Die Münchner Kindl Brauerei bekommt einen Tiefbrunnen: Bier soll noch dieses Jahr fließen
Zurzeit entsteht an der Tegernseer Landstraße die neue Münchner Kindl Brauerei. Noch in diesem Jahr soll Bier fließt. So geht's mit dem Bau des Brauhauses weiter.
München wird bald um ein Bier reicher. Besser gesagt, ein uraltes Brauhaus erwacht wieder neu zum Leben. Die Münchner Kindl Brauerei. Dafür ist diese Woche ein massiver Bohrer an der Brauerei-Baustelle im Fasangarten angerollt. Denn: „Wir bohren gerade den Tiefbrunnen für unser Bier“, sagt Leo Sailer (29). Zusammen mit seinem Vater Dietrich und seinem Bruder Leo führt der das neue Brauhaus.

Der Tiefbrunnen ist Voraussetzung dafür, um überhaupt echtes Münchner Bier brauen zu können (siehe Kasten). Und das ist der Familie wichtig: „Wir wollen schließlich mit unserer Brauerei die Vielfalt der Münchner Biere erweitern, einen kulturellen Beitrag leisten“, sagt Sailer. Einen Familienbetrieb neben den Brau-Giganten wie Paulaner und Augustiner etablieren, die echtes Münchner Bier im Angebot haben.
150 Meter in die Tiefe: Der neue Brunnen der Münchner Kindl Brauerei
Und es geht voran. „Wir sind bei dem Brunnen schon bei einer Tiefe von 50 Metern angekommen“, sagt Sailer. Noch nicht tief genug: Mindestens 150 Meter soll der Brunnen in den Boden reichen, um das Wasser aus tiefen Schichten zu gewinnen. In vier bis fünf Wochen könnte das schon so weit sein, sagt Sailer. Dann wäre ein wichtiger Schritt hin zum neuen Genuss gemacht.

Hintergrund: Dietrich Sailer und seine Söhne Leo und Luis wollen die Traditionsbrauerei von 1880 wieder auferstehen lassen, die bis ins Jahr 1905 bestand und in der Rosenheimer Straße beheimatet war. „Die Idee haben wir schon seit vielen Jahren“, sagt Sailer. Doch ein passendes Grundstück dafür in München zu finden, war gar nicht so einfach. Vor etwas mehr als zwei Jahren wurden die Pläne dann konkret: Es begann der Bau des neuen Brauhauses auf dem Gelände einer ehemaligen Tankstelle an der Tegernseer Landstraße.
„Unsere Philosophie ist, die alte Handwerkskunst des Brauens zu praktizieren“
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Ein schmucker Backsteinbau samt Pferdekoppel – mithilfe der Tiere soll das Bier dann auch ausgefahren werden, ganz traditionell. Das sei ihnen wichtig. Insgesamt soll das Brauen mit traditionellen Mitteln passieren, mit teils historischen Gerätschaften: „Unsere Philosophie ist, die alte Handwerkskunst des Brauens zu praktizieren“, sagt Sailer. Abgefüllt wird das Bier dann auch nur in Holzfässern.

Bis es so weit ist, muss neben dem Tiefbrunnen auch noch ein wenig an dem Brau-Gebäude gewerkelt werden. Es fehlen noch die Böden, die technische Ausstattung – und ganz am Schluss kommt noch die Brauerei Anlage rein. Die stehe auch schon in den Startlöchern, so Sailer. Wann dann der erste Gerstensaft wirklich gezapft werden kann, stehe aber noch nicht fest. „Doch eins ist ganz klar: Wir wollen noch in diesem Jahr das erste Bier brauen.“
Münchner Bier
Bier aus München ist nicht gleich Münchner Bier. Denn: Originale Sorten aus der Stadt wie „Münchner Hell“ oder auch das Oktoberfestbier müssen nämlich mit Wasser aus einem Tiefbrunnen auf dem Stadtgebiet und Münchner Luft (ja, im Ernst!) hergestellt werden, so schreibt es die EU vor. Das gelang lange nur den sechs großen Münchner Brauereien: Hofbräu, Hacker-Pschorr, Paulaner, Augustiner, Löwenbräu und Sparten. Vor einigen Jahren legte dann auch die Brauerei Giesinger mit einem eigenen Münchner Bier nach. Und Münchner Kindl kommt jetzt auch dazu.