Trump verspottet Selenskyj und sagt über möglichen Friedens-Deal: „Ukraine hätte fast ganze Land bekommen“

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Trump verspottet Selenskyj und sagt über möglichen Friedens-Deal: „Ukraine hätte fast das ganze Land bekommen“

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Donald Trump empfängt Journalisten in gold vertäfeltem Saal in Mar-a-Lago-Anwesen und spottet über die Ukraine © picture alliance/dpa/Pool | Uncredited

Donald Trump holt Russland aus der Isolation. Der radikale Kurswechsel zum Ukraine-Krieg ist eingeleitet.

Palm Beach/Washington (dpa) - Bei einem Auftritt in einem golden vertäfelten Empfangssaal in seinem Anwesen in Mar-a-Lago nähert sich Donald Trump der russischen Führung um Wladimir Putin weitgehend an - und überzieht die Ukraine mit Spott. Vor Journalisten sagte er am Dienstag (Ortszeit): „Es gibt in der Ukraine eine Führung, die einen Krieg zugelassen hat, den es nie hätte geben dürfen.“ Trump habe bei dem Auftritt seine bisher feindlichsten Äußerungen getätigt, ordnet CNN ein.

Trump gab Selenskyj die Schuld, dass der Angriff Russlands auf sein Land seit drei Jahren andauert. Er möge Selenskyj zwar persönlich, aber es gehe nicht um Sympathien, sondern darum, „dass der Job erledigt wird“. Außerdem kritisierte Trump, Selenskyj habe niedrige Zustimmungswerte in der Ukraine. Und er wiederholte eine Forderung des mit der Ukraine verfeindeten Russlands: In der Ukraine müssten Neuwahlen stattfinden.

Trump wiederholt Putins Forderung nach Neuwahlen in der Ukraine und spricht Selenskyj Legitimation ab

Das Land sei in weiten Teilen zerstört, die Menschen seien den Krieg satt. Laut Kyiv Independent sagte Trump, Selenskyj habe nur noch Zustimmungswerte von vier Prozent in der Bevölkerung. In einer Umfrage im Dezember hatten dagegen 52 Prozent der Ukrainer dem aktuellen Präsidenten ihr Vertrauen ausgesprochen, wie Kyiv Independent meldet. Es gibt laut dpa auch weiter eine Mehrheit gegen Gebietsabtretungen und andere Zugeständnisse gegenüber Russland.

Zwar steige auch der Anteil derjenigen beständig, die sich ein Ende des Krieges über Verhandlungen und Kompromisse wünschen. Die Überlegungen zu Neuwahlen haben in der Ukraine allerdings einen großen Haken: Könnte Russland die Wahlen im Nachbarland manipulieren und dafür sorgen, dass in Kiew eine dem Kreml ergebene Marionetten-Regierung übernehmen würde?

Trump verspottet Ukraine-Forderung nach Teilnahme an Verhandlungen

Spott gab es von Trump auch für die Kritik aus der Ukraine, dass Vertreter ihres Landes nicht bei einem Treffen zwischen Unterhändlern der USA und Russlands in Saudi-Arabien am Tisch saßen. „Ich habe heute gehört: Oh, wir waren nicht eingeladen“, sagte Trump. Und fügte hinzu: „Nun, ihr seid seit drei Jahren dabei.“ Der Krieg hätte längst enden sollen, die Ukrainer seien quasi selbst schuld: „Ihr hättet es nie anfangen sollen. Ihr hättet einen Deal machen können.“ Trump hatte angekündigt, sich demnächst mit Putin persönlich treffen zu wollen.

Gespräche zwischen Russland und den USA waren am Dienstag zu Ende gegangen. Teilgenommen hatten unter anderem der russische Außenminister Sergej Lawrow und der US-Außenminister Marco Rubio. Die russische Zeitung Nesawissimaja kommentierte das Treffen mit den Worten: „Der Kreml und das Weiße Haus haben eine gemeinsame Sprache gefunden.“

Trump spricht von Deal, den er für die Ukraine hätte aushandeln können

Bei seinem bizarren Auftritt fielen außerdem weitere Behauptungen, für die er weder Belege noch Details nannte. Demnach sagte er, er hätte einen Deal für die Ukraine aushandeln können. Mit diesem Deal hätte die Ukraine „fast das ganze Land“ bekommen, „und es wären keine Menschen getötet worden, und keine Stadt wäre zerstört worden“.

Internationalen Friedensexperten zufolge gab es in den ersten Monaten des Krieges tatsächlich Chancen auf einen „Deal“ zwischen Russland und der Ukraine, der zwar seitens Russland eine weitgehende Demilitarisierung für die Ukraine vorgesehen hätte, sowie neue Landesgrenzen und Russisch als zweite Amtssprache, worauf die Ukraine vielleicht eingegangen wäre. Verhandlungen für ein Ende des Ukraine-Kriegs und Frieden waren aber daran gescheitert, dass parallel aufgedeckt wurde, welche Gräueltaten die russische Armee an der ukrainischen Zivilbevölkerung in besetzten Gebieten angerichtet hatte, unter anderem in Butscha. (dpa/kat)

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