Reiseunternehmen soll zahlen - Architektin verliert Finger auf Jacht und fordert vor Gericht 1,6 Millionen Euro
Dieser kuriose Fall datiert zurück auf Mai 2018. Die Öko-Architektin Sara Turnbull verbrachte ihren Urlaub auf einer Jacht in Griechenland. Sie verletzte sich, als eine Kühlschranktür zuschlug und ihr einen Finger abtrennte. Daraufhin verklagte sie den Reiseveranstalter auf 1,4 Millionen Pfund, umgerechnet rund 1,6 Millionen Euro.
Turnbull erklärte, dass der Verschluss der Kühlschranktür defekt gewesen sei und sie dadurch ihre Arbeitsfähigkeit verloren habe. „Ich hielt den Scharnierdeckel mit meiner linken Hand offen. Die Scharnierklammer sprang auf und meine linke Hand konnte das Gewicht der Tür nicht mehr halten“, sagte sie dem Richter laut „Daily Mail". Sie habe wegen der Verletzung ihre Tätigkeit als Partnerin in einem Architekturbüro aufgeben müssen.
Architektin verletzt sich auf Jacht: Veranstalter bestreitet eigenes Verschulden
Der Reiseveranstalter bestreitet die Vorwürfe und argumentiert, die Verletzung sei durch Turnbulls eigene Unachtsamkeit verursacht worden. Die Anwältin des Unternehmens sagte vor Gericht, der Kühlschrank sei nach dem Unfall überprüft worden und habe ordnungsgemäß funktioniert.
Laut „Daily Mail“ behauptete das Unternehmen, dass „der Kühlschrank sicher gewesen sei und die Klägerin ihn auf sich habe fallen lassen“. Die „Daily Mail“ berichtete weiter, dass auf der Jacht ein Warnhinweis über die Gefahren des Kühlschranks angebracht war. Der zuständige Richter muss nun entscheiden, ob das Unternehmen haftbar gemacht werden kann.
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Die fünf aufsehenerregendsten Klagen auf Schadensersatz
Es gibt zahlreiche aufsehenerregende Schadensersatzklagen in der Rechtsgeschichte, die breite öffentliche Aufmerksamkeit erregt haben. Hier sind fünf bemerkenswerte Fälle:
- Stella Liebeck gegen McDonald's (1992): Ein berühmter Fall, bei dem Stella Liebeck schwere Verbrennungen erlitt, nachdem sie heißen McDonald's-Kaffee über sich verschüttete. Sie verklagte McDonald's, weil der Kaffee extrem heiß war. Das Gericht sprach ihr zunächst 2,86 Millionen Dollar zu, was später auf 480.000 Dollar reduziert wurde. Dieser Fall führte zu intensiven Diskussionen über Produktsicherheit und Verbraucherschutz.
- Erin Brockovich gegen Pacific Gas and Electric (1993): Dieser Fall wurde durch den gleichnamigen Film mit Julia Roberts berühmt. Erin Brockovich war eine Rechtsanwaltsgehilfin, die gegen das Unternehmen PG&E klagte, weil es das Trinkwasser in Hinkley, Kalifornien, mit Chrom-6 kontaminiert hatte. Die Klage endete mit einem Vergleich über 333 Millionen Dollar, der größten jemals in den USA gezahlten Summe in einem direkten Klagevergleich.

- Exxon Valdez Ölkatastrophe (1989): Nach der Ölpest der Exxon Valdez vor der Küste Alaskas, bei der Millionen Gallonen Rohöl ins Meer gelangten und verheerende Umweltschäden verursachten, wurden Exxon und andere Parteien verklagt. Die Klage führte zu Milliarden Dollar an Schadensersatz und Strafzahlungen, wobei die endgültige Summe nach zahlreichen Berufungen auf 507,5 Millionen Dollar festgelegt wurde.
- Tabakindustrie-Klagen (1990er Jahre): Mehrere US-Bundesstaaten reichten Klagen gegen bedeutende Tabakunternehmen ein. Die Staaten warfen den Unternehmen vor, die Gesundheitsgefahren von Rauchen zu verschleiern und die Kosten für die Behandlung rauchbedingter Krankheiten auf die Steuerzahler abzuwälzen. Diese Klagen mündeten 1998 in einem Master Settlement Agreement, bei dem die Tabakunternehmen zustimmten, über 200 Milliarden Dollar über 25 Jahre zu zahlen.
- Enron-Betrugsskandal (2001): Nach dem Zusammenbruch von Enron reichten zahlreiche Investoren und Angestellte Klagen gegen das Unternehmen und seine Wirtschaftsprüfungsfirma Arthur Andersen ein, weil sie durch betrügerische Praktiken bedeutende finanzielle Verluste erlitten hatten. In der Folge mussten Enron und Arthur Andersen hohe Schadensersatzzahlungen leisten, und die Ereignisse führten zu umfassenden Änderungen der US-amerikanischen Rechnungslegungs- und Unternehmensführungsvorschriften.
Diese Fälle haben nicht nur erhebliche finanzielle Auswirkungen gehabt, sondern auch weitreichende rechtliche und gesellschaftliche Veränderungen nach sich gezogen.