Drohnen-Attacken der Ukraine: Offenbar für Putin wichtiger Konzern getroffen – Videos zeigen Feuer

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Teile Russlands werden von Dutzenden Drohnen heimgesucht. Ein Ziel ist offenbar ein Konzern, der eine wichtige Zutat für Sprengstoffe produziert.

Weliki Nowgorod – Die Aufnahmen stammen aus der Nacht. Im beinahe alles überdeckenden Dunkel ist in der Ferne ein großes Feuer zu sehen, vereinzelt sind Detonationen zu hören. Die auf Telegram kursierenden Clips sollen aus der Stadt Weliki Nowgorod stammen, im Nordwesten von Russland in der Nähe von St. Petersburg gelegen. Offenbar handelt es sich um eine große Drohnen-Attacke Kiews, als Reaktion auf die zahllosen Luftangriffe Moskaus im Ukraine-Krieg.

Feuerschein im Dunkeln in der Ferne
Feuer am Horizont: Die Aufnahmen entstanden mehrere Kilometer entfernt vom Ort der Detonationen. © Telegram/@supernova_plus

Alexander Dronow, Gouverneur der Region Nowgorod, teilte später via Telegram mit, es seien 19 Drohnen über dem Gebiet abgeschossen worden. Tote seien nicht zu beklagen, eine Person habe medizinisch versorgt werden müssen. Zudem seien geringfügige Gebäudeschäden entstanden. Über das Ziel der Attacken kann nur spekuliert werden.

Explosionen nach Drohnen-Attacken: Russischer Hersteller von Mineraldünger als Ziel?

Das nach Beginn der Invasion vor knapp vier Jahren gegründete unabhängige russische Medium Astra verbreitete mehrere der nur wenige Sekunden dauernden Clips, die von Anwohnern stammen sollen. Demnach sei auch ein Werk der Acron Group angegriffen worden, die sich selbst als weltweit bedeutender Hersteller für Mineraldünger beschreibt. Dort soll es Explosionen gegeben haben, ein Brand sei ausgebrochen.

Ein Augenzeugen-Foto sei rund acht Kilometer vom Werksgelände entfernt aufgenommen worden. Ein Astra-Analyst sagte darüber: „Das mögliche Brandgebiet überschneidet sich mit dem von Acron, aber anhand dieser Bilder lässt sich ein Brand im Werk nicht bestätigen.“ Ein Video, das den Moment der Explosion festhält, wurde demnach sogar 8,5 Kilometer vom Werksgelände entfernt aufgenommen.

Ukraine schickt Drohnen nach Russland: Videos zeigen wohl Feuer auf wichtigem Werksgelände

Die BBC schreibt, sie habe zwei Videos verifizieren können, die ein großes Feuer auf dem Acron-Gelände zeigen. Eines sei sechs Kilometer weiter südlich entstanden und halte riesige Brände in Richtung des Werks fest. Die abgebildeten Gebäude und ein nahegelegener Sportplatz seien mit Satellitenbildern von Google Earth verglichen worden, womit bestätigt werden könne, dass das Acron-Werk zu sehen sei.

Die zweite Sequenz wurde demnach nahe einem Kreisverkehr direkt gegenüber dem Fluss Wolchow gefilmt. Darauf schießen in Richtung des Werks Flammen in den Nachthimmel. Die Brandursache lasse sich aufgrund der Entfernung und der Bildqualität nicht feststellen. Die Nachrichtenagentur RBC-Ukraine berichtet unter Berufung auf lokale Quellen, auf dem Werksgelände sei es zu mindestens fünf Explosionen gekommen. Einzelne Produktionsanlagen hätten Feuer gefangen.

Feuerball am Horizont hinter Häusern
Feuerball über Weliki Nowgorod: Diese Aufnahme soll die Folgen der Einschläge festhalten. © Telegram/@astrapress

Sollte das Acron-Werk tatsächlich in Mitleidenschaft gezogen worden sein, könnte dies auch Folgen für die Kriegswirtschaft von Kreml-Chef Wladimir Putin haben. Denn das Unternehmen produziert verschiedene Arten von Stickstoffdünger, wie Ammoniak und Ammoniumnitrat. Letzteres ist ein Hauptbestandteil vieler Sprengstoffe. Bereits in der Vergangenheit hatten ukrainische Drohnen-Attacken wichtige Fabriken in Russland anvisiert und getroffen. Erst vor wenigen Tagen soll ein Rüstungswerk erwischt worden sein.

Russland reagiert auf Drohnen-Attacken: Hunderte Flüge betroffen

Die Ukraine schickte Drohnen aber nicht nur nach Weliki Nowgorod. Wie das russische Verteidigungsministerium auf Telegram mitteilte, wurden zwischen 23 Uhr und 7 Uhr Moskauer Zeit vom 10. auf den 11. Dezember 287 unbemannte Flugobjekte der Ukraine von der Luftverteidigung abgefangen und zerstört. Mit 118 waren es in der Region Brjansk weiter südlich mit Abstand die meisten. Zwischen 8 und 14 Uhr wurden demnach weitere 32 unbemannte Luftfahrzeuge vom Himmel geholt, davon 13 in Brjansk.

Folgen hatten die Drohnen-Sichtungen auch für den Flugverkehr. Russlands Luftfahrtbehörde Rosawiazija informierte, dass an zwölf Airports vorübergehend Beschränkungen bei Starts und Landungen galten. Zehntausende Passagiere waren betroffen, 54 Flugzeuge wurden umgeleitet, mehr als 130 Flüge fielen aus, 235 Abflüge und Ankünfte verzögerten sich um mehr als zwei Stunden.

Beeinträchtigungen des Flugverkehrs erlebten zuletzt auch diverse Airports in westeuropäischen Ländern, darunter Deutschland. Wegen Sichtungen auffälliger Drohnen war der Flugbetrieb teilweise eingestellt worden. Die Flugobjekte nehmen also nicht nur im Krieg eine herausgehobene Rolle ein, sondern beeinflussen auch das tägliche Leben Hunderte Kilometer von der Front entfernt. (Quellen: Telegram, Astra, BBC, RBC-Ukraine, Russisches Verteidigungsministerium, Rosawiazija) (mg)