Andreas Gabalier feiert Baywatch-Party im Münchner Olympiastadion
„Volks Rock’n’Roller“ Andreas Gabalier feierte pudelnass mit 60 000 Fans im Münchner Olympiastadion – und erfüllt sich mit seinem Star-Gast einen langen Wunsch. Unsere Kritik:
Es gibt diese eine Szene, die sich bei fast jedem Konzert von Andreas Gabalier so oder so ähnlich zuträgt. Der Abend ist weit fortgeschritten, Künstler und Publikum haben sich verausgabt. Dann sitzt, liegt oder – wie diesmal – kniet der Sänger am Bühnenrand. Schnauft. Und lässt den Applaus, vermutlich auch den Anblick auf sich wirken. Erhebt sich. Und setzt zum Schlussspurt an. Viermal hat der Österreicher bereits im Olympiastadion gespielt. Und auch, wenn manches sich bewährt hat, ist diesmal, beim „Olympiastadion 5.0“, einiges anders.
Das fängt beim Wetter an. Viermal hatten Gabalier und seine Fans Glück. An diesem Samstagabend (22. Juni 2024) hängen dagegen dunkle Wolken schwer über dem Stadion, es schüttet wie aus Kübeln. Ein bisserl schad ist’s ja schon. So viel Dirndlgwand, versteckt unter bunten Regencapes. „Deifelszeig, is des nass heut hier“, ruft Gabalier seinem in Teilen triefenden Publikum zu. Den Stimmungstest zu „Heidi“ absolvieren die rund 60 000 natürlich trotzdem mit Bravour.

Immerhin sind wir in München: Minga, das „Epizentrum des Volks Rock’n’Roll“. Obwohl die jüngste Auflage schon ein paar Jahre her ist, ist es für den Grazer Gabalier quasi ein Heimspiel. Das der 39-Jährige rockig und gitarrenlastig beginnt. Fast schon gewohnheitsmäßig mit einem Medley der Lieder, die jeder kennt. „Hulapalu“, „I sing a Liad für di“, „Halli Hallo“, er spielt sie an, alles auf Rock gebürstet. Es geht ja immer um Heimat bei Gabalier, ums Lebensgefühl, die Bodenständigkeit. Der Österreicher verzichtet bei diesem Besuch in München darauf, sie krampfhaft zu beschwören.
Überhaupt, er spielt ganz befreit auf. Wahrscheinlich, weil er weiß, dass die Fans mitgehen, ganz gleich, was passiert. Also trotzt er mit ihnen dem Regen. Das stets umjubelte Popokreisen zur Vollversion von „I sing a Liad für di“ mag er sich genauso wenig nehmen lassen wie das Bad in der Menge. Er gönnt sich und seiner Band, die auf hohem Niveau aufspielt, keine Pause.
Der Multiinstrumentalist wechselt von seinem Hirschgeweih-Mikrofonständer ans Klavier, an die Gitarre, das Akkordeon. Dass das handwerklich richtig gut ist, müssen selbst jene anerkennen, die mit Gabalier nicht viel anfangen können. Den Konzertbesuchern wird einiges geboten bei seinen Shows, bei denen er stets auf die kleinen Besucher schaut. Sie dürften die Euphorie nicht ganz verstanden haben, die sich schon im Vorfeld um Gabaliers groß angekündigten Stargast vor allem unter den älteren Fans breit gemacht hat.

Tatsächlich erfüllt sich der Sänger selbst einen Wunsch und bittet nach knapp zwei Stunden David Hasselhoff auf die Bühne. Der kommt, irgendwie passend bei diesem Regen, mit original „Baywatch“-Rettungsboje und im Gewand seiner Rolle Mitch Buchannon daher. Und wird im Gegensatz zu Komiker Mario Barth, der Gabalier zu Beginn des Konzerts anmoderiert und dabei den einen oder anderen Pfiff kassiert, lautstark umjubelt. Nachdem Hasselhoff Gabalier beigebracht hat, wie man in Zeitlupe rennt, performen sie „Crazy for you“, den „Baywatch“-Titelsong „I’m always here“ und natürlich „Looking for Freedom“ gemeinsam. Wobei „The Hoff“ sich selbst um eine Zugabe bittet, bevor er die Bühne verlässt.
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Andreas Gabalier mag auch nicht so recht gehen und reißt die Sperrstunde um 23 Uhr um einige Minuten. Zu schön ist das Lichtermeer zu „Amoi seg ma uns wieder“. Die Fans werden für ihre Ausdauer belohnt: Zum Ende des Konzerts lässt der Regen nach. Pudelnass oder im Trockenen: Stimmungsmäßig steht das „Olypiastadion 5.0“ seinen Vorgängern in nichts nach.