Nach Wahlen in Sachsen und Thüringen: CDU profitierte auch von Stärke der AfD
Bei den Ost-Wahlen holte die AfD über 30 Prozent. Laut einer Analyse dachten CDU-Wähler strategisch, während die AfD eine stabile Wählerschaft aufbaute.
Dresden/Erfurt – Die Ergebnisse der Landtagswahl in Thüringen und Sachsen sind für viele ein Schock. Die AfD hat in beiden Bundesländern laut dem vorläufigen Endergebnis über 30 Prozent der Stimmen bekommen. Die CDU bekam in Sachsen ähnliche Ergebnisse und wurde in Thüringen mit 23,6 Prozent zweitstärkste Kraft. Eine Analyse deutet an, dass die Partei vor allem wegen der AfD-Stärke ein solches Ergebnis einfahren konnte. Demnach war die CDU ein Sammelbecken für diejenigen, die die AfD verhindern wollten.
Laut einer Nachwahlbefragung von Infratest dimap für die ARD wählten 55 Prozent der CDU-Wählerschaft in Thüringen und 52 Prozent in Sachsen die CDU nur, „damit die AfD nicht zu viel Einfluss bekommt“. Anders sieht es beim BSW aus, das sich selbst als Alternative zur AfD inszeniert hatte. Besonders von der Linken, aber auch von CDU und Nichtwählern gab es Wählerwanderungen zu der Wagenknecht-Partei.

AfD baut Wählerschaft auf und gewinnt bei Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen von Links und Rechts
Gleichzeitig gewann die AfD am meisten Stimmen von der CDU. In Thüringen verlor die Linke zusätzlich viele Wähler an die AfD. Ganze 23.000 Personen, die 2019 noch die Linke gewählt hatten, wählten bei dieser Wahl die AfD. Ansonsten bekam die AfD Zuwachs aus allen Richtungen.
Wählergruppe mit Verlusten an die AfD | Abgewanderte Stimmen in Sachsen | Abgewanderte Stimmen in Thüringen |
---|---|---|
CDU | 44.000 | 28.000 |
Linke | 8.000 | 23.000 |
FDP | - | 8.000 |
SPD | 5.000 | 5.000 |
Grüne | 4.000 | 2.000 |
Nichtwähler | 10.000 | 6.000 |
Erkenntlich wurde auch, dass die in beiden Bundesländern als rechtsextrem eingestufte AfD ihren Status als Protestpartei verliert und eine Stammwählerschaft aufbauen konnte. In Sachsen wählten 50 Prozent die AfD aus Überzeugung und 43 Prozent aus Enttäuschung über andere Parteien. In Thüringen war es 52 Prozent überzeugte Wähler und 40 Prozent enttäuschte. Beide Gruppen wählten die Partei trotz der Einstufung als gesichert rechtsextrem.
AfD kann vermehrt bei jungen Generationen punkten – CDU kann sich in Wirtschaft und Bildung behaupten
Während die CDU mit steigendem Alter vermehrt gewählt wird, zeigten die Ergebnisse der Nachwahlbefragung, dass die AfD auch bei den jüngeren Generationen punkten konnte. Dort sind die Stimmenanteile nach Altersgruppen ausgeglichen gewesen. Bei den 18- bis 24-Jährigen bekam die AfD im Vergleich zum Jahr 2019 in Sachsen ganze 11 Prozentpunkte Zuwachs, in Thüringen sogar 15 Prozentpunkte.
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Bei der Frage nach Parteikompetenzen zeigte sich besonders, dass die CDU als kompetenter bei Wirtschafts- und Bildungspolitik eingestuft wird, obwohl sie im Laufe der letzten 20 Jahre auch dort stetig abgenommen hat. Die Themen soziale Sicherheit und wirtschaftliche Entwicklung spielten auch bei der CDU-Wählerschaft die größte Rolle für die Wahlentscheidung. Währenddessen stuften die Befragten die AfD in Sachen sozialer Gerechtigkeit, ostdeutschen Interessen und Asyl- und Flüchtlingspolitik als kompetenter ein. Mit diesen Themen konnte die AfD auch in Sachsen und Thüringen punkten.
Wer die CDU wählen wollte, um die AfD zu verhindern, muss sich dies wohl schon länger überlegt haben. Die Ergebnisse der Wahl sind relativ ähnlich zu den vorherigen Umfragen. Nicht von allen Seiten wird der CDU jedoch so ein positiver Effekt zugesprochen, denn die Analyse kann auch andersherum gelesen werden. So wurde der CDU auch vorgeworfen, sie hätte die AfD verharmlost und ihr damit Auftrieb gegeben. Da die 30 Prozent der AfD, wie sie in Umfragen deutlich wurden, nicht verhindert werden konnten, wird die CDU auch zur Selbstkritik gemahnt. (lismah)