Rettungsaktion mit Trillerpfeife: 22-Jähriger gerade noch rechtzeitig aus Karlsfelder See gerettet

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Dachau
  4. Karlsfeld

Kommentare

Zum zweiten Mal binnen weniger Tage mussten die Einsatzkräfte am Mittwochabend am Karlsfelder See eine untergegangene Person retten. Diesmal endete der Einsatz glücklich. © dn

Nur einer Kette von glücklichen Zufällen hat es ein 22-Jähriger aus Unterschleißheim zu verdanken, dass er am Mittwochabend im Karlsfelder See nicht ertrunken ist. Laut Wasserwacht wurde der junge Mann, der wohl Nichtschwimmer war, „Opfer der Abbruchkante“ im See.

Karlsfeld – Nur vier Tage, nachdem ein 49-Jähriger im Karlsfelder See ertrunken war, hat sich am Mittwochabend erneut ein Badeunfall in dem beliebten Freizeitgelände ereignet. Diesmal, so viel sei vorweggenommen, kam kein Mensch ums Leben. Allerdings ist dies nur einer Kette von glücklichen Umständen zu verdanken.

Wie Oliver Welter, Vorsitzender der Dachauer Kreiswasserwacht gegenüber der Heimatzeitung berichtet, treffen sich er und seine Kollegen nämlich jeden Mittwochabend im Sommer zum Schwimmtraining am Karlsfelder See. Weil derzeit das Wetter so schön ist, „saßen wir diesen Mittwoch nach dem Training noch so ein bissl beinander“.

Doch aus dem gemütlichen Trainingsausklang wurde gegen 19.30 Uhr plötzlich ein hektischer Notfall. Die Wasserwachtler hörten laut Welter nämlich „ein sehr lautes und sehr ausdauerndes Trillerpfeifen“. Sie wussten: „Da stimmt was nicht!“ Fahrer sogenannter Standup-Paddles, kurz SUP, haben Welter zufolge nämlich häufig Pfeifen dabei, um im Notfall auf dem Wasser auf sich aufmerksam machen zu können.

SUP-Fahrer pfiff und markierte Unglücksstelle

Tatsächlich entdeckten Welter und Co. auf dem Wasser einen SUP-Nutzer, der hektisch nach unten zeigte: Ein Mann sei dort untergegangen! Im Uferbereich standen bereits zahlreiche Passanten, die panisch den Notruf wählten und das Verschwinden eines jungen Mannes meldeten.

Und dann ging es schnell: Die Wasserwacht-Mannschaft sprang ins Boot, fuhr die gut 500 Meter über den See – „drüber heizen ging leider nicht, weil so viel los war“ – zur Unglücksstelle und ließ ihre Taucher ab. Nur gut fünf Minuten später konnte der leblose Mann in fünf Metern Tiefe gefunden und an Land gebracht werden.

Zwei Ärzte helfen bei Reanimation

Unterstützt von zwei Ärzten, die zufällig am See waren und die Szene glücklicherweise mitbekamen, wurde der Untergegangene erfolgreich animiert und in ein Münchner Krankenhaus gebracht. Über seinen aktuellen Gesundheitszustand kann die Dachauer Polizei auf Nachfrage nicht viel Neues berichten. Nur so viel: Der junge Mann, ein 22-Jähriger aus Unterschleißheim, sei am Leben.

Über die Umstände des Unglücks steht immerhin fest, dass laut Polizei „kein Fremdverschulden“ vorliegt. Wasserwachts-Vorsitzender Welter erklärt, dass der 22-Jährige wohl „nicht richtig schwimmen konnte“ und ein „klassisches Opfer der Abbruchkante“ des Sees geworden sei.

Diese Kante hatte in der Vergangenheit mehrfach zu Badeunfällen geführt. Der See war in den 1970er-Jahren von einer ehemaligen Kiesgrube zu einem Badesee ausgebaut worden. Welter zufolge „geht der Schwimmer erst ein paar Meter knietief, hüfttief ins Wasser, bevor das Gelände plötzlich steil abfällt“. Dies bestätigt auch die Polizei: Das Unglück am Mittwochabend habe sich „in Ufernähe, unter dem Seehaus“ ereignet; der 22-Jährige musste also von dem plötzlich abfallenden Gelände überrascht und schnell in fünf Meter Tiefe gesunken sein.

Dank an SUP-Fahrer und Ärzte

Wobei Welter betont, dass die meisten Wasserwacht-Einsätze am See – „sicher 90 Prozent“ – nicht auf Nichtschwimmer oder die Abbruchkante zurückzuführen seien. Vielmehr sei es „der ungezügelte Genuss von Alkohol oder anderen Substanzen“, der in Kombination mit der „bescheuerten Idee“, schwimmen gehen zu wollen, zu Notfällen führe. „Das ist einfach Selbstüberschätzung“, sagt Welter.

Alles richtig gemacht hat am Mittwochabend dagegen der SUP-Fahrer, wie Welter betont. Auch die beiden Ärzte hätten die Retter „professionell unterstützt“.

Übrigens: Als Badegast selbst ins Wasser zu springen und Untergegangene im Karlsfelder See zu retten, ist so gut wie unmöglich. Die Sicht im See ist aktuell trüb, dazu gibt es Strömungen. Welter: „Versuchen Sie mal, im Freibad, im klaren Chlorwasser, 3,80 Meter zu tauchen. Das ist schon schwer.“ Wie ungleich schwerer sei es da, einen leblosen Körper aus fünf Metern Tiefe nach oben zu holen? Am Mittwochabend hätten einige Passanten eine Rettung versucht, „aber sie haben alle nicht geschafft, den Mann zu finden“.

Auch interessant

Kommentare