steigen womöglich

Auf Nachfrage von Jürgen Forstner (Freie Wähler), ob denn die Gebühren für Abwasser und Trinkwasser steigen würden, antwortete Ziegler: „Ich glaube ja.“ Der neue Kalkulationszyklus würde von 2026 bis 2029 reichen. Die Gemeindewerke wollen aber prüfen, ob auch ein Zweijahresrhythmus möglich ist. Etwas puffern könnte die Preiserhöhung zumindest im Abwasserbereich der geplante Anschluss der Hohenpeißenberger Abwasserkanalisation an die Peißenberger Kläranlage. Die Kosten würden dann auf einen größeren Nutzerpool verteilt werden.

Forderung nach Debatte über Rigi-Rutsch‘n

Walter Wurzinger (Freie Wähler) ist Mitglied im Verwaltungsrat der Gemeindewerke. Und als solcher nahm er auch im Gemeinderat nach dem Vortrag von Werke-Vorstand Stefan Ziegler kurz Stellung. „Es ist wichtig, dass sich die Gemeindewerke auf ihre Kernaufgaben fokussieren“, betonte Wurzinger. Dazu gehören die Bereiche der öffentlichen Daseinsvorsorge wie die Sparten „Wasser“, „Abwasser“, „Strom-Vertrieb“ und „Strom-Netz“, nicht aber der Betrieb der „Rigi-Rutsch´n“. Wurzinger stellte allerdings klar, dass der Bäderpark ein „wichtiger Bestandteil Peißenbergs“ und erhalten werden müsse: „Aber es muss auch finanzierbar sein.“ Es brauche deshalb eine Debatte über die künftige Konzeption: „Mit der Diskussion müssen wir 2025 anfangen“, so Wurzinger. Auch von Seiten der Werkleitung wurde bereits mehrfach kommuniziert, dass es in punkto „Rigi-Rutsch´n“ eine finanzstrukturelle Planung brauche. In den nächsten Jahren wird damit gerechnet, dass das Defizit des Bäderparks auf knapp zwei Millionen Euro steigen könnte (2023 lag es bei einer Million Euro und 2022 bei 1,4 Millionen Euro). Eine Belastung, die die Werke langfristig nicht werden stemmen können. Aus dem Gemeindehaushalt fließen aktuell nur 400 000 Euro als Verlustausgleich. Bislang hieß es von offizieller Seite, dass über die Rigi-Rutsch´n erst nach der Kommunalwahl 2026 debattiert werden soll.

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