Uraltes Arbeitstier für die Front: Deutschland liefert Ukraine erstmals Militärhubschrauber Sea King
Verteidigungsminister Pistorius kündigt erstmals die Lieferung von Hubschraubern an die Ukraine an. Die Maschinen seien „bewährt“ – aber auch knapp 50 Jahren alt.
Berlin/Kiew – Westliche Waffenlieferungen an Kiew im Ukraine-Krieg sind in den vergangenen Monaten weniger geworden. Während an der Front weiter erbittert gekämpft wird, rief US-Verteidigungsminister Austin Lloyd seine Verbündeten zur weiteren Unterstützung der Ukraine auf. Die Bundesregierung kündigte erstmals die Lieferung von Helikoptern an Kiew an – doch die Maschinen sind knapp 50 Jahre alt.
Sechs Mehrzweckhubschrauber vom Typ Sea King Mk41 hat die Bundesregierung in Berlin Kiew zugesagt – inklusive Zubehör- und Ersatzteilpakete sowie Ausbildung. Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) lobte den Sea King Mk41 als bewährten und robusten Hubschrauber, „der den Ukrainern in vielen Bereichen helfen wird: bei der Aufklärung über dem Schwarzen Meer bis hin zum Transport von Soldaten“.
Auslaufmodell für den Ukraine-Krieg: Deutschland liefert Sea-King-Hubschrauber an Kiew
Analog zur Bereitstellung des Leopard-1-Panzers in 2023 handelt es sich bei dem Hubschrauber sozusagen um ein Auslaufmodell. Seit 2020 werden die „Sea-King“-Bestände der Bundeswehr nach und nach durch den NATO-Helicopter 90 „Sea Lion“ ersetzt. Die verbleibenden Sea-King-Modelle werden von den Marinefliegern noch zur Seenotrettung in Nord- und Ostsee eingesetzt.
Die Bundeswehr bezeichnet den Sea King Mk41 auf ihrer offiziellen Website als „das Arbeitstier der Marineflieger“. Die Hauptfähigkeit des Mehrzweck-Transporthubschraubers sei der „Such und Rettungsdienst“. Der Sea King benötigt eine Besatzung von 3 bis 4 Soldaten. Kiew soll die Hubschrauber erhalten, nachdem die Ausbildung der Bestzungsmitglieder abgeschlossen sei. Die Lieferung solle aber noch in diesem Jahr erfolgen.
Sea King Mk41: 1500 Kilometer Reichweite und Landungen auf dem Wasser
Neben Such- und Rettungsaufgaben werden die Hubschrauber auch zum Transport genutzt. Der Sea King kan bis zu 20 Passagieren transportieren und verfügt über eine Reichweite von bis zu 1500 Kilometern. In der Spitze erreicht der Helikopter Geschwindigkeiten von bis zu 250 Km/h. Auch wenn er primär als Rettungs- und Transporthubschrauber eingesetzt wird, kann der Sea King für den Einsatz in Krisengebieten auch mit Waffensystemen ausgerüstet werden. Schwere Maschinengewehre und Täuschkörper sollen dann dafür sorgen, dass die Soldaten unbeschadet verlegt werden können. Durch seine amphibische Bauweise kann der Sea King bei passenden Wetterverhältnissen dabei auch auf dem Wasser landen.
Pistorius Einstufung des Helikopters als „bewährt“ kann dabei jedoch fast als zynisch eingestuft werden. Das US-amerikanische Rüstungsunternehmen Sikorsky produziert den Sea King bereits seit 1959. Seine Stellung als „Arbeitstier der Marine“ erhielt der Hubschrauber Mitte der 1970er-Jahre. Der Sea King mag bewährt und robust sein – allerdings ist er es bereits seit knapp 50 Jahren.
Waffenlieferungen für die Ukraine – Kiew fordert Artilleriemunition
Am Dienstag (23. Januar) hatten sich die Unterstützer der Ukraine im sogenannten Ramstein-Format zu Beratungen zusammengeschaltet. „Für globale Sicherheit ist eine souveräne und sichere Ukraine unabdingbar, und unsere Unterstützung für die Ukraine wird nicht wanken“, erklärte US-Verteidigungsminister Austin nach dem Treffen. Sein ukrainischer Amtskollege, Verteidigungsminister Rustem Umjerow, forderte von den Verbündeten jedoch vor allem Artillerie-Munition und mehr Mittel für die Luftverteidigung. „Es ist absolut notwendig, dass wir das Netz unserer Flugabwehr erhalten“, sagte Umjerow.
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„Ausmaß des Krieges verlangt mehr“ – Ukraine unzufrieden mit westlichen Waffenlieferungen
Sechs in die Jahre gekommene Mehrzweck-Hubschrauber dürften wohl nicht gerade die Art der Unterstützung sein, die Umjerow im Sinn hatte. Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba zeigte sich bereits am Dienstag unzufrieden mit dem aktuellen Status der Unterstützungen. „Wir schätzen alles, was wir erhalten, aber das Ausmaß des Krieges verlangt mehr“, sagte er in einem Interview von Bild, Welt und Politico in Kiew.
Pistorius sagte in seinem Statement nach der Bekanntgabe der Lieferungen weiter: „Für den Schutz der ukrainischen Bevölkerung und Infrastruktur bleibt Luftverteidigung die Priorität Nummer 1. Außerdem brauchen wir mehr Tempo bei der Rüstungsproduktion.“ Dafür bräuchten die ukrainischen Streitkräfte neben Hubschraubern noch weitere Waffenlieferungen. (fd mit dpa)