Tittooing: Herz statt Brustwarze - Was hinter dem neuen Tattoo-Trend steckt

Was genau ist Tittooing?

Tittoing ist das Tätowieren von gesunden, noch vorhandenen, originalen Brustwarzen. Diese können dadurch beispielsweise in ihrer Form oder Farbe geändert werden, wenn über die gesamte Brust eine Tätowierung vorgenommen wird. 

Während früher die Brustwarze grundsätzlich ausgelassen wurde, bedeutet Tittooing hingegen, dass beim Tätowieren die Brustwarze mitbedeckt wird. Alternativ kann so aus der Brustwarze eine Herzform gemacht werden, so wie das Michaela Schäfer als wahrscheinlich bekanntestes Beispiel machen lassen hat.

Über Andy Engel

Der weltweit renommierte Tätowierer und dreifache Familienvater ist Spezialist für fotorealistische Tätowierungen (3D-Tattoos). Seit 2008 behandelt Andy Engel Brustkrebspatientinnen im Rahmen der medizinischen Brustwarzenrekonstruktion auch mit fotorealistischen Tätowierungen, um die nach einer Mastektomie entfernten Brustwarzen optisch wiederherzustellen. Seit 15 Jahren hilft er Betroffenen, unterstützt von verschiedenen Ärzten, mit der Behandlung ein fehlendes Stück Lebensqualität zurückzugeben. Zudem schult er die dem bundesweiten Netzwerk angeschlossenen Tätowierer und Tätowiererinnen, um medizinische Tätowierungen anbieten zu können.

Wie beliebt ist der Trend bei Ihren Kund*innen? Wird häufiger danach gefragt?

Hin und wieder hat sich mal jemand danach erkundigt, jedoch aktiv dafür entschieden hat sich bei uns noch niemand. Daher haben wir das bei uns im Studio auch noch nicht durchgeführt.

Kommt Tittooing für jeden oder jede in Frage oder gibt es evtl. auch Risiken, die zu beachten sind?

Mir sind keine Risiken bekannt, die hierbei zu beachten wären. Jedoch bin ich mir nicht sicher, ob für eine Frau, die noch keine Kinder hat, aber irgendwann Kinder haben und diese stillen möchte, das Tattoo letztendlich ein Problem darstellt. 

Da wir das noch nicht in unserem Studio gemacht haben, kann ich das nicht so genau beantworten. Jedoch haben wir bei Frauen, die an Brustkrebs erkrankt sind, und nach einer Mastektomie ein- oder beidseitig ihre Brustwarzen verloren haben, diese fotorealistisch rekonstruiert und tätowiert.

Wie stehen Sie grundsätzlich zu diesem Trend?

Wer das möchte, soll das gerne haben! Trends kommen und gehen, da kann man nicht wirklich viel zu sagen. Ich stehe jedem Trend grundsätzlich erst einmal offen gegenüber, solange es verantwortungsvoll gemacht wird. Dementsprechend muss eine ordentliche Aufklärung der Kunden über die möglichen Risiken erfolgen, da Brustwarzen nicht nur ein besonderes Hautareal sind, sondern elementar wichtig – vor allem bei der Frau. 

Es ist darauf hinzuweisen und muss darüber aufgeklärt werden, dass das Tattoo danach nicht mehr weggeht und die Brustwarzen damit schlussendlich überdeckt sind. Das könnte irgendwann eventuell doch mal ein Problem sein, denn vielleicht gefällt es der- oder demjenigen irgendwann nicht mehr und man hätte seine ursprünglichen Brustwarzen gerne wieder zurück. Im Grunde sehe ich bei dem Trend eigentlich kein Problem, aber man muss es sich wirklich gut überlegen und alles mit der Kundin oder dem Kunden gut und ordentlich vorab durchsprechen.

Gibt es einen Unterschied zwischen dem Tätowieren eines Permanent Make-Ups, wie dem Tittooing und der Brustwarzenrekonstruktion, auf die Sie spezialisiert sind?

Meiner Meinung nach hat Permanent Make-Up nichts mit Tittooing zu tun. Tittooing ist das Tätowieren einer originalen, noch vorhandenen, Brustwarze in irgendeiner besonderen Form wie beispielsweise einem Herz, Kleeblatt oder ähnlichem oder dem Einbinden in ein Chestpiece. Eine medizinische Brustwarzenrekonstruktion per Tattoo ist die Rekonstruktion und Nachbildung einer fotorealistischen, originalgetreuen Brustwarze, wenn keine mehr vorhanden ist. 

Das ist zum Beispiel oft nach einer Brustkrebserkrankung und anschließenden Mastektomie der Fall. Für Brustkrebsbetroffene, die sich für eine Brustwarzenrekonstruktion mittels 3D-Tattoo entscheiden, deren Krankenkasse aber ggfs. die Kosten nicht übernimmt, bieten wir jährlich die Möglichkeit, sich für eine kostenlose Tätowierung zu bewerben. 

Eine Jury aus medizinischen Experten wählt schließlich drei Frauen aus, die von mir tätowiert werden. Die aktuelle Ausschreibung läuft noch bis zum 30. Juni. Mehr Informationen zur Bewerbung finden Interessierte unter www.wiederganzich.de.

Dieser Beitrag stammt aus dem EXPERTS Circle – einem Netzwerk ausgewählter Fachleute mit fundiertem Wissen und langjähriger Erfahrung. Die Inhalte basieren auf individuellen Einschätzungen und orientieren sich am aktuellen Stand von Wissenschaft und Praxis.