Bornavirus in Bayern: Infektionswege, Symptome – und wie man sich schützen kann

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Die Feldspitzmaus kann das Bornavirus übertragen. Fälle beim Menschen gibt es nur wenige, diese enden aber oft tragisch (Symbolbild). © Kay Nietfeld/dpa/dpa-Bildfunk/IMAGO / Oliver Willikonsky (Collage: Merkur.de)

Das Bornavirus wurde in Bayern nachgewiesen. Zwar gibt es nur wenige bekannte Fälle beim Menschen, doch fast alle Erkrankten starben - so kann man sich schützen.

München - In Bayern wurde das Bornavirus nachgewiesen, betroffen ist die Region Ebersberg in Oberbayern. Das Landratsamt hat deshalb eine präventive Warnung herausgegeben. Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit hat auf seiner Website alle wichtigen Informationen rund um die Krankheit zusammengefasst.

Bornavirus in Bayern nachgewiesen: Feldspitzmäuse als Überträger

Beim Bornavirus handelt es sich um den Erreger der Borna‘schen Krankheit, diese ist seit über 250 Jahren als Tierseuche bekannt. 2018 wurde BoDV-1 erstmals als Ursache schwerer Gehirnentzündungen beim Menschen identifiziert. Bisher gilt die Feldspitzmaus als einziges bekanntes natürliches Reservoir für BoDV-1. Sie kann das Virus über Speichel, Urin, Kot und die Haut ausscheiden, ohne selbst daran zu erkranken.

„Prinzipiell ist davon auszugehen, dass nahezu jedes Säugetier für eine Infektion mit BoDV-1 empfänglich ist“, so das LGL. Bisher wurden Infektionen mit dem Bornavirus unter anderem bei Pferden, Schafen, Alpakas, Igeln, Bibern und auch beim Menschen nachgewiesen. „Mit Ausnahme der Feldspitzmaus erkranken Säugetiere schwer infolge einer BoDV-1-Infektion und gelten als Fehl- oder Sackgassenwirte, was bedeutet, dass sie das Virus nicht ausscheiden und nicht übertragen. Der genaue Übertragungsweg auf den Menschen ist bereits Gegenstand aktueller Forschungen“, erklärt das LGL weiter.

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Bornavirus in Bayern: LGL nennt mögliche Übertragungswege

Die Übertragung des Virus von der Feldspitzmaus auf den Menschen ist bisher nicht geklärt, laut LGL seien verschiedene Übertragungswege denkbar. Mögliche Infektionswege könnten die Aufnahme des Virus über verunreinigte Lebensmittel sein, das Einatmen von kontaminiertem Staub, eine Schmierinfektion über kontaminierte Erde oder der direkte Kontakt mit der Feldspitzmaus. Vorstellbar wäre auch, dass die Übertragung über ein „Bindeglied“, zum Beispiel Hauskatzen die Spitzmäuse jagen, passiert. Das ist aber noch nicht nachgewiesen. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch scheint dagegen unwahrscheinlich.

Bisher sind beim Menschen nur wenige Fälle bekannt, die im Freistaat zwischen 1996 und 2024 aufgetreten sind. Stand September 2024 liegt die Zahl identifizierter Fälle im mittleren zweistelligen Bereich. „Seit Einführung der Meldepflicht zum 1. März 2020 sind dem Robert Koch-Institut bis zu 6 akute Fälle von BoDV-1 Enzephalitis pro Meldejahr übermittelt worden, ein Großteil der Fälle davon aus Bayern (> 90%)“, so das LGL.

Symptome bei einer Bornavirus-Erkrankung

Kopfschmerzen

Fieber

Krankheitsgefühl

Im Anschluss (innerhalb weniger Tage) neurologische Symptome, zum Beispiel Verhaltsauffälligkeiten, Sprach- und Gangstörungen.

Im weiteren Verlauf schwere Enzephalitis, Erkrankte fielen ins Koma

„Bis auf bisher vier Erkrankungsfälle, die teilweise mit schwersten Folgeschäden überlebten, verstarben alle bekannten Fälle an der BoDV-1 Infektion“, so das LGL.

Keine Impfung gegen das Bornavirus verfügbar: So kann man sich schützen

Da es bisher noch keine Impfung gibt, kann das Risiko einer Infektion nur durch eine Vermeidung des Kontakts mit Spitzmäusen und deren Ausscheidungen reduziert werden. „Werden Spitzmäuse im häuslichen Umfeld beobachtet, ist wichtig, ihre Nahrungsquelle ausfindig zu machen und diese zu beseitigen. Als Nahrungsquelle geeignet sind für Spitzmäuse beispielsweise Insekten, die sich in Komposthaufen oder anderen außen gelagerten Abfällen ansiedeln. Auch im Außenbereich angebotenes Tierfutter nehmen Spitzmäuse gerne“, so das LGL. Tote Spitzmäuse sollten niemals mit bloßen Händen angefasst werden.

Das LGL rät zu Gummihandschuhen und bei Staubentwicklung zur einer eng anliegenden Feinstaubmaske (FFP2, KN95). Auch eine Schutzbrille sollte getragen werden. Die Spitzmäuse und ihre Ausscheidungen sollten vor der Entsorgung gründlich mit einem Reinigungsmittel besprüht werden, weil dadurch die Aufwirbelung von Staub verhindert wird. Das Robert Koch-Institut empfiehlt außerdem, sofort nach Beendigung staubiger Arbeiten zu duschen (einschließlich Haarewaschens) und die benutzte Kleidung sofort zu waschen.

Eine spezifische Therapie für Bornavirus-Infektionen gibt es bislang nicht. Die Behandlung besteht derzeit aus unterstützenden Maßnahmen mit intensivmedizinischer Betreuung. „Die Virostatika Ribavirin und Favipiravir haben sich in In-vitro Studien als wirksam gegen BoDV-1 erwiesen. Beide Medikamente sind nicht für die Behandlung der Borna’schen Krankheit beim Menschen zugelassen. Ihre Anwendung im Rahmen der Therapie von BoDV-1 Patienten ist damit als experimentell anzusehen und die Wirksamkeit nicht geklärt“, so das LGL. Unklar ist auch, wie sich eine immunsuppressive Therapie auswirkt. Bisherige Versuche zögerten den Krankheitsverlauf in Einzelfällen hinaus, brachten aber keinen durchschlagenden Erfolge. (kam)

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