Zum Jahresrückblick: Bürgermeisterin Reithmann im Interview - Gemeinde hat auch 2024 einiges vor
Auch heuer hat die Gemeinde Icking einiges vor. Bürgermeisterin Verena Reithmann blickt im Interview auf das vergangene Jahr zurück - und gibt einen Ausblick auf 2024.
Icking – Die Gemeinde Icking hat einiges vor – und viel davon bekommen die Bewohner wahrscheinlich gar nicht mit. Die Wasserversorgung muss sichergestellt werden, auch das Management des Regenwassers, das nach Gewittern gern manche Straßen überflutet. Wie es aussieht, hat Bürgermeisterin Verena Reithmann (UBI) den langen Atem, den man braucht, um auch bei zähen Projekten nicht die Geduld zu verlieren.
Zum Jahresrückblick: Bürgermeisterin Reithmann im Interview - Icking hat einiges vor
Frau Reithmann, eins der Themen, die 2023 hochgekocht sind, betrafen PV-Anlagen, die in Attenhausen und an der B11 im Gespräch gewesen sind. Die in Attenhausen, besonders umstritten, ist mittlerweile vom Tisch. Was ist mit dem Projekt an der B11?
Da hat sich tatsächlich rechtlich etwas geändert. Inzwischen gelten solche Vorhaben als privilegiert, auch im Außenbereich. Eine Kommune kann sie nicht mehr ohne Weiteres ablehnen. Allerdings dürfen die Anlagen pro Antragsteller nicht größer sein als 2,5 Hektar.
Liegt der Gemeinde dafür schon ein Bauantrag vor?
Nein, bei uns ist noch keiner eingegangen.
Was ist mit der Wasserversorgung? Eins der großen Probleme, die Icking beschäftigen.
Das stimmt, dabei ist die Wasserversorgung natürlich einer der zentralen Punkte der kommunalen Daseinsvorsorge. Wir haben heuer Fortschritte gemacht. Zum einen kann der Notverbund mit Schäftlarn kommenden Herbst in Betrieb gehen. Zum anderen warten wir darauf, dass endlich unser Wasserrechtsantrag vom Landratsamt positiv beschieden wird.
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Was heißt das genau?
Der Antrag war jahrelang in der Schwebe, wegen der Frage, inwieweit Isar-Hochwasser unsere Wasserqualität beeinträchtigt – auch deshalb brauchen wir den Notverbund so dringend.
Zähe Projekte in Icking: Workshop mit Schulen zum Thema Turnhalle
Und was ist mit dem Regenwasserkanal? Bei Starkregen verwandelt sich unter anderem die B11 regelmäßig in eine Riesenpfütze.
Dafür haben wir ein Konzept entwickelt, das wir jetzt Stück für Stück weiterplanen und dann umsetzen mit einer Erweiterung der vorhandenen Leitungen und einigen Rückhaltebecken. Aber auch hier brauchen wir grünes Licht vom Wasserwirtschaftsamt.
All diese Projekte ziehen sich über Jahre. Auch über die Turnhalle, die Icking bauen möchte, wird seit zehn Jahren diskutiert. Zermürbt Sie das nicht?
Nein, im Gegenteil. Gerade mit der Turnhalle haben wir in der letzten Sitzung vor Weihnachten einen Prozess aufgesetzt, der eine gute Entscheidung herbeiführen wird. Wir machen im Januar einen Workshop mit beiden Schulen, mit der Grundschule und dem Gymnasium, um herauszufinden, ob uns eine einfache Turnhalle für die Grundschule reicht oder wir eine Doppelhalle anstreben, die dann die Gymnasiasten mitnutzen. Das ist ein Riesenschritt nach vorn.
Ich bin nach wie vor begeistert davon, was man als Bürgermeisterin bewegen kann.
Nach großer Weichenstellung hörte sich aber die Diskussion im Gremium nicht an. Die Stimmung klang nicht nach Aufbruch.
Das hat mich auch gewundert, auch beim Beschluss zum Gewerbegebiet in Dorfen, der ebenso wichtig ist, erschienen mir die Beiträge der Kollegen wunderbar negativ. So etwas nehme ich inzwischen hin, einfach, weil wir uns sonst in Befindlichkeiten verstricken. Und dafür wiederum sind unsere Tagesordnungen zu lang.
Sie machen den Job weiterhin gern – jetzt ist ja die Halbzeit schon überschritten?
Ich bin nach wie vor begeistert davon, was man als Bürgermeisterin bewegen kann. Ich finde meine Arbeit ungemein erfüllend.
Das heißt, Sie kandidieren 2026 wieder?
Von meiner Seite spricht nichts dagegen.
Icking: Bürgermeisterin Verena Reithmann will 2026 erneut kandidieren
Ihre Kinder sind aus dem Haus, Sie könnten sich ein schönes Leben machen. Wie viele Stunden verbringen Sie pro Woche im Rathaus?
Ich zähle die Stunden nicht, aber ich schaffe es doch meist, die Wochenenden freizuhalten. Wir kommen schon noch dazu, abzuschalten. Das funktioniert bei mir am besten mit der Familie. Oder beim Segeln.
Wie ist zwei Jahre nach Corona die Stimmung im Dorf? Gibt es einen guten Zusammenhalt in Icking?
Ich glaube schon. Man hat es auf der Maifeier gesehen, für mich einer der Höhepunkte im abgelaufenen Jahr. Es war ein schönes Fest. Ansonsten nehme ich ein Miteinander eher in kleineren Zusammenhängen wahr, innerhalb der verschiedenen Interessengruppen. Insgesamt aber spürt man die allgemeine Anspannung schon auch hier – auf unserer Insel der Seligen.
Apropos Maifeier, da haben Sie sich als Naturtalent beim Anzapfen entpuppt. Sie brauchten nur drei Schläge. Haben Sie vorher geübt?
Ich wurde eingewiesen von der Brauerei.
Im Jahr 2024: Auf ein Projekt freut sich Bürgermeisterin Verena Reithmann besonders
Worauf freuen Sie sich in 2024?
Auf mehreres, unter anderem auch darauf, ein Grundstück in Dorfen, das der Gemeinde gehört, der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen. Dort ist vieles vorstellbar, vom Selbsternteprojekt bis zum Spielplatz.
Die Gemeinde hat einige landwirtschaftliche Flächen neu verpachtet. Sie hoffen dort nun, Ihr Streuobstprojekt, das der Umweltausschuss erst gar nicht so gut aufgenommen hat, umsetzen zu können.
Genau. Wir profitieren von einem Programm des Freistaats und konnten uns rund 100 Obstbäume sichern, die es zum Nulltarif gibt. Die Hälfte reichen wir weiter an private Gartenbesitzer, die anderen 50 Bäume sollen auf Gemeindegrund kommen. Vielleicht können wir über ein Patensystem sicherstellen, dass die Bäume die Pflege erhalten, die sie brauchen.
Wenn Sie drei Wünsche frei hätten für sich und Icking, was wäre das dann?
Zwei Wünsche würde ich darauf verwenden, dass die beiden schon erwähnten Projekte, die Turnhalle und das Gewerbegebiet, weiterhin gut vorankommen. Und dann wäre ein weiteres Anliegen, dass auch Icking günstigen Wohnraum bekommt, den brauchen wir dringend. ak
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