Bewegungsschmerz - Schnappfinger (Schnellender Finger:) Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten
Sie wachen morgens auf und bemerken einen stechenden Schmerz in Ihrer Hand. Ihr Finger fühlt sich steif an und lässt sich nur schwer bewegen. Beim Versuch, ihn durchzustrecken, hören Sie ein plötzliches Schnappen, gefolgt von einem scharfen Schmerz. Dieses Szenario beschreibt die tägliche Realität vieler Menschen, die unter einem schnellenden Finger, auch bekannt als Schnappfinger, leiden.
Der schnellende Finger ist eine häufige Erkrankung, die vor allem in der Altersgruppe der über 30-Jährigen auftritt. Diese Störung kann das tägliche Leben erheblich beeinträchtigen, besonders wenn man bedenkt, wie oft wir unsere Hände und Finger im Alltag benutzen. Was genau ist ein schnellender Finger, und wie kann man ihn behandeln?
Was ist ein schnellender Finger oder Schnappfinger?
Ein schnellender Finger, medizinisch auch als Tendovaginitis stenosans bekannt, ist eine Sehnenscheidenentzündung. Diese führt dazu, dass sich ein Finger in einer gebeugten Position verhakt und beim Strecken ein Widerstand überwinden muss, wordurch es beim Strecken zu einem teils schmerzhaften Schnappphänomen kommt. Dieser Zustand entsteht, wenn die Beugesehne eines Fingers nicht mehr reibungslos durch die umgebende Sehnenscheide gleiten kann.
Wo tritt der schnellende Finger auf?
Der schnellende Finger betrifft vor allem die Beugesehnen, die sich vom Handgelenk bis zu den Grundgelenken der Finger erstrecken. Diese Sehnen gleiten durch einen engen Tunnel aus Bindegewebe, der als Sehnenscheide bekannt ist. Innerhalb der Sehnenscheide befinden sich kleine Bandstrukturen, sogenannte Ringbänder, die die Sehnen am Knochen fixieren und eine reibungslose Bewegung ermöglichen. Kommt es zu einer Verdickung oder Entzündung dieser Strukturen, kann die Sehne nicht mehr frei gleiten, was zum charakteristischen Schnappen führt.
Welche Symptome verursacht ein schnellender Finger?
Die Symptome eines schnellenden Fingers können schleichend beginnen und sich im Laufe der Zeit verschlimmern. Häufige Symptome sind:
- Fingersteifigkeit, besonders am Morgen
- Ein Knoten oder eine Verdickung in der Handfläche an der Basis des betroffenen Fingers
- Ein Schnappen oder Klicken beim Bewegen des Fingers
- Schmerzen in der Handfläche und beim Beugen oder Strecken des Fingers
- Ein Blockieren des Fingers in einer gebeugten Position, das plötzlich nachgibt und der Finger schnellt zurück in die Streckung
Diese Symptome können jeden Finger betreffen, am häufigsten sind jedoch der Daumen und der Mittelfinger betroffen.
Was sind die Ursachen des schnellenden Fingers?
Der schnellende Finger kann durch verschiedene Faktoren verursacht werden. Obwohl die genaue Ursache oft unklar bleibt, gibt es einige bekannte Risikofaktoren:
- Überbeanspruchung und repetitive Bewegungen: Häufige und wiederholte Bewegungen der Finger, wie sie beispielsweise bei Handwerksarbeiten oder der Benutzung von Werkzeugen vorkommen, können zu einer Entzündung der Sehnenscheide führen.
- Systemische Erkrankungen: Erkrankungen wie Diabetes mellitus, rheumatoide Arthritis und Gicht können das Risiko eines schnellenden Fingers erhöhen.
- Lokale Traumata: Verletzungen oder Operationen an der Hand können ebenfalls eine Entzündung der Sehnenscheide verursachen.
- Genetische Veranlagung: Eine familiäre Häufung deutet auf eine genetische Komponente hin.
