Teurer Einstieg: Dieser tschechische Milliardär will Thyssenkrupp retten

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Thyssenkrupp befindet sich seit mehreren Jahren in Schieflage. Eine Partnerschaft mit der EP Corporate Group soll nun die grüne Transformation beschleunigen.

Essen – Der Stahlriese Thyssenkrupp steht kurz vor einer transformierenden Partnerschaft. Wie das Unternehmen am 26. April meldet, wird die EP Corporate Group (EPCG) unter dem tschechischen Milliardär Daniel Křetínský 20 Prozent der Anteile am Stahlgeschäft erwerben. Über die Übernahme von 30 weiteren Prozent wird derweil verhandelt. Ziel sei die Bildung eines gleichberechtigten 50/50-Joint Ventures, also der Bildung eines Gemeinschaftsunternehmens, an dem beide Partner je 50 Prozent beteiligt sind, wie es in der Mitteilung hieß.

Zu den Konditionen der Transaktion bei Thyssenkrupp wurden zunächst keine weiteren Abgaben gemacht.
Zu den Konditionen der Transaktion bei Thyssenkrupp wurden zunächst keine weiteren Abgaben gemacht. © dpa | Matej Divizna / dpa | Rolf Vennenbernd (Montage)

Stahlproduktion soll Thyssenkrupp wieder nach vorne bringen

Zu den Konditionen der Transaktion wurden zunächst keine weiteren Abgaben gemacht. Im laufenden Geschäftsjahr 2023/24 soll diese allerdings abgeschlossen werden. Demnach müssten die zuständigen Behörden als auch der Aufsichtsrat von Thyssenkrupp noch zustimmen. Die strategische Partnerschaft mit EPCG sei ein bedeutender Schritt zur Sicherung einer resilienten, kosteneffizienten und klimaschonenden Stahlproduktion von Thyssenkrupp Steel – und damit auch ein wesentlicher Beitrag zur Sicherung der Stahlindustrie in Deutschland, so das Unternehmen. 

„Gemeinsam wollen wir ein leistungsstarkes, profitables und zukunftsorientiertes Stahlunternehmen schaffen, das die Kosten der Dekarbonisierung auf ein wettbewerbsfähigeres Niveau senkt und so die grüne Transformation der Stahlindustrie auf dem Weg zur CO₂-Neutralität beschleunigt”, äußerte sich Vorstandsvorsitzender der thyssenkrupp AG, Miguel López zum Vorhaben.

Transformation des Stahlsektors: Dekarbonisierung der Stahlindustrie

CEO und Mehrheitseigentümer der EP Corporate Group, Daniel Křetínský, zeigte sich optimistisch über die anstehende Partnerschaft: „EPCG hat die jüngsten dynamischen Marktbedingungen im Energiesektor erfolgreich gemeistert, ist finanziell stark aufgestellt, wächst und ist ein zuverlässiger Anbieter von Energie und Dienstleistungen für unsere Kunden. Auf dieser Grundlage sind wir überzeugt, dass das Joint-Venture-Konzept mit thyssenkrupp Steel eine widerstandsfähigere Position sichern wird“. Der gesamte europäische Stahlsektor werde eine ähnliche Transformation durchlaufen wie der Energiesektor. „Gemeinsam werden wir einen wichtigen Beitrag bei der Dekarbonisierung der Stahlindustrie leisten“, so Křetínský.

Den Beginn zur Dekarbonisierung habe thyssenkrupp bereits mit Arbeiten für den Bau der ersten wasserstofffähigen Direktreduktionsanlage mit zwei Einschmelzern am Standort Duisburg gemacht. Dafür wurden rund drei Milliarden Euro investiert. Ebenso beteiligen sich der Bund und das Land Nordrhein-Westfalen mit rund zwei Milliarden Euro, wie aus der Pressemeldung hervorgeht. 

Wasserstoff soll demnach Primärenergieträger der Stahlproduktion werden. Der Bedarf an Grünstrom steige in den kommenden Jahren signifikant an. So sei die zuverlässige Beschaffung von ausreichenden Mengen an Grünstrom zu wettbewerbsfähigen Konditionen erfolgskritisch für das Gelingen der Transformation der Stahlindustrie. Der Anteil der Energiekosten für die Herstellung einer Bramme Rohstahl lag bisher bei rund zehn Prozent der Gesamtkosten, während es bei CO₂-neutralen, wasserstoffbasierten Verfahren künftig bis zu 50 Prozent sein werden, teilte das Unternehmen mit.

Stahl-Gigant in Schieflage: Thyssenkrupp streicht Stellen und Standorte

Der Stahlkonzern befindet sich seit mehr als zehn Jahren im Krisenmodus. Im Geschäftsjahr 2022/23 erlitt das energieintensive Unternehmen Nettoverluste von rund zwei Milliarden Euro. So sorgten sinkende Stahlpreise und gleichzeitig gestiegene Rohstoff- und Energiekosten für ein belastendes Ergebnis. Auch im letzten Quartal des vergangenen Jahres konnte der Konzern wegen steigender Zinsen und hohen Kosten nicht aus den roten Zahlen herauskommen. 

„Wir navigieren weiterhin durch ein schwieriges Marktumfeld, das von geopolitischen und handelspolitischen Konflikten geprägt ist“, hieß es seitens Finanzvorstand Klaus Keysberg in einer Telefonkonferenz im Februar dieses Jahres. Sinkende Preise und eine geringe Nachfrage im Stahlgeschäft, insbesondere von Autokunden, machten dem Konzern zu schaffen.

Zuletzt kündigte Thyssenkrupp Schulte an, Kapazitäten in der Stahlsparte infolge der gestiegenen Energiepreise abzubauen und Jobs streichen zu wollen. Demnach sollen 450 Arbeitsplätze und mehrere Standorte wegfallen. Man wolle das Geschäftsmodell ändern, indem man sich mehr auf Dienstleistungen konzentriert. Der Umbau soll demnach bis Ende September 2025 angeschlossen sein.

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