„Hunderte Restaurants werden schließen“: Mittelmeer-Insel gibt Deutschen Urlaubern schuld
Während Mallorca aus allen Nähten platzt, bleiben Restauranttische leer. Die Urlauber sparen am Essen und Gastronomen befürchten eine Pleitewelle.
Palma – Ausgerechnet in der Hochsaison herrscht in vielen Restaurants auf Mallorca gähnende Leere. Während die Insel im Sommer gewohnt stark besucht ist, kämpfen Gastronomen ums Überleben. „In diesem Jahr werden Hunderte von Restaurants schließen – der Sommer ist miserabel“, warnt Juanmi Ferrer, Präsident des Gastro-Unternehmerverbands CAEB Restauración, im Mallorca Magazin.
„Brötchen-Touristen“ stürzen Mallorcas Gastro-Szene in die Krise
Besonders dramatisch ist die Lage in beliebten Touristenorten wie Port de Sóller, Sant Elm oder Port d‘Alcúdia. Dort sind die Gästezahlen laut Ferrer um bis zu 40 Prozent zurückgegangen. „Wir waren früher ausgebucht, jetzt sind viele Lokale nur noch zu 60 Prozent belegt“, berichtet er. Der Grund für die Misere: Immer mehr Touristen sparen beim Essen. Die Branche spricht bereits von „Bocadillo-Touristen“ – also Urlaubern, die sich lieber im Supermarkt mit belegten Brötchen eindecken, statt ins Restaurant zu gehen.

Mallorca-Gastronomen klagen über fehlende Gäste: „Also sparen sie beim Essen“
„Die Urlauber haben zwar dasselbe Budget wie früher, aber Flüge und Hotels sind teurer geworden. Also sparen sie beim Essen: weniger Gerichte, kein Wein, keine Extras“, erklärt Ferrer. Der durchschnittliche Umsatz pro Tisch sei dadurch um zehn bis zwölf Prozent eingebrochen. Viele Urlauber können sich inzwischen gar keinen Sommerurlaub mehr leisten.
Auch in der Inselhauptstadt Palma zeigt sich das Problem deutlich. Am Paseo Marítimo, einst eine der gastronomischen Vorzeigemeilen, liegen die Besucherzahlen rund 20 Prozent unter dem Vorjahr – und das, obwohl dort im vergangenen Sommer noch Baustellen den Betrieb erschwerten. Besonders alarmierend: Selbst in beliebten Urlaubsorten wie Port de Sóller gewähren einige Restaurants ihrem Personal derzeit Urlaub – mitten im Juli, zur Hochsaison. Wie t-online berichtet, erinnert die Situation dort eher an einen Wintertag als an den touristischen Höhepunkt des Jahres.
Selbst auf der Prachtmeile bleiben die Gäste aus: 370 Restaurants mussten bereits schließen
Die Krise hat tiefe Wurzeln. Schon im vergangenen Jahr mussten 370 Restaurants auf der Insel dichtmachen. In diesem Jahr könnten es noch mehr werden. Zwar übernehmen vereinzelt neue Betreiber leerstehende Lokale, doch die Gesamtzahl der Gastronomiebetriebe ist bereits um rund drei Prozent gesunken.
Während die Einnahmen sinken, steigen die Kosten: höhere Mieten, teurere Lebensmittel, neue Tarifverträge mit höheren Löhnen. Eine Mischung, die viele Betriebe nicht mehr stemmen können. Für Ferrer ist klar: „Die Branche steht vor einer Umstrukturierung – überleben werden vor allem Lokale im unteren Preissegment. Für viele andere ist dieser Sommer das Ende.“ Ausgerechnet auf Mallorca, bereits Touristen-Regeln gelten, leiden nun viele Betriebe unter ausbleibenden Gästen. Ein Widerspruch, der zeigt, wie komplex die Situation auf der Urlaubsinsel geworden ist. (kiba)