Mit Kampfjets gegen Putin-Angriff: Bundeswehr-Piloten rüsten an Nato-Ostflanke für den Ernstfall

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Die Nato rüstet sich gegen einen möglichen Angriff Russlands in der Zukunft. Deutsche Eurofighter-Kampfjets trainieren jetzt in Finnland für den Ernstfall.

Ranua/Berlin – Mit dem Nato-Beitritt von Finnland hat sich die Außengrenze des Verteidigungsbündnisses zu Russland auf einen Schlag um über 1300 Kilometer verlängert. Die Aggressionen von Wladimir Putin im Ukraine-Krieg hatten wohl dazu geführt, dass Finnland sich um seine eigene Sicherheit sorgen musste und nach jahrzehntelanger Neutralität den Schutz der Nato suchte. In dieser Woche trainierten deswegen deutsche und finnische Kampfjets für den Ernstfall an der Nato-Ostflanke – einen Angriff von Russland.

Ein Eurofighter Typhoon der deutschen Luftwaffe beim Start vom Flugplatz Fairford in Gloucestershire.
Drei deutsche Kampfjets vom Typ Eurofighter Typhoon haben bei einer Übung in Finnland Straßenlandungen trainiert. (Archivbild) © Dennis Goodwin/imago

Training für möglichen Putin-Angriff: Deutsche Eurofighter-Kampfjets üben Straßenlandung in Finnland

Drei Bundeswehr-Kampfjets vom Typ Eurofighter und 30 Soldaten wurden für die Übung für einige Tage in die finnische Stadt Ranua im Norden des Langes verlegt. Das bestätigte ein Sprecher der Luftwaffe. Die deutschen Eurofighter trainieren im Rahmen der Übung „Baana24“ das Landen auf sogenannten Notlandepisten. Darunter versteht man bestimmte Straßen oder Autobahnen, auf denen Kampfjets im Ernstfall landen können, wenn keine geeigneten Flugplätze erreichbar sind.

Für die Luftwaffe war es die erste Übung dieser Art seit mehreren Jahrzehnten. Zuletzt habe man in den 80er-Jahren Straßenlandungen trainiert, erklärte die Luftwaffe. Nach früheren Berichten gab es in Westdeutschland etwa 40 solcher Notlandepisten auf Autobahnabschnitten. Diese sollen nach Angaben der Luftwaffe jedoch nicht reaktiviert werden, da es in Deutschland Flughäfen in großer Zahl gebe. Anders sei dies aber im Norden des Nato-Gebietes. Ranua liegt gerade einmal 160 Kilometer von der Grenze zu Russland entfernt.

Luftwaffe trainiert bei Nato-Übung Einsatz von Eurofighter-Kampfjets auf Notlandepisten

Im Ernstfall könnten feindlich Truppen bei einem Angriff auf die Nato zuerst militärische Infrastruktur wie Flugplätze angreifen. Wenn es dabei zu Schäden kommt, können diese schnell unbrauchbar für den Einsatz werden. So können bereits beschädigte Start- und Landebahnen den Einsatz von modernen Kampfjets unmöglich machen. Auch aus diesem Grund hat die Ukraine offen über die Möglichkeit gesprochen, die vom Westen gelieferten F-16-Kampfjets außerhalb der Ukraine auf Nato-Flugplätzen zwischenzulagern. Durch Notlandepisten können Kampfjetpiloten im Ernstfall auch dann sicher und unbeschadet landen, wenn keine unversehrten Flugplätze in der Nähe sind.

Eurofighter-Kampfjets der Bundeswehr: Das „Rückgrat der deutschen Kampfflugzeugflotte“

Die in Finnland eingesetzten Eurofighter-Kampfjets bilden laut der Bundeswehr das „Rückgrat der deutschen Kampfflugzeugflotte“ und kann im Einsatz Luftverteidigungs- und Luftangriffsrollen übernehmen. Im Bestand der Luftwaffe befinden sich mittlerweile 138 dieser Kampfjets. Der Eurofighter hat eine Flügelspannweite von knapp 11 Metern und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von Mach 2,35. Dem Datenblatt der Bundeswehr zufolge benötigt das „allwetterfähige Mehrzweckkampfflugzeug“ eine Landestrecke von weniger als 600 Metern Länge und kann somit auch auf Autobahnen landen.

Name: Eurofigher Typhoon
Besatzung: 1
Länge: 15,96 m
Spannweite: 10,95 m
Höchstgeschwindigkeit: Mach 2,35
Leergewicht: 11 Tonnen
Einsatzradius: 1.389 km (mit Zusatztanks)

Ab 2027 soll die Luftwaffe darüber hinaus auch F-35-Kampfjets vom US-Hersteller Lockheed Martin erhalten, welche die Eurofighter-Flotte ergänzen soll. Die F-35-Kampfjets sollen dann die in die Jahre gekommene Tornado-Flotte der Luftwaffe ersetzten. Anders als Tornado oder Eurofighter verfügen die F-35-Jets über Tarnkappeneigenschaften und interne Waffenschächte. Dadurch können die Flugzeuge „durch gegnerische Radargeräte kaum oder erst sehr spät erfasst werden“. 

Nato rüstet sich im Ukraine-Krieg: „European Sky Shield“ gegen Putins Raketen

Die Nato arbeitet seit der Eskalation im Ukraine-Krieg im Februar 2022 verstärkt an einem Ausbau der militärischen Infrastruktur und einer Steigerung ihrer Einsatzbereitschaft. Zum Schutz vor feindlichen Raketen, die unter anderem aus Russland auf Nato-Ziel abgefeuert werden könnten, plant das Verteidigungsbündnis die Errichtung des Raketenschutzschirms „European Sky Shield“. Im Rahmen des Projekts nahm die Bundeswehr am Mittwoch ihr erstes Luftabwehrsystem vom Typ Iris-T SLM in Betrieb. Vier dieser Systeme vom deutschen Rüstungskonzern Diehl Defence hatte die Bundesregierung bereits an die Ukraine geliefert, um dort Großstädte vor russischen Raketenangriffen zu schützen. (fd mit Material von dpa)

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