Fratzscher kritisiert Babyboomer: Debatte um Generationenvertrag und Renten

DIW-Chef Marcel Fratzscher erzürnt mal wieder die FOCUS-online-Leser. Zum Artikel "Top-Ökonom Fratzscher: Verhalten der Babyboomer 'hat uns in die Krisen geführt'" reagiert die Community empört: Viele Leser sehen in seinen Thesen bloße Provokation und politischen Spin. Breiter Konsens: Nicht die Boomer, sondern die Politik habe Rentenreformen verschleppt und Systemfehler ignoriert. Andere verweisen auf Familienpolitik und gesellschaftliche Hürden beim Kinderkriegen. In unserer Leserdebatte zeigt sich: Fratzschers Schuldzuweisungen greifen zu kurz – die Wut richtet sich vor allem gegen Politik und System.

Verteilung der Meinung Fratzschers Boomer-Kritik
Verteilung der Meinung Fratzschers Boomer-Kritik FOCUS online

Kritik an Fratzscher und seinen Aussagen

Mit 38 Prozent ist die Gruppe der Fratzscher-Kritiker klar am stärksten vertreten. Viele Leser stellen seine Kompetenz grundsätzlich infrage, unterstellen ihm politische oder ideologische Motive und sehen seine Thesen eher als Provokation denn als ernsthafte Analyse.

"Ich nehme die Ansichten des Herrn Fratzscher zur Kenntnis, im Wissen, dass die Äußerungen nicht zutreffen. Oft, sehr oft, stimmt genau der gegenteilige Standpunkt. Darauf kann man sich einstellen."  Zum Originalkommentar

"Immer das Gegenteilige tun, was Fratzscher meint. Dann würde die Politik schon vieles richtig machen!"  Zum Originalkommentar

"Es gibt keinen Ökonomen, der soviel Unsinn erzählt. Da belegt er den Spitzenplatz."  Zum Originalkommentar

"Was Fratzscher geflissentlich verschweigt, ist, dass Menschen seines Schlages (die Sozialisten des DIW sowie die SPD) eine Reform des Systems hin zu mehr Kapitalanlagen seit Jahrzehnten verhindert und die Menschen in dieses dysfunktionale System gezwungen haben. Seit mindestens 40 Jahren ist bekannt, dass das System als Umlagesystem nicht funktioniert. Aber einer Lösung haben sich die Sozis immer verweigert, auch auf anraten des DIWs." Zum Originalkommentar

"Ich habe den Eindruck, dass Herr Fratzscher nur provozieren möchte. Zuerst sollen die Rentner ran, dann haben die Babyboomer zu wenig Kinder in die Welt gesetzt, dabei blendet der sogenannte Experte aus, dass die Politik der letzten Jahre bis in die Gegenwart in nahezu allen Feldern versagt: Digitalisierung, Migration, Bildungspolitik oder auch die ausbleibende Wirtschaftspolitik. Solche Experten braucht das Land nicht." Zum Originalkommentar

Generationenvertrag und Rentenpolitik

22 Prozent der Kommentare befassen sich mit dem Generationenvertrag und der Rolle der Babyboomer. Viele verteidigen diese Generation gegen Schuldzuweisungen und verweisen darauf, dass die Probleme weniger an individuellen Entscheidungen als vielmehr am System und an politischen Rahmenbedingungen liegen. Kritisiert werden eine verfehlte Rentenpolitik, jahrzehntelang blockierte Reformen sowie die Konstruktion des Umlagesystems. Der Hinweis, es seien "zu wenige Kinder geboren" worden, wird als verkürzte Argumentation empfunden.

"Wenn zu wenige Kinder geboren werden, um den Generationenvertrag zu erfüllen, dann ist das Fakt. Offensichtlich hat der Vertrag Schwächen und ein sogenannter Experte sollte da vorsichtig sein mit Schuldzuweisungen und noch mehr die Bürger nicht mit abwegigen Sanktionen drohen." Zum Originalkommentar

"Als die Babyboomer als Beitragszahler all die politisch motivierten leistungsfremden Ambitionen der Politik fleißig erarbeiteten und durch die Rentenkasse finanzierten, war von den Fratzschers dieser Republik nichts zu hören."  Zum Originalkommentar

