Listenkrimi in Schongau: Drei Stunden und mehrere Wahlgänge brauchte der Grünen-Ortsverband, bis alle Plätze für die Stadtratswahl 2026 so besetzt waren, wie es sich die Mitglieder wünschten.
Der Ortsverband der Grünen ist in Schongau der erste, der seine Liste für die im März 2026 anstehenden Stadtratswahlen aufstellte. Am Montag trafen sich die Mitglieder und Gäste anderer Ortsverbände im Turmzimmer im Münzgebäude. Brigitte Gronau, die für die Grünen im Kreis als Landrätin kandidiert, schwor die Schongauer auf die Wahlen ein. Sie bat darum, in den nächsten Monaten aktiv das Logo der Grünen anzustecken. „Es ist wichtig, dass wir unsere Haltung nach außen tragen“, ist Gronau überzeugt. Sie rief dazu auf, sich der Diskussion zu stellen, faktenbasiert, freundlich und mit Kompetenz.
Die Kandidaten
1. Bettina Buresch
2. Markus Keller
3. Esra Böse
4. Arduin Balasus
5. Babett Schwöbel
6. Oliver Koch (n.M.)
7. Nathalie Heiß
8. Andreas Hornsteiner
9. Eva Wutzl
10. Jan Wölfle
11. Tamara Wölfle
12. Ramon Köpke
13. Margrit Prestien (n.M.)
14. Bernd Pietruschka (n.M.)
15. Karin Schröter
16. Stefan Scheday (n.M.)
17. Christiana Haack (n.M.).
(n.M. = nicht Grünen-Mitglied)
Der Stadtrat hat 24 Mitglieder. Die vorderen sieben Plätze werden doppelt belegt.
Die Wahlleitung übernahm an diesem Abend Martin Adler. „Ihr macht‘s mich fertig, Leute“, so der Sprecher der Kreis-Grünen, der viele bunte Wahlzettel und rund drei Stunden später erst bei der Auszählung des zehnten Listenplatzes angekommen war. „Eckart Stüber wäre begeistert über so viel Basisdemokratie“, erinnerte er an die eben erst abgehaltene Aufstellung der Grünen-Kreistagskandidaten.
Keine Einigung über Listenplätze
Bei dieser Versammlung hatte sich die Mehrheit gegen eine Einzelabstimmung ausgesprochen, weshalb der Weilheimer erzürnt den Saal verließ. Auch in Schongau gab es im Vorfeld Gespräche über die Listen-Reihenfolge, aber keine Einigung.
Zumindest bei der Belegung der ersten Plätze fühlten sich offenbar nicht alle Kandidaten richtig gesehen. Sowohl die Grünensprecherin und Stadträtin Esra Böse, als auch Grünen-Mitgründerin und zuvor langjährige ALS-Stadträtin Bettina Buresch bewarben sich um den ersten Listenplatz. Wie auch schon bei der Wahl 2020, führt Buresch wieder die Liste an, die Entscheidung fiel jedoch denkbar knapp aus: Zehn der 18 Wahlberechtigten stimmten für sie, acht für Böse.
Für Platz zwei waren sowohl Stadtrat Markus Keller als auch Böse vorgeschlagen. Beide lagen nach dem ersten Wahlgang stimmenmäßig gleichauf. Die Patt-Situation von neun zu neun Stimmen wollte sich auch nach dem vierten Wahlgang nicht ändern. „Dann ist Elfmeter-Schießen“, kündigte Gronau lakonisch an.
Belegung des zweiten Platzes mit Markus Keller erfolgte per Los
Das gab es natürlich nicht, aber, wie der Wahlleiter angekündigt hatte, entschied das Los: Gronau zog den Namen Markus Keller für Listenplatz zwei. „Ein Novum und eine durchaus schwere Geburt“, kommentierte es Adler. Letztlich belegen nun alle drei amtierenden Stadträte der Grünen die ersten Plätze. Arduin Balasus, ebenfalls Sprecher der Grünen, bekam Platz vier auf einer insgesamt sehr ausgewogenen Liste.
„Ich war schon traurig und enttäuscht, ich hätte gerne die Liste angeführt, weil ich mich auch so für den Ortsverband engagiere“, sagt Böse im Nachgang. Allerdings könne sie auch gut mit Platz drei leben, bei den Wahlen 2020 habe ihr dieser Platz Glück gebracht. Damals landete sie zunächst nur auf Platz vier, rückte dann aber recht bald für Teresa Subiabre-Haseitl nach. Keller ist ebenfalls erst in dieser Wahlperiode nachgerückt für Teresas Schwester Janaina. Buresch sitzt seit 2012 im Stadtrat – sie war damals als ALS-Mitglied die Nachrückerin für Siegfried Müller.
Auch in die bereits besprochenen Listenplätze kam Bewegung
Nicht weniger spannend und keinesfalls rascher verlief der weitere Wahlgang: „Es hat sich eine gewisse Dynamik entwickelt“, blickt die Grünen-Sprecherin auf den Abend zurück. Für die folgenden Plätze meldeten sich jeweils mindestens zwei, manchmal sogar drei Bewerber, für die teilweise Plätze weiter hinten auf der Liste besprochen gewesen seien, so Böse.
Aus den ursprünglich 16 Kandidaten wurden dann aber, ebenfalls wie bei der Wahl 2020, 17 Kandidaten. Nathalie Heiß, die für die Grünen auch für den Kreistag kandidiert, ließ sich spontan mitreißen und bewarb sich gemeinsam mit Eva Wutzl und Tamara Wölfle um Platz sieben.
Wird Daniela Puzzovio unterstützt?
Oliver Koch war es, der eine mögliche Unterstützung der Kandidatur von Vizebürgermeisterin Daniela Puzzovio (ALS) ansprach. 2020 noch Kandidat bei der ALS, habe er sich über Corona „etwas entzweit“, weshalb er nun für die Grünen kandidiere. „Aber mir kommt es recht verwandtschaftlich vor, wenn wir die ALS unterstützen, da wir keinen eigenen Bürgermeisterkandidaten haben“, so Koch.
Direkt darauf eingegangen wurde in der Sitzung nicht. Sie habe es nicht gerne, wenn andere im Namen des Ortsverbandes sprechen, so Böse auf SN-Nachfrage. „Ich möchte das offenhalten, bis alle Kandidaten stehen, die UWV könnte noch jemanden nominieren.“ Wenn die Bewerbungsfrist im Januar abgelaufen sei, wolle man alle Kandidaten einladen, damit die Grünen-Mitglieder sie, vielleicht in Form eines Speeddatings, kennenlernen könnten.