Putin brachte „Monster der Menschheitsgeschichte“ zurück – Historiker über Russlands Imperialismus im Ukraine-Krieg

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In früheren Jahrhunderten war es gang und gäbe, dass Länder einander überfielen. Russland habe dieses Tabu zurückgebracht, mahnt Yuval Harari.

Kiew – Russlands Imperialismus als „eines der schlimmsten Monster der Menschheitsgeschichte“: Der Historiker Yuval Noah Harari hat bedeutungsschwangere Worte gewählt, um den aktuellen Ukraine-Krieg zu beschreiben, den Aggressor Russland im Februar 2022 begonnen hat. Dies äußerte er bei der 20. Ausgabe der Yalta European Strategy (YES) in Kiew.

Weiter äußerte er; „Wir dachten, wir hätten es für immer begraben, diesen Imperialismus, aber er taucht wieder auf. In der Menschheitsgeschichte war die grundlegende Voraussetzung für das Leben aller Menschen auf der Erde, dass jederzeit Nachbarn das Territorium eines anderen Landes einfallen, die Bevölkerung dort töten, ganze Länder erobern und unterwerfen konnten.“

Russlands Ukraine-Krieg stellt „grundlegende Werte und Normen der Weltordnung“ in Frage

Dies sei die Situation „während der gesamten Menschheitsgeschichte“ gewesen und „in der Tat die Bedeutung des Begriffs Imperialismus”, stellte der israelische Hochschullehrer klar. Harari bezeichnete den Ukraine-Krieg als den bedeutendsten Konflikt der Welt. „Es scheint mir, dass dieser Krieg der wichtigste Konflikt ist, der heute weltweit stattfindet. Vielleicht ist es das Ende des Kalten Krieges.“

Der Krieg stelle „all diese grundlegenden Werte und Normen der Weltordnung, des Weltsystems in Frage”, so Harari. Ein anderes Land zu übernehmen, weil man stärker sei, sei zum Tabu geworden in den letzten Generationen.

Russlands Präsident Wladimir Putin
Russlands Präsident Wladimir Putin hat im Februar 2022 den Befehl erteilt, die Ukraine zu überfallen. (Archivfoto) © Alexander Kazakov/Kremlin Pool/Imago

Ukraine-Krieg: Imperialismus als „vergessenes“ Tabu

Viele Länder hätten aber gerade weil das Tabu so effektiv gewesen sei vergessen, was Imperialismus bedeute, obwohl von kulturellem und wirtschaftlichem Imperialismus gesprochen worden sei. Die wahre Bedeutung des Begriffs sei vergessen worden.

Bis jetzt. Durch Russland sei der alte Imperialismus zurück in die Welt gekommen. „Wenn Russland in der Ukraine nicht gestoppt wird, wird sich dieser Imperialismus auf der ganzen Welt ausbreiten“, befürchtet Harari. Putin habe selbst von der Zerstörung der Ukraine gesprochen. Jede eroberte Region würde von Russland annektiert, erinnerte er. „Dies ist sehr schädlich für das internationale System und für Menschen auf der ganzen Welt.” Wenn Putins Plan aufginge, wäre das Resultat „der ultimative Zusammenbruch der globalen Ordnung“.

Nehmen sich andere Länder ein Beispiel an Russland und Putin?

Wenn Putin gewinne, könnten sich andere Länder wie etwa in Afrika oder Südamerika ein Beispiel nehmen und exorbitante Summen für das Militär ausgeben, anstatt in Infrastruktur, Bildung oder Gesundheit zu investieren. Er verglich die aktuelle Situation mit dem Zweiten Weltkrieg. „Es kann wieder passieren“, mahnte er. Osteuropa-Historiker Martin Schulze Wessel bezeichnete Putin indes als „Gefangenen seiner eigenen Ideologie“. (cgsc)

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