Krise bei Vodafone: Warum das Unternehmen Kunden und Mitarbeiter verliert

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Vodafone Deutschland hat mit unmotivierten Mitarbeitern, unzufriedenen Kunden und einer Kündigungswelle in der Führungsebene zu kämpfen. Die Gründe liegen unter anderem in London.

Düsseldorf – Das Telekommunikationsunternehmen Vodafone scheint aus der selbstverschuldeten Krise, in der es steckt, wohl nicht so schnell herauszukommen. Trotz Investitionen in Netz und Servicequalität steht das Unternehmen weiter unter Druck. Abgehende Kunden, Kabelnetzausfälle und Kapazitätsprobleme treffen auf unzufriedene und unmotivierte Mitarbeiter. Darüber berichtet Handelsblatt unter Berufung auf Informationen aus den Konzernkreisen. 

Millioneninvestitionen für zufriedenere Kunden sollten Vodafone aus der Krise holen

Im Juli 2022 wurde Philippe Rogge zum neuen CEO von Vodafone Deutschland. Vor rund einem Jahr kündigte er Transformationen im Unternehmen an. Ihm sei bewusst gewesen, dass viele Menschen das Vertrauen in Vodafone verloren haben. Zuletzt klagte sogar die Verbraucherzentrale aufgrund der unerwarteten Preiserhöhung für Kunden. Diese Umstände habe Rogge ändern wollen. Wie Handelsblatt berichtet, investierter er einen zweistelligen Millionenbeitrag für mehr Kundenzufriedenheit: Eine verbesserte Erreichbarkeit seines Service, Datengeschenke an Kunden sowie Ersatzrouter bei Störungen. Auch intern sollte durch überarbeitete Prozesse und eine vereinfachte IT- und Gesellschaftsstruktur der erwünschte Neustart beigeführt werden.

Philippe Rogge, Vodafone Deutschland CEO redet bei der ANGA COM, Europas führende Kongressmesse für Breitband, Fernsehen und Online.
Philippe Rogge, Chef von Vodafone Deutschland, wollte einen Neustart für das Unternehmen. © IMAGO/Horst Galuschka

Unzufriedene Mitarbeiter bei Vodafone Deutschland - Rückgang an Kunden deutlich spürbar

Doch eine erste Prognose fällt laut Handelsblatt ernüchternd aus: Statt Transformation nach der Krise verliere der Konzern zunehmend das Vertrauen der Kunden sowie der eigenen rund 13.000 Mitarbeiter. Die Unzufriedenheit der Mitarbeiter sei aufgrund des weltweiten Stellenabbaus beim Konzern und dem stetigen Rückgang von Kundschaft im vergangenen Jahr weiter gestiegen. Das hätten interne Erhebungen bei Vodafone ergeben.

Vodafone betone zwar eine Erholung im Kundenzuspruch, nachdem allein im ersten Quartals des Jahres 2023 mehr als 200.000 Kunden gekündigt hatten, jedoch vergrößere sich der Abstand zu Wettbewerbern wie Telefónica Deutschland oder Telekom. Im Kabelnetz würden Ausfälle trotz Preiserhöhungen zu vielen Kundenabgängen führen. Zwischen Juli 2022 und Dezember 2023 habe Vodafone demnach fast 4,5 Prozent seiner Breitbandkunden verloren.

Krise bei Vodafone Deutschland zieht sich auch durch Führungsebene

Auch in der Führungsriege von Vodafone sei der Unmut zu spüren, Kündigungen würden sich häufen. So haben bereits der Privatkundenchef als auch die Finanzchefin den Ableger des britischen Telekommunikationsunternehmens verlassen. Alexander Saul, Geschäftskundenchef, werde Vodafone ebenfalls bald den Rücken kehren. Der Konzern habe diese Information auf Anfrage weder bestätigen noch dementieren wollen.

Das Foto zeigt das Logo des Telekommunikationskonzerns Vodafone.
Bei Vodafone sorgen auch interne Unzufriedenheiten für Probleme. © Rolf Vennenbernd/dpa

Grund für die hohe Unzufriedenheit bei den Führungskräften sei vor allem die britische Zentrale des Konzerns in London. Diese ließe Vodafone Deutschland, das für rund 30 Prozent des Umsatzes des Konzerns verantwortlich ist, wenig Spielraum für eigene Prozesse und Entscheidungen. Das sogenannte Zero-Based-Budgeting beispielsweise erfordere nun alle drei Monate eine Rechtfertigung der Ausgaben.

Deutschland-Chef Rogge scheine im Wettstreit mit der Konzernzentrale häufig als gehorsamer Umsetzer wahrgenommen zu werden. Seine öffentlichen Botschaften müssten dort genehmigt werden. Die Rückkehr des ehemaligen CEO Hannes Ametsreiter werde deshalb von einigen Mitarbeitern als wünschenswert betrachtet. Er soll die Interessen des deutschen Tochterunternehmens aktiver vertreten haben, als es Rogge derzeit tut.

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