Bei der Bürgerversammlung in Waakirchen gab Bürgermeister Kerkel Einblicke in die Gemeindeentwicklung, Bauprojekte, Finanzen und zukünftige Initiativen.
Waakirchen – Ganz große Neuigkeiten gab es bei der jüngsten Bürgerversammlung in Waakirchen nicht. In seinen Statistik- und Rechenschaftsberichten präsentierte Bürgermeister Norbert Kerkel dennoch einige interessante Zahlen und Hintergründe. Auch warum sich die Starts mancher Bauprojekte verschieben, erfuhren die Zuhörer.
Zunächst erhob sich die Versammlung aber zu einer Schweigeminute für den langjährigen Bauhofmitarbeiter Friedl Werlberger, der erst kürzlich überraschend verstorben ist. Anschließend vermeldete Bürgermeister Kerkel überwiegend positive Nachrichten. Die Kita-Situation habe sich entzerrt, die Zahl der Neugeborenen pendelte sich mit 50 Geburten auf niedrigem Niveau ein. Eheschließungen gab es fünf mehr als 2023.
Ebenso sind erneut mehr Betriebe in Waakirchen gemeldet (838 / Vorjahr: 818). Drei landwirtschaftliche Betriebe haben hingegen aufgegeben, damit gibt es momentan noch 70 im ganzen Gemeindegebiet. Von einem Spitzenwert sprach Kerkel bei der Gewerbesteuer, fast 5,5 Millionen Euro wurden 2024 eingenommen. „Das haben wir den erfolgreichen Unternehmen zu verdanken. Wir tun auch alles, damit sie sich bei uns wohlfühlen.“
Gemeinschaft und Finanzen im Blick: Positive Nachrichten und aktuelle Zahlen
Insgesamt stellt sich die Finanzlage der Gemeinde gut dar. Die neuen Hebesätze für die Grundsteuer A und B (jeweils 250 Prozent) kamen ebenfalls zur Sprache, ebenso die neu kalkulierten Gebühren fürs Frischwasser, die 2024 nach zwölf Jahren deutlich angehoben werden mussten. Der Schuldenstand der Gemeinde von 10,4 Millionen ist auch nicht ganz so schlimm, wie es sich anhört, betonte der Rathauschef.
Waakirchner Zahlen 2024:
5934 Einwohner (Stand 31. Dezember 2024) davon 71 Nebenwohnsitze, 50 Geburten, 49 Sterbefälle, 19 Eheschließungen, 838 angemeldete Gewerbe, 70 landwirtschaftliche Betriebe, 1743 Euro Pro-Kopf-Verschuldung und über 10.000 Bürgerbus-Fahrgäste im zweiten Jahr.
Die Rücklage sei mit 7,3 Millionen gut gefüllt und die Gemeinde habe zuletzt auch viel investiert: unter anderem ins Feuerwehrhaus Waakirchen, in neue Feuerwehr-Fahrzeuge, in den Hochbehälter Marienstein, in den Radweg Schaftlach-Krai, ins „Pizzeria-Gelände“ in Schaftlach, ins Sparkassengebäude (neues Rathaus). Hohe Defizite muss die Gemeinde weiterhin bei der Kinderbetreuung sowie der Energieversorgung der örtlichen Turnhalle einstecken. Auch die Friedhöfe laufen immer noch defizitär.
Bauprojekte und Infrastruktur: Fortschritte und Verzögerungen
Bei den Bauprojekten konnte Bürgermeister Kerkel teilweise Fortschritte melden. Gut angenommen werde der neue Radlweg zwischen Schaftlach und dem Sportgelände Krai. Für den Radweg nach Piesenkam dauern die Verhandlungen noch an. Auch der Baubeginn für einige Projekte der Waakirchner Wohnbaugesellschaft KU zieht sich noch etwas. Für das geplante Wohn- und Gaststätten-Ensemble am Schaftlacher Bahnhof soll es spätestens Anfang 2026 losgehen. Ebenso erst 2026 könne das Wohnbauprojekt Piesenkam starten, ein gesonderter Infoabend wie fürs „Pizzeria-Gelände“ folgt demnächst.
Seit gut einem dreiviertel Jahr treibt die Gemeinde das Thema Asylunterkunft um. „Wir wollen nach wie vor das Schaftlacher Modell umsetzen“, betonte Kerkel. Die Planung für die Schaftlacher Straße – dort soll das erste von zwei Häusern entstehen – gestalte sich jedoch schwierig. Die juristische Prüfung laufe noch, weshalb Kerkel in der Versammlung nicht viel dazu sagen konnte. Das Landratsamt halte momentan still.
Soziale Themen und Energieversorgung: Herausforderungen und geplante Lösungen
Für die Sanierung der beiden Festenbach-Brücken in Marienstein – Teil des Hochwasserschutzes in der Gemeinde – war offizieller Baubeginn am Tag der Bürgerversammlung. In puncto Waakirchner Dorfmitte wurde der Maibaum inzwischen versetzt und Bänke und Tische aufgestellt, weitere Ideen des Arbeitskreises Dorfmitte sollen noch umgesetzt werden. Baubeginn fürs neue Rathaus ist wahrscheinlich doch erst 2026, ließ Kerkel wissen, es seien noch Kosten zu optimieren.
Für die Anwohner der Warngauer Straße in Piesenkam gab es schlechte Nachrichten. Alle Bemühungen, den Verkehr auf der „geheimen Umgehungsstraße von Holzkirchen“ zu beruhigen, seien bereits unternommen. „Eigentlich kann man fast nix ändern“, bedauerte Kerkel, kündigte aber an, möglichst eine dritte Insel aus Richtung Warngau einzubauen. Momentan „gestorben“ ist auch die geplante Nahwärmeversorgung der Waakirchner Schulsiedlung – es gab schlicht zu wenig ernsthafte Interessenten. Dennoch will die Gemeinde an einer Lösung für die Energieabnehmer Turnhalle, Pfarrheim und katholischer Kindergarten arbeiten.
Veranstaltungen und zukünftige Initiativen: Radfahren, Festivals und Seniorenbeirat
Zum Ende seines Vortrags lud Kerkel zum diesjährigen Stadtradeln samt „Gaudi-Radlrallye“ am 1. Juni ein und wies bereits auf das zweite Festival der Berufe am 25. Oktober hin. Noch in diesem Jahr soll zudem ein Seniorenbeirat gegründet werden, den Quartiersmanagerin Monika Klöcker kurz vorstellte (Bericht folgt).
Lediglich Gemeinderat Carsten Brockmann (ABV) hatte bezüglich der Grundsteuer sowie zum Vorranggebiet Windenergie WE36 Fragen zur Bürgerversammlung eingereicht. Letzteres wurde bei der Gemeinderatssitzung am Dienstag (13. Mai) thematisiert (Bericht folgt). Thomas Fürst aus Schaftlach beklagte eine schwindende Lebensqualität in dem Gemeindeteil, weil unter anderem Post und Recyclinghof nun fehlen.
Bürgermeister Kerkel betonte, als Gemeinde nicht auf alles Einfluss nehmen zu können, bezeichnete die Versorgung in Schaftlach aber als insgesamt nicht schlecht und verwies auf das „Erfolgsmodell Bürgerbus“. Josef Solleder aus Point kam aufs Wohnbauprojekt am Schaftlacher Bahnhof zurück und bat darum, die Größe der geplanten Wohnungen für junge Menschen mit Beeinträchtigungen zu überdenken beziehungsweise diese in die Planungen einzubeziehen.
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