Wie wird ein schnellender Finger diagnostiziert?
Die Diagnose eines schnellenden Fingers erfolgt in der Regel durch eine klinische Untersuchung. Der Arzt wird die Hand und die Finger genau untersuchen, die Beweglichkeit testen und möglicherweise eine Ultraschalluntersuchung durchführen, um die entzündeten Strukturen sichtbar zu machen. Eine Röntgenaufnahme kann helfen, andere Ursachen für die Symptome, wie Knochenveränderungen oder Arthrose, auszuschließen.
Welche Behandlungsarten gibt es für einen schnellenden Finger?
Es gibt verschiedene Behandlungsmöglichkeiten für einen schnellenden Finger, die von konservativen Methoden bis hin zu operativen Eingriffen reichen. Die Wahl der Behandlung hängt vom Schweregrad der Symptome und dem Fortschreiten der Erkrankung ab.
Wie funktioniert die konservative Behandlung bei einem schnellenden Finger?
In den frühen Stadien kann eine konservative Behandlung ausreichen, um die Symptome zu lindern und eine Heilung zu fördern. Zu den konservativen Behandlungsmethoden gehören:
- Ruhigstellung: Das Tragen einer Schiene kann helfen, den betroffenen Finger zu immobilisieren und die Entzündung zu reduzieren.
- Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR): Medikamente wie Ibuprofen oder Naproxen können helfen, Schmerzen und Entzündungen zu lindern.
- Kortikosteroid-Injektionen: Eine Injektion von Kortikosteroiden in die Sehnenscheide kann die Entzündung schnell reduzieren und die Symptome lindern.
- Physiotherapie und Übungen: Spezielle Handübungen können helfen, die Beweglichkeit des Fingers zu verbessern und die Sehnen zu dehnen.
Wann ist eine Operation bei einem schnellenden Finger notwendig?
Wenn konservative Maßnahmen nicht ausreichen, um die Symptome zu lindern, kann eine Operation notwendig sein. Der chirurgische Eingriff zur Behandlung eines schnellenden Fingers wird als Ringbandspaltung bezeichnet. Dabei wird das verengte Ringband gespalten, um die Beugesehne zu entlasten und die Beweglichkeit des Fingers wiederherzustellen.
Die Operation erfolgt in der Regel unter lokaler Betäubung und dauert etwa 20 bis 30 Minuten. Der Chirurg macht einen kleinen Schnitt in die Handfläche über dem betroffenen Ringband und spaltet dieses, um die Sehne freizulegen und das entzündete Gewebe zu entfernen.
Wie erfolgt die Nachbehandlung eines schnellenden Fingers?
Nach der Operation ist eine Nachbehandlung wichtig, um die Heilung zu unterstützen und die volle Beweglichkeit des Fingers wiederherzustellen. Hierzu gehören:
- Bewegungsübungen: Es ist wichtig, den Finger regelmäßig zu bewegen, um Verklebungen und Narbenbildung zu verhindern.
- Schmerzlinderung: Schmerzmittel und entzündungshemmende Medikamente können helfen, postoperative Schmerzen zu lindern.
- Kontrolluntersuchungen: Regelmäßige Nachuntersuchungen beim Arzt sind wichtig, um den Heilungsverlauf zu überwachen und mögliche Komplikationen frühzeitig zu erkennen.
Welche Übungen sind nach der OP eines schnellenden Fingers wichtig?
Nach einer Operation des schnellenden Fingers sind spezifische Übungen entscheidend, um die volle Beweglichkeit und Funktion der Hand wiederzuerlangen. Hier sind einige empfohlene Übungen:
- Dehnübungen: Strecken Sie die betroffene Hand nach vorne und ziehen Sie die Finger mit der anderen Hand sanft zurück, um eine Dehnung zu erzeugen. Halten Sie diese Position für etwa eine Minute.
