Insolvenzen in Deutschland auf Rekordhoch: Prognose lässt Schlimmeres erahnen
Eine Trendumkehr immer weiter steigender Insolvenzen in Deutschland bleibt auch im März aus. Ihre Zahl nimmt weiter zu. Der Ausblick sieht noch schlimmer aus.
München – Nach einem branchenübergreifend wirtschaftlich schwierigen Jahr für zahlreiche Unternehmen ist eine Trendwende auch in diesem Jahr weiter außer Sicht. Im Gegenteil: Im März sowie im gesamten ersten Quartal 2025 stieg die Zahl der Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften nochmals an, wie aus einer heute veröffentlichten Analyse des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) hervorgeht.
Insolvenzen steigen im März nochmals um 2 Prozent gegenüber dem Februar-Wert an
Der Analyse des IWH zufolge stiegen die Insolvenzen in Deutschland im März dieses Jahres noch einmal an. Demnach meldeten die Amtsgerichte in jenem Monat bundesweit 1459 beantragte Firmeninsolvenzen. Dem IWH-Insolvenztrend zufolge sind das zwei Prozent mehr als noch im Vormonat Februar. Gegenüber März 2024 stieg die Zahl der Firmenpleiten damit um 12 Prozent und verglichen mit den durchschnittlichen März-Werten der Prä-Corona-Pandemie-Jahre 2016 bis 2019 gar um 46 Prozent.

Aus dem IWH-Insolvenztrend geht auch hervor, welch spürbare Auswirkungen Insolvenzen von besonders großen Unternehmen mit sich bringen: Der Analyse zufolge waren im März in den größten 10 Prozent der insolventen Unternehmen insgesamt mehr als 16.000 Arbeitsplätze betroffen. Damit liegt die Zahl der von einem Jobverlust betroffenen Beschäftigten zwar 13 Prozent unter dem Februar-Wert, aber dennoch 43 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. Verglichen mit dem Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2019 beträgt der aktuelle Wert jedoch mehr als das Doppelte.
Auch gegenüber dem Rekord-Insolvenz-Quartal Ende 2024 nahmen Insolvenzen im ersten Quartal 2025 zu
Die erneut angewachsene Zahl an Unternehmensinsolvenzen schlägt sich jedoch nicht bloß in den März-Daten nieder. Selber Trend zeigt sich auch für das gesamte erste Quartal 2025: Obwohl das vierte Quartal 2024 bereits als Insolvenz-Rekordquartal mit dem höchsten Wert seit der weitreichenden Finanzkrise 2008 und 2009 galt, stieg die Zahl an Insolvenzen im ersten Quartal 2025 demgegenüber nochmals um 1 Prozent an.
Steffen Müller, Leiter der IWH-Insolvenzforschung, sieht die noch immer sehr hohen Insolvenzzahlen nur partiell Teil in gegenwärtigen gesamtwirtschaftlichen Problemen begründet. „Extrem niedrige Zinsen haben Insolvenzen über viele Jahre verhindert, und während der Pandemie sind Insolvenzen von bereits zuvor schwachen Unternehmen aufgrund von Stützungsmaßnahmen ausgefallen“, betont Müller. Insgesamt habe der Zinsanstieg sowie der Wegfall von Stützungsmaßnahmen ab 2022 Nachholeffekte bei Insolvenzen ausgelöst. Müller sieht in den hohen Insolvenzzahlen „schmerzhafte, aber notwendige Marktbereinigungen“, die Platz für zukunftsfähige Unternehmen machen.
Konkret traf es in den ersten drei Monaten dieses Jahres insgesamt 4237 Personen- und Kapitalgesellschaften in Deutschland – hiervon waren industrielle Berufe am stärksten betroffen, schreibt das IWH. Beim Statistischen Bundesamt (Destatis) liegt jedoch keine Aufschlüsselung je nach Branche für insolvente Personen- und Kapitalgesellschaften vor.
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Für das gesamte Jahr 2025 zeichnet das Institut der deutschen Wirtschaft eine düstere Prognose
Wie aber sieht es in den einzelnen Bundesländern hierzulande betreffend neuer Unternehmensinsolvenzen aus, und welche Regionen sind am stärksten von ihnen betroffen? Mit Abstand die meisten Firmenpleiten entfielen im März laut dem Handelsblatt auf das einwohnerstärkste Bundesland, Nordrhein-Westfalen: Dort gab es im März insgesamt 339 Insolvenzen. Gefolgt wird NRW vom flächenmäßig größten Bundesland, Bayern: Hier gab es im Vormonat konkret 204 neue Insolvenzen. Rang drei der am stärksten von neuen Insolvenzen betroffenen Bundesländern nimmt im März Baden-Württemberg ein, wo es an der Zahl 147 neue Insolvenzen gab.
Wie lange könnte eine Trendwende betreffend immer weiter steigender Insolvenzen hierzulande noch auf sich warten lassen? Die Prognose des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeichnet hierzu eine wenig hoffnungsvolle Prognose für das anhaltende Wirtschaftsjahr 2025: Einer Mitte des Vormonats (19. März) veröffentlichten IW-Gesamtjahresprognose zufolge dürften bis Ende dieses Jahres insgesamt 25.800 Unternehmen hierzulande in die Insolvenz abrutschen. Damit würde die Anzahl insolventer Unternehmen bereits das vierte Jahr infolge ansteigen. Zudem würde sich – ausgehend von jenem vorausgesagten Wert – die Zahl insolventer Unternehmen im Vergleich zum Jahr 2021 damit nahezu verdoppeln. (fh)