Einbrüche in Grünwald: Zahl der Taten steigt – Polizei und Experte schätzen Lage ein

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Die Zahl der Einbrüche in Grünwald und Umgebung steigt, ein besonders brutaler Fall schockierte jüngst das Isartal. (Symbolfoto) © Symbolbild: Frank Rumpenhorst/dpa

Die Zahl der Einbrüche in Grünwald und Umgebung steigt, ein besonders brutaler Fall schockierte jüngst das Isartal. Die Polizei und ein Experte schätzen die Lage ein.

Die Nerven in Grünwald und Umgebung liegen blank. Es vergeht nahezu keine Woche, in der nicht in eine Wohnung oder eine Villa eingebrochen wird. Das prominenteste Beispiel war noch vor Weihnachten das Anwesen des ehemaligen FC-Bayern-Vorstandsvorsitzenden Karl-Heinz Rummenigge in Grünwald. In den nachfolgenden Wochen setzte die Polizei eine Reiterstaffel ein, die am Isarhochufer Präsenz zeigte und das Gefühl von Sicherheit erhöhen sollte. Aber besonders ein Ereignis im Isartal sorgte für Entsetzen: als im Frühling ein Pullacher Ehepaar bei einem brutalen Raubüberfall in den eigenen vier Wänden misshandelt worden ist. Keiner von beiden war im Anschluss ansprechbar. Die Polizei versucht, zu beruhigen.

Im Landkreis, speziell in Grünwald, so teilt das Polizeipräsidium auf Nachfrage mit, hat es eine Zunahme der Wohnungseinbrüche im Jahresvergleich gegeben. Nach einem Rückgang während der Pandemie – viele waren oft zu Hause – sind die Zahlen sogar wieder zurück auf dem Vor-Corona-Niveau. Eine Entwicklung, auf die die Polizei reagiert: Neben zusätzlichen Kräften wie Reiterstaffeln oder Einsatzhundertschaften kommen Drohnen und Hubschrauber zum Einsatz. Auch Schwerpunkteinsätze hat es gegeben. Ziel sei es, Straftätern das Vorgehen so schwer wie möglich zu machen und das Risiko, dass sie entdeckt werden, zu maximieren. Die Polizei betont, dass Einbrüche kein ausschließliches Phänomen des südlichen Landkreises sind. Andere Inspektionen verzeichnen ähnliche Belastungen. In Grünwald würden die Fälle jedoch besonders auffallen, da aufgrund der wohlhabenden Bevölkerung viel zu holen ist.

Ob es einen Ausbau von Alarm㈠anlagen mit direkter Verbindung zur Dienststelle gibt, dazu liegen der Polizei keine Daten vor. Dirk Bienert von der Oberhachinger Firma Blockalarm hat sich auf Sicherheitssysteme für zu Hause spezialisiert. Sein Unternehmen produziert Alarmanlagen, die mit moderner Computertechnik bereits erkennen können, dass sich jemand an Fenstern oder Türen zu schaffen macht. In Grünwald und Umgebung sind die Anlagen stark gefragt.

Reiterstaffel in Grünwald
Die Reiterstaffel hat unlängst in Grünwald patrouilliert. © Jens Hartmann für tz/Merkur

Einen massiven Anstieg an Nachfragen registriert er seit Herbst 2024: „Man sagt ja immer: In der dunklen Jahreszeit beginnt die Einbruchswelle. Aber in diesem Jahr hört sie gar nicht auf.“ Ein solches Frühjahr wie heuer habe er selbst innerhalb von 25 Jahren noch nicht erlebt. In einer Straße brechen sie ein. Dann rüsten alle Anwohner auf. Kurze Zeit später trifft es einen Straßenzug in der Nähe. Dem Oberhachinger Unternehmer fällt auf, dass die Einbrecher aktuell immer wieder kommen.

Seine Erkenntnisse im Hinblick auf die Einbruchszahlen decken sich nicht mit der Statistik der Polizei. Beispiel Straßlach-Dingharting im Jahr 2024. Hier hat der Alarm-Spezialist einmal gewohnt, betreut dort viele Kunden und weiß von mehreren Fällen, die Behörde allerdings von keinem einzigen. Einbruchsschutz fängt laut Bienert schon im Kleinen an. Er kennt eine alte Dame, die eine Hundeleine an der Eingangstür aufgehängt hat, vor der Terrassentür schwere Bauarbeiterstiefel. Beides Abschreckungsmaßnahmen. Auf der anderen Seite nutzen die Einbrecher selbst auch Tricks. Werden sie in der Wohnung erwischt, haben sie oft ein Fläschchen Schnaps dabei. „Diesen schlucken sie hinunter, dann sieht die Strafe schon mal ganz anders aus.“

Dirk Bienert von der Oberhachinger Firma Blockalarm
„Man sagt ja immer: In der dunklen Jahreszeit beginnt die Einbruchswelle. Aber in diesem Jahr hört sie gar nicht auf“, sagt Dirk Bienert von der Oberhachinger Firma Blockalarm. © privat

Bei der Wahl der Alarmanlage ist ein Punkt nicht zu unterschätzen. Es nutzt die perfekte Alarmanlage nichts, wenn man sie nicht einschaltet, weil der Code so lang ist. Dirk Bienert kennt einen Fall eines Grünwalders, der nie die Notwendigkeit einer Alarmanlage in Erwägung gezogen hat. Er hat dann in der Videoaufzeichnung sehen können, wie die Einbrecher mit dem Schubkarren aus dem Garten den Tresor zum Auto geschafft haben. Er hofft, dass es in Zukunft regelmäßig Informationsabende mit Polizei und Fachexperten gibt, die Aufklärung betreiben.

Etwa bei der Hälfte aller Einbrüche bleibt es laut Polizei beim Versuch. Dies verdeutliche, wie wichtig es sei, Verhaltenshinweise zu beachten und Häuser auf Einbruchsicherheit überprüfen zu lassen. Vorfälle wie der Wohnungsraub in Pullach Anfang April beeinträchtigen das Sicherheitsgefühl der Anwohner enorm. Die Polizei arbeite hier in Zusammenarbeit mit der Kripo intensiv daran, dass sich die Bewohner geschützt und sicher fühlen.

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