Putin reagiert auf Verluste im Ukraine-Krieg und setzt jetzt auf uralte Sowjet-Taktik

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Russland greift im Ukraine-Krieg zu alten Sowjet-Kriegstaktiken, sagen Beobachter. Der Durchbruch bleibt bislang allerdings aus.

Moskau – Seit Wochen sind die Streitkräfte an der Front des Ukraine-Kriegs ins Stocken geraten – sowohl auf ukrainischer als auch auf russischer Seite. Nun soll Russland auf eine alte sowjetische Kampftheorie setzen, um wieder in Bewegung zu kommen und weitere hohe Verlustzahlen zu vermeiden. Bisher erzielte die Sowjet-Taktik allerdings keine neuen Erfolge für den Kreml.

Sowjet-Taktik: Russland setzt auf Strategie der 1920er- und 30er-Jahre

Die sowjetische Tiefkampftheorie soll es russischen Streitkräften ermöglichen, die ukrainischen Verteidigungsanlagen zu durchbrechen, schreibt die US-Denkfabrik Institute for the Study of War (ISW) in ihrem neusten Bericht. Die Experten beziehen sich dabei auf Informationen des ukrainischen Militärbeobachters Kostjantin Maschowets.

Die sowjetische Militärdoktrin der „Tiefen Operation“ stammt aus den 1920er- und 30er-Jahren, so das ISW. Dabei sei die Strategie, feindliche Stellungen gleichzeitig in ihrer Breite und Tiefe anzugreifen. Dafür sollen Angriffsoperationen mit Artillerie, Luftschlägen und Angriffen im Hinterland gegen die feindlichen Stellungen koordiniert und zeitgleich durchgeführt werden. Bei einem Erfolg seien weitere Schläge geplant, damit sich die ukrainischen Stellungen nicht wieder zur Verteidigung formieren könnten.

Militärparade in Moskau
Eine sowjetische Kriegstaktik soll wieder Bewegung in den Ukraine-Krieg bringen. (Symbolbild) © picture alliance/dpa/XinHua | Alexander Zemlianichenko Jr

Überraschungsmoment fehlt: Russische Truppen können Sowjet-Taktik wohl nur schwer umsetzen

Laut der Analysten plant Wladimir Putins Militär mittels der Sowjet-Strategie die Manövrierfähigkeit wiederherzustellen. Jedoch hätten die russischen Truppen derzeit Schwierigkeiten, die Strategie umzusetzen – die ukrainischen Kräfte würden erfolgreich gegenhalten. Zudem zweifelt das ISW an dem derzeitigen Erfolg einer solchen „Tiefen Operation“. Die Kremltruppen seien demnach derzeit nicht in der Lage, effektives Gegenfeuer herzustellen. Dazu komme, dass die alte Sowjet-Strategie auf den Überraschungsmoment angewiesen sei. Russische Streitkräfte können aktuell aber ihre Truppenkonzentrationen nicht verschleiern.

„Mashovets erklärte, dass das russische Militärkommando es versäume, bestimmte technologische Neuerungen in die Einsatzplanung umzusetzen, darunter auch die Fernverlegung von Minen, groß angelegte Drohneneinsätze, Steuerung und Kontrolle, und Kommunikation mit moderner Technologie“, schreibt das ISW zusätzlich.

Alte Sowjet-Taktik: Russland könnte mit effektiver Planung Frontlinie durchbrechen

Russland habe aufgrund der Feuerüberlegenheit trotzdem leichte Vorteile, heißt es in dem Bericht weiter. Das ISW geht davon aus, dass das russische Militär die ukrainischen Verteidigungslinien durchbrechen könnte, wenn es tiefgreifende Kampfeinsätze effektiv planen und durchführen würde.

Dennoch könnten auch ukrainische Truppen von der sowjetischen Tiefenstrategie profitieren und die Gegenoffensive wieder anzutreiben. Voraussetzung sei, dass die westlichen Unterstützer die Streitkräfte der Ukraine mit entsprechenden Mitteln ausstatten würden.

„Ziemlich angespannt“: Russische Truppen greifen an der gesamten Front an

In der Zwischenzeit sei die Ukraine von einer offensiven in eine defensive Haltung übergegangen, sagte der ukrainische Armeechef Oleksandr Syrskyj dem ZDF. Russische Truppen würden entlang der gesamten Frontlinie angreifen, die Situation sei „schwierig“ und „ziemlich angespannt“. Ziel der Ukraine sei es nun, die gegnerischen Truppen zu erschöpfen. (hk)

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