Gegen Trump und Putin: Selenskyjs Verhandlungsposition viel besser als befürchtet?
Die Schlagzeilen zeichnen ein düsteres Bild für die Verhandlungsposition der Ukraine gegenüber Putin und Trump. Aber: Stimmt das überhaupt?
Kiew – Seit Monaten befindet sich die russische Armee von Präsident Wladimir Putin in der Ukraine auf dem Vormarsch. Die Verteidiger kämpfen mit Gebietsverlusten an allen Frontabschnitten und Personalmangel. Die ukrainische Angst vor einem Diktatfrieden – verhandelt durch den US-Präsidenten Donald Trump – ist groß. Aber: Die Ukraine von Präsident Wolodymyr Selenskyj steht laut dem US-amerikanischen Wirtschaftsmagazin Forbes besser dar, als die vielen negativen Schlagzeilen suggerieren.
Zwar rückten die russischen Streitkräfte konstant in Richtung Kiew vor – allerdings täglich teilweise nur wenige Meter. Und für die geringen Fortschritte nimmt der Kreml einen enorm hohen Blutzoll mit Hunderten bis Tausenden gefallenen oder schwer verletzten Soldaten pro Tag in Kauf.
Ukraine verhindert russischen Durchbruch
Vor wenigen Wochen hatten Beobachter einen russischen Durchbruch an der Grenze der Oblasten Donezk und Saporischschja befürchtet. Dieser scheine nun unwahrscheinlich. Für einen Durchbruch werde Russland nicht in der Lage sein – „erschöpft durch die Verluste und heftigen Kämpfe im letzten Monat“, erklärte das ukrainische Zentrum für Verteidigungsstrategien.
Russlands Einheiten kämpften in dem Gebiet mit einem Mangel an Ausrüstung. Aus diesem Grund werde „der Feind nicht in der Lage sein, in die Oblaste Saporischschja oder Dnipropetrowsk durchzubrechen“, schätzten die ukrainischen Analysten.
Hinzu komme ein weiterer Punkt: Neben dem ukrainischen Militär kämpfe auch das russische seit Monaten mit einer schwachen Rekrutierung von Soldaten. Im Vergleich zur Ukraine sei das Problem für die russischen Streitkräfte bedeutender. Denn: Die Soldatinnen und Soldaten von Präsident Wolodymyr Selenskyj müssten die Ukraine zwar verteidigen – aber nicht wie die russischen Angreifer Hunderte Meilen von zu Hause entfernt gegen einen „technologisch fortgeschrittenen Feind vorrücken“, schreiben die Forbes-Journalisten.
Trump-Treffen: Gewinnt Putin am Verhandlungstisch?
Der Analyst vom Zentrum für Verteidigungsstrategien, Andrew Perpetua, kommt zu dem Schluss: „Das russische Militär hat objektiv versagt“, und weiter: „Und es hat nicht die Kraft, sich jemals von dem Ausmaß seines Versagens zu erholen. Russland kann diesen Krieg auf dem Schlachtfeld nicht gewinnen.“
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Das Problem: Putin könnte am Verhandlungstisch gewinnen. Bereits vor den ersten Gesprächen zwischen russischen und US-amerikanischen Vertretern hatte die Trump-Regierung dem Kreml öffentlich einige Zugeständnisse gemacht. Beispielsweise machten die US-Diplomaten deutlich, dass die russisch-ukrainischen Grenzen vor dem Ukraine-Krieg nicht wiederhergestellt werden könnten.
Druck von Trump und Putin: Selenskyj gibt nicht nach
Obwohl der öffentliche Druck scheinbar enorm auf dem ukrainischen Präsidenten lastet, hat Selenskyj bisher nicht nachgegeben. Unter anderem erteilte er einem offerierten US-Deal über Seltene Erden eine klare Absage. Selenskyj habe die „Verhandlungen bisher sehr gut gemeistert“, sagte Tatarigami, Gründer der ukrainischen Analysegruppe Frontelligence Insight.
Gut bewaffnet durch die eigene Industrie, ihre europäischen Verbündeten und die Regierung des ehemaligen US-Präsidenten Joe Biden „hat die Ukraine genug Geld, um das gesamte Jahr 2025 und einen Teil des Jahres 2026 zu finanzieren“, sagte Perpetua. „Sie haben genug Waffen und Munition, um den Großteil des Jahres 2025 durchzuhalten, und mithilfe anderer Nationen werden sie das Jahr 2025 ohne Probleme durchstehen können.“ Daher könne es sich Selenskyj leisten, das Trump-Angebot über Seltene Erden abzulehnen. (Jan-Frederik Wendt)