"Warum gibt man dieser Person immer eine Plattform? Die Babyboomer haben häufig 45 bis 50 Jahre eingezahlt, dabei Frühverrentung finanziert! Dazu mannigfaltige Griffe in die Sozialkassen. Schon mit Geburt war klar, dass diese Boomer dann auch mal in Rente gehen. Generationenvertrag ist nicht Gelder verschenken."  Zum Originalkommentar

"Also sind die Babyboomer schuld, dass sie bei dem Schneeballsystem des Staates nicht genug neue Leute geboren (akquiriert) haben? Bin nicht aus der Babyboomer-Generation, halte es trotzdem für eine steile These."  Zum Originalkommentar

Politik, politische Verantwortung und Einflussnahme 

Einige Leser machen die Politik direkt verantwortlich. Sie werfen den Regierungen der vergangenen Jahrzehnte vor, Klientelpolitik betrieben zu haben. Viele sind überzeugt, dass nicht die Babyboomer, sondern die politische Untätigkeit die eigentliche Ursache der heutigen Schieflage ist. Immer wieder taucht der Vorwurf auf, Fratzscher sei der SPD zu nah und betreibe politische Gefälligkeit.

"Kann dem Fratzscher mal jemand beibringen, dass nur Politiker die aktuellen Probleme verursacht haben. Er hat nur eines verstanden, der Bundesbürger darf die Rechnung begleichen."  Zum Originalkommentar

"Er bereitet doch nur den Weg für seine SPD-Kollegen in der Regierung."  Zum Originalkommentar

"Das Thema interessierte die Politiker nicht, es gibt im Bundestag ja kaum gesetzlich Rentenversicherte, und ein Minister bekommt nach vier Jahren so viel Rente, da können die GRV nur davon träumen. Ich habe auch keinen Generationenvertrag unterschrieben. Die Politik hat das immer auf die lange Bank geschoben."  Zum Originalkommentar

"Der Mann hat doch ein SPD-Parteibuch. Wenn der Staat sich nicht immer in der Rentenkasse bedienen würde und davon Leistungen für Nichtbeitragszahler finanzieren würde, dann wäre genug Geld da."  Zum Originalkommentar

"Das ist ja so ein Schwachsinn, was der von sich gibt. Unsere Regierungen der letzten 30 Jahre hatten die Möglichkeit etwas zu ändern in der Rentenpolitik. Aber keiner hat es sich gewagt an das Thema. Jetzt ist das Kind in den Brunnen gefallen, und nun sind die Babyboomer schuld?"  Zum Originalkommentar


Familienpolitik und soziale Gerechtigkeit 

Neun Prozent der Leser legen beim Thema Renten und Generationengerechtigkeit den Fokus auf Familienpolitik. Sie kritisieren finanzielle und gesellschaftliche Hürden beim Kinderkriegen, machen staatliche Versäumnisse für die Kinderlosigkeit verantwortlich und fordern unterschiedliche Rentenregelungen für Eltern.

"So ein Quatscher! Die Politik der letzten sechzig Jahren hat das Kinderkriegen unattraktiv gemacht. Die Beziehungen wurden oberflächlich, Scheidungen zu einfach, Männer benachteiligt. Ich selbst wollte aus diesem Grund keine Kinder."  Zum Originalkommentar

"Wenn eine Babyboomerin Kinder bekommen hat, musste sie einige Zeit beruflich zurückstecken und auch dann meist einen schlecht bezahlt Job annehmen. Dementsprechende ist die Rente geringer, als bei einer Frau ohne Kinder. Warum soll dann die Frau mit Kindern auch noch ein soziales Jahr machen? Warum nicht die Menschen welche keine Kinder haben?"  Zum Originalkommentar

"Die Boomer haben keine Kinder bekommen, weil die Steuerlast immer höher wurde. Plötzlich brauchte man zwei Gehälter, um über die Runden zu kommen. Das war alles staatlich gewollt. Die Industrie wollte die Frauen in ihre Werke stopfen, und bekam sie quasi zum Nulltarif."  Zum Originalkommentar

"Da hätte der Staat doch eingreifen können, durch wesentlich höhere Rentenbeiträge für Kinderlose. Der Staat mischt sich doch sonst überall ein."  Zum Originalkommentar

"Warum funktioniert das Rentensystem in den Niederlanden, Schweden oder Österreich? Das Problem ist auch, dass immer mehr in die Sozialsysteme kommen, die nie ein Cent einzahlen."  Zum Originalkommentar

Arbeitsmarkt und gesellschaftlicher Wandel 

Acht Prozent vergleichen die Leistungen und Bedingungen der Babyboomer mit denen der jüngeren Generation, kritisieren die fehlende Bereitschaft der Jungen zu gesellschaftlichem Einsatz und fordern eine differenzierte Betrachtung gesellschaftlicher Veränderungen.

