Vocalensemble Landsberg und Vox Augustana: „Cathedral Sounds“ in der Heilig Kreuz Kirche
Chormusik-Fans hat es jüngst in die Heilig Kreuz Kirche gezogen. Die im Rokoko-Stil gebaute Kirche liegt auf einer Anhöhe über Landsberg und bot an diesem Abend gleich zwei Vocalensembles einen Rahmen für ein gemeinsames Programm: das Vocalensemble Landsberg und Vox Augustana aus Augsburg präsentierten „Cathedral Sounds“.
Landsberg - An diesem Abend ist es kalt und nass. In der Dunkelheit strömen die zahlreichen Besucher in Richtung Eingang der Kirche. Einige kommen „vom Fuße Landsbergs“ und müssen die Anhöhe, auf der die rund 270 Jahre alte Kirche steht, erst noch erklimmen. In der Kirche angekommen, füllen sich die Reihen im Minutentakt. Das Konzert ist beinahe komplett ausverkauft.
„Cathedral Sounds“ in der Landsberger Heilig Kreuz Kirche - Chormusik steht auf dem Programm
Wer schon einmal ein Konzert des Landsberger Vocalensembles besucht hat weiß – die Töne sitzen. Die 39 Laiensänger unter der Leitung von Dirigent Matthias Utz geben bei ihren Konzerten eine große Bandbreite der Chor-, aber auch A cappella-Musik aus dem 19. und 20. Jahrhundert zum Besten. Die Leidenschaft für diese Musik verbindet den Landsberger Chor offenbar mit dem Vox Augustana Vocalensemble aus Augsburg. Seit 2006 führt es in kleiner Besetzung Chorwerke aus allen Epochen und Gattungen auf. Die Sänger werden von Christian Meister dirigiert. Seit 2011 leitet er das Augsburger Vokalensemble. Zusammen erarbeiten sie breit gefächerte Konzert-Programme, deren Repertoires geistliche und weltliche Chormusik vom 15. Jahrhundert bis zur Gegenwart umfassen.
„Unser Programm ist auf Gemeinschaft ausgelegt“, erklärt Matthias Utz. Und natürlich auf ‚Sounds‘, die man tatsächlich in Kathedralen zu hören bekommt. Und so starten die beiden Ensembles gemeinsam mit einer Motette (mehrstimmige, oft geistliche Vokalkomposition) für zwölf Stimmen von Giovanni Gabrieli: „Plaudite, psallite, jubilate Deo omnis terra“. Dieses Stück dürfte wohl eher im Repertoire des Augsburger Chors zu finden sein, schrieb es der venezianische Kirchenmusiker doch schon im Jahr 1597. Giovanni Gabrieli gehörte zu den bedeutendsten Musikern der Venezianischen Schule am Übergang von der Renaissance zum Barock.
Mit zwei gemeinsamen Liedern leiten die beiden Ensembles den Abend ein. Dann splitten sich die Sänger – das Vocalensemble Landsberg nimmt Platz und lässt den Augsburger Sängern die ganze Bühne. Zwar ist es jetzt leerer vor dem Alter, doch am Klang und an der Akustik büßen die Augsburger Sänger nichts ein. Mit „Herr, nun lässest du deinen Diener in Frieden fahren“ von Felix Mendelssohn Bartholdy füllen die Sänger mit ihrer Mehrstimmigkeit mühelos die große Kirche. Für einen Ausbruch aus der sonst so harmonischen Aneinanderreihung der Stücke sorgt das Augsburger Ensemble mit dem letzten Stück. Das Stück „Jaakobin isot pojat“ von Pekka Kostiainen ist in Sachen Text einfach erklärt: Es beschränkt sich auf die zwölf Namen der Söhne von Jakob aus dem Buch Genesis. Von den harmonischen Klängen der vorherigen Lieder ist hier – gewolltermaßen – nicht mehr viel zu hören. Die Stimmen der Sänger rauschen immer wieder auf und ab, bis sie, ganz oben an der Tonleiter angekommen, fast schon in einem Kreischen gipfeln. Das Publikum ist definitiv hellwach – und begeistert. Das lässt zumindest der Applaus erahnen, mit dem sie die Sänger von der Bühne geleiten. Jetzt ist das Landsberger Vocalensemble dran.
Mit Stücken wie „Ubi caritas“ oder „All that hath life and breath, praise ye the Lord!“ bringt das Ensemble das Motto „Cathedral sounds“ auf den Punkt. Und wer dem Ensemble schon öfter gelauscht hat, dem kommt es bekannt vor: „The Deer‘s cry“ von Arvo Pärt. Die Sopranstimmen kapseln sich vom Ensemble ab, während alle übrigen Stimmen in der Gebetshaltung „Christus mit mir...“ verblieben. Erst am Ende vereinen sie sich wieder und finden zu einem sanften Abschluss, ganz im Sinne der irischen Legende, auf der das Stück beruht: Der Heilige Patrick ist mit anderen Mönchen auf dem Weg zum Königshof und weiß, dass er auf dem Weg überfallen werden soll. Er führte seine Männer in den Wald und sprach das Gebet, das von Pärt vertont wurde. Die Feinde nahmen sie daraufhin im Wald als eine Hirschkuh mit ihren Kälbern wahr und griffen sie deswegen nicht an. So wurden St. Patrick und seine Männer gerettet.
Alle zusammen
Für die letzten beiden Stücke wird es wieder voll vor dem Altar. Beide Ensembles finden sich vor den Zuhörern ein und geben mit zwei letzten Stücken nochmal alles. Bei „Ich bin das Brot des Lebens“ von Wolfram Buchenberg und „Jauchzet dem Herrn, alle Welt“, wieder von Felix Mendelssohn Bartholdy, überkommt den Zuhörer wieder das Gefühl, das schon zu Beginn des Konzertes zu spüren war. Der Stimmen der vielen Sänger legen sich wie ein warmer Mantel über die Zuhörerschaft in der Kirche und hinterlassen einen noch lange andauernden Nachhall, der erst von den Standing Ovations der begeisterten Besucher unterbrochen wird.