Israel tötet Hisbollah-Anführer – die Reaktionen auf Nasrallahs Tod

  1. Startseite
  2. Politik

Kommentare

Nach der Tötung des Hisbollah-Chefs Nasrallah fallen die Reaktionen gemischt aus. Einige stellen sich hinter Israel. Andere äußern offene Drohungen.

Beirut – Nach der Tötung des Hisbollah-Kommandanten Hassan Nasrallah durch einen Luftschlag auf die libanesische Hauptstadt Beirut zeigt sich Israel zufrieden. Die USA stellen sich weiterhin hinter das Land. Doch längst nicht alle sind begeistert.

In einer TV-Ansprache hat sich der Sprecher der israelischen Verteidigungskräfte (IDF), Daniel Hagari, erleichtert über den Tod Nasrallahs gezeigt. Dieser sei „einer der größten Feinde Israels überhaupt“ gewesen. Trotzdem sei der Einsatz Israels „noch nicht vorbei, die Hisbollah hat noch mehr Möglichkeiten“, so Hagari. Das israelische Militär sei weiterhin „rund um die Uhr in höchster Alarmbereitschaft“.

Israel tötet Hisbollah-Anführer in Beirut – das sind die Reaktionen auf Nasrallahs Tod

US-Präsident Joe Biden bezeichnete die Tötung von Hassan Nasrallah als „Maßnahme der Gerechtigkeit für seine vielen Opfer“, unter denen „Tausende von Amerikanern, Israelis und libanesischen Zivilisten“ gewesen seien. Er betonte weiterhin, dass die USA das Recht Israels, sich gegen die Hisbollah, die Hamas, die Huthis im Jemen und „jede andere vom Iran unterstützte Terrorgruppe“ zu verteidigen, „uneingeschränkt unterstützen“. Daher habe er das Pentagon angewiesen, die Verteidigungsbereitschaft der US-Streitkräfte im Nahen Osten zu erhöhen, um „Aggressionen abzuschrecken“, so Biden weiter.

Der getötete Hisbollah-Anführer Hassan Nasrallah.
Der getötete Hisbollah-Anführer Hassan Nasrallah. © IMAGO/Dohrn Michael/ABACA

Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hat sich hingegen besorgt über eine weitere Eskalation im Nahen Osten gezeigt. Im ARD-„Bericht aus Berlin“  bezeichnete sie die dortige Lage als „brandgefährlich“ und übte zugleich Kritik an Israels Vorgehen. „Es droht die Destabilisierung des ganzen Libanons. Und das ist in keinster Weise im Interesse der Sicherheit Israels“, so die Grünen-Politikerin. Zwar verstehe sie den Wunsch Israels, sich zu verteidigen, das sei jedoch nur eine Seite der Medallie. „Die Militärlogik, das ist die eine, mit Blick auf die Zerstörung von Hisbollah-Terroristen. Aber die Sicherheitslogik ist eine andere“, mahnte Baerbock. Sie erinnerte ebenfalls an die Forderung nach einem 21-tägigen Waffenstillstand im Libanon.

Als Reaktion auf Israels Luftschläge: Staatsoberhäupter fordern Waffenstillstand im Nahen Osten

Einen solchen forderte auch Chinas Außenminister Wang Yi. Vor der UN-Generalversammlung erklärte er, dass es keine Verzögerung bei der Erreichung eines „umfassenden Waffenstillstands“ im Nahen Osten geben dürfe. Eine Zwei-Staaten-Lösung zwischen Israelis und Palästinensern bleibt ihm zufolge der einzige Ausweg aus den Spannungen in der Region.

UN-Generalsekretär Antonio Guterres äußerte Besorgnis über „die dramatische Eskalation der Ereignisse in Beirut in den letzten 24 Stunden“. Der „Kreislauf der Gewalt“ müsse jetzt aufhören. „Alle Seiten müssen vom Abgrund zurücktreten. Die Menschen im Libanon, in Israel und in der gesamten Region können sich einen totalen Krieg nicht leisten“, so Guterres auf dem Kurznachrichtendienst X.

Recep Tayyip Erdoğan, der türkische Präsident, ging Israel scharf an. In einem Post auf X schrieb er, dass die libanesische Bevölkerung das neue Ziel von „Israels Politik des Völkermords, der Besetzung und Invasion“ sei. Diese habe im vergangenen Jahr mit dem Krieg in Gaza nach den Angriffen der Hamas vom 7. Oktober auf Südisrael begonnen. „Die israelische Regierung wird immer rücksichtsloser, da sie von den Mächten, die Waffen und Munition für ihre Massaker liefern, verhätschelt wird; sie widersetzt sich jeglicher Menschlichkeit, menschlichen Werten und dem Völkerrecht“, so Erdoğan. Es sei daher Aufgabe der globalen Strukturen, insbesondere des UN-Sicherheitsrats, rasch zu handeln.

Der Iran droht Israel nach Nasrallahs Tod – Hamas und Huthi-Rebellen stellen sich hinter Hisbollah

Aus dem Iran kamen hingegen unverhohlene Drohungen. Berichten zufolge sagte der erste Vizepräsident des Iran, Mohammad Reza Aref, dass die Tötung Nasrallahs die „Zerstörung“ Israels zur Folge haben werde. „Wir warnen die Anführer des Besatzungsregimes, dass das ungerechte Blutvergießen ... insbesondere des Generalsekretärs der Hisbollah, des Märtyrers Seyyed Hassan Nasrallah, ihre Zerstörung zur Folge haben wird“, zitiert die iranische Nachrichtenagentur Isna Aref. Der oberste Führer des Iran, Ayatollah Ali Khamenei, gab auf X ebenfalls eine Reihe von Erklärungen ab. Unter anderem äußerte er dort, dass Nasrallah ein Märtyrer gewesen sei. Israel, „das bösartige zionistische Regime“ habe „durch diese Gräueltat nicht gesiegt“.

„Seine Eminenz, der Meister des Widerstands, der rechtschaffene Diener, ist verstorben, um bei seinem Herrn zu sein, der mit ihm als großem Märtyrer zufrieden ist“, lautet das Statement der Hisbollah zu ihrem getöteten Anführer. Die Miliz gelobt darin „ihren Dschihad fortzusetzen, indem sie sich dem Feind [Israel] entgegenstellt, Gaza und Palästina unterstützt und den Libanon und sein standhaftes und ehrenwertes Volk verteidigt“. Die Huthi-Miliz aus dem Jemen und die Hamas bekundeten ihre volle Unterstützung. „Die Ermordung von Hassan Nasrallah wird den Willen des Widerstands nicht brechen und wir sind zuversichtlich, dass die Besatzung den Kampf verlieren wird“, so der hochrangige Hamas-Funktionär Sami Abu Zuhri gegenüber Reuters. (tpn)

Auch interessant

Kommentare