"Wir Babyboomer hatten es in vielem schwer z.B. beim Berufseinstieg, weil nämlich ein deutliches Überangebot an Arbeitssuchenden bestand, gerade auch in akademischen Berufen. Die heute Jungen haben es sehr einfach, wenn sie leistungswillig sind."  Zum Originalkommentar

"Ich bin mir ziemlich sicher, die Misere liegt an so einigem, aber nicht an den Babyboomern. Herr Fratzscher, als 'Top-Ökonom' sollten Sie eigentlich wissen, dass das größte Problem der Menschheit die Überbevölkerung ist, und auch Deutschland platzt aus allen Nähten: Wohnungsmangel, Bodenversiegelung, teure Energie."  Zum Originalkommentar

"Einen wesentlichen Beitrag leistete das Wahlverhalten der Boomer und dessen zu Regierungen gewordenes Ergebnis."  Zum Originalkommentar

Sonstiges & Ironie 

Manche Kommentare verarbeiten die Debatte mit Ironie und Spott. Fratzschers Thesen werden karikiert. Manche deuten seine Vorschläge bewusst als Satire, andere machen sich allgemein über die Zunft der Top-Ökonomen lustig.

"Es ist immer wieder interessant, was sich Top-Ökonomen so alles einfallen lassen!"  Zum Originalkommentar

"Klasse dieser Fratzscher. Seine Parodien eines 'Top-Ökonomen' sind nahezu genial und super überspitzt. Wann geht er mit seinem Parodienprogramm endlich auf Tournee? Ich möchte ihn gerne mal live sehen."  Zum Originalkommentar

"Was der Unsinn labernde Fratzscher noch vergessen hat, die Babyboomer sind natürlich auch am Klimawandel schuld."  Zum Originalkommentar

"Die Überlegungen von Herrn Fratzscher sind doch wohl als Satire zu verstehen – oder? Soziale Sicherung ist mit einer Spardose vergleichbar (ein Ding, dass Gen X und Z überhaupt nicht kennen): Man kann erst etwas herausnehmen, wenn man vorher etwas hinein gesteckt hat."  Zum Originalkommentar

"Der liebe Gott hat das Denken vor das Reden gestellt – Ausnahme bei den Fratzschers dieser Welt."  Zum Originalkommentar


 

Rentenfinanzen und Systemkritik

Sieben Prozent kritisieren das Rentensystem als solches, fordern mehr Beitragsgerechtigkeit und Transparenz, und bemängeln fehlende Berücksichtigung moderner Entwicklungen wie Automatisierung. Auch die Verteilung der Rentenbeiträge steht in der Diskussion.

"'In den 1960er-Jahren trugen sechs Beschäftigte einen Rentner.' Das ist auch eine Folge der Automatisierung. Wie hat denn die SPD in der Brandt-Ära von humanen Arbeitsplätzen, Automatisierung und Automatensteuerung fabuliert. Fast alles ist eingetroffen, nur mit der Automatensteuer hapert es gewaltig."  Zum Originalkommentar

"Leistungen aus den Sozialsystemen nur für die, die auch lange genug einbezahlt haben Dann sollte das Problem gelöst sein."  Zum Originalkommentar

Die Leserreaktionen zeigen: Der Vorwurf an die Babyboomer, für die aktuellen gesellschaftlichen Krisen hauptverantwortlich zu sein, entfacht weiterhin eine kontroverse Debatte über Generationengerechtigkeit, politische Verantwortlichkeiten und die Zukunft des Rentensystems. Diskutieren Sie mit: Sind die Herausforderungen bei Rente und Generationengerechtigkeit wirklich eine Frage individueller Verantwortung – oder liegt der Schlüssel eher bei Politik und Gesellschaft? Wie könnte ein generationenübergreifender Ausgleich gelingen?

Hinweis: Die in diesem Artikel zitierten Kommentare geben ausschließlich die Meinungen unserer Leser wieder und wurden inhaltlich nicht verändert. Die Analyse, Auswertung und thematische Gruppierung der Kommentare erfolgt automatisiert mithilfe Künstlicher Intelligenz.