- Greifübungen: Öffnen und schließen Sie die Hand mehrmals täglich, um die Beweglichkeit zu fördern und die Kraft in den Fingern wieder aufzubauen.
- Fingerstreckung: Legen Sie die Hand flach auf eine Tischoberfläche und versuchen Sie, jeden Finger einzeln zu heben und zu senken.
Diese Übungen sollten mehrmals täglich durchgeführt werden, um die besten Ergebnisse zu erzielen.
Wie beeinflusst ein schnellender Finger die Arbeitsfähigkeit?
Ein schnellender Finger kann die Arbeitsfähigkeit stark einschränken, besonders in Berufen, die eine intensive Handnutzung erfordern. Bei konservativen Behandlungen kann die Arbeitsunfähigkeit in der Regel kürzer sein, während nach einer Operation eine längere Erholungszeit erforderlich ist.
Wie lange dauert eine Krankschreibung bei einem schnellenden Finger?
Die Dauer der Krankschreibung hängt von der Schwere der Erkrankung und der Art der ausgeführten Arbeit ab. Nach einer Operation können Patienten in der Regel nach etwa zwei bis drei Wochen wieder arbeiten, während bei körperlich anstrengenden Berufen eine längere Auszeit von bis zu sechs Wochen notwendig sein kann.
Wer sind die Ansprechpartner bei einem schnellenden Finger?
Betroffene eines schnellenden Fingers sollten frühzeitig professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Folgende Ansprechpartner können bei der Diagnose und Behandlung unterstützen:
- Hausarzt: Der Hausarzt kann eine erste Einschätzung vornehmen und gegebenenfalls an einen Spezialisten überweisen.
- Orthopäden und Handchirurgen: Diese Fachärzte sind auf die Diagnose und Behandlung von Handerkrankungen spezialisiert und führen bei Bedarf operative Eingriffe durch.
- Physiotherapeuten: Sie bieten gezielte Übungen und Behandlungen zur Verbesserung der Handfunktion und zur Linderung der Symptome an.
- Krankenkassen: Viele Krankenkassen übernehmen die Kosten für Diagnose, Therapie und eventuell notwendige Operationen. Eine frühzeitige Klärung der Kostenübernahme ist empfehlenswert.
Fazit
Ein schnellender Finger kann das tägliche Leben erheblich beeinträchtigen, aber mit der richtigen Diagnose und Behandlung sind die Aussichten auf eine vollständige Genesung gut. Von konservativen Therapien bis hin zu operativen Eingriffen gibt es verschiedene Möglichkeiten, die Symptome zu lindern und die Fingerfunktion wiederherzustellen.
Über Dr. Michael Humenberger
Dr. Michael Humenberger ist Oberarzt an der Universitätsklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie der Medizinischen Universität am Wiener AKH und betreibt als Unfallchirurg und Orthopäde zwei Ordinationen in Wien. Im AKH liegt seine Spezialisierung in der gesamten Unfallchirurgie und er behandelt ein breites Spektrum von Verletzungen - von einfachen und komplexen Extremitätenverletzungen bis hin zu schwerverletzten PatientInnen. Seine Leidenschaft gilt der Sportmedizin mit besonderem Fokus auf Verletzungen und Überlastungssyndrome rund um das Kniegelenk. Die Behandlung seiner Patienten erstreckt sich von einer multidisziplinären konservativen Behandlung bis hin zu modernsten OP-Techniken und richtet sich jeweils nach den individuellen Bedürfnissen seiner PatientInnen.
Wichtiger Hinweis: Die hier bereitgestellten Informationen dienen nur zu allgemeinen Informationszwecken und ersetzen nicht die professionelle Beratung und Behandlung durch einen Arzt. Bei Verdacht auf ernsthafte gesundheitliche Probleme oder bei anhaltenden Beschwerden sollten Sie immer einen Arzt aufsuchen.