Unsichtbare Späher: Deutsches Start-up baut 400-Millionen-Fabrik gegen Putin-U-Boote

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Münchner KI-Technik im Einsatz gegen Putins Marine: Helsing produziert in Plymouth autonome Unterwasserdrohnen. Europas Sicherheit steht im Fokus.

Plymouth – Der Schutz kritischer Unterwasser-Infrastruktur steht zunehmend im Zentrum europäischer Sicherheitspolitik. Im Süden Englands errichtet das Münchner KI-Start-up Helsing eine neue „Resilience Factory“ für autonome Unterwasser-Gleiter des Typs SG-1 Fathom – eine Investition von mehr als 400 Millionen Euro.

Deutsches Start-up baut 400-Millionen-Fabrik gegen Putin-U-Boote

Die Produktion, die noch dieses Jahr in Plymouth startet, ist Teil des Trinity House-Abkommens zwischen Großbritannien und Deutschland und wird künftig hunderte bis tausende Drohnen pro Jahr liefern, schreibt The Defense Post.

„Helsing unterstützt die ehrgeizigen Ziele der Regierung für unsere Verteidigungsanlagen und unsere Wirtschaft. Wir investieren in beides, indem wir die erste britische Resilience Factory eröffnen und unser Engagement in Höhe von 350 Millionen Pfund beschleunigen“, erklärte Ned Baker, Managing Director von Helsing UK, laut The Telegraph.

Bedrohungslage: Russische U-Boote und gezielte Sabotageakte

Seit der Sabotage der Nord-Stream-Pipelines, dem Beginn des Ukraine-Kriegs und verstärkten russischen U-Boot-Aktivitäten in Nord- und Ostsee wächst in Europa die Sorge um die Verwundbarkeit maritimer Infrastruktur. Die britische Regierung hat angekündigt, den Schutz von Seekabeln, Pipelines und Offshore-Anlagen zu priorisieren. „In einer neuen Ära für Verteidigung bauen wir eine Partnerschaft mit der britischen Verteidigungsindustrie und Innovatoren auf“, so Verteidigungsminister John Healey gemäß Forces News. „Wir werden unsere Streitkräfte für die Zukunft ausstatten und Verteidigung zum Motor für Wirtschaftswachstum machen.“

Die SG-1-Fabrik in Plymouth schafft nicht nur neue Hochtechnologie-Arbeitsplätze, sondern gilt als „erste nationale Resilienz-Fabrik“, so Forces News, des Landes. Ziel dieser Fabrik ist es unter anderem, die eigene industrielle Souveränität im Bereich Verteidigung zu stärken, indem kritische militärische Hochtechnologie in Großbritannien selbst entwickelt und gefertigt werden kann – unabhängig von ausländischen Zulieferungen. Die Fertigung in Großserie gilt als europäische Antwort auf die „unsichtbare Bedrohung unter Wasser“, konstatiert das Portal Marine Forum.

Moderne Unterwasser-Gleiter des Typs SG-1 Fathom von Helsing (rechts) – entwickelt zum Schutz europäischer Infrastruktur vor Bedrohungen wie russischen U-Booten (links). © Foto links: IMAGO / ITAR-TASS | Foto rechts: X (Screenshot)/@AtomsNotBits

Quellen: The Defense Post, Focus, Forces News, Marine Forum, tech-now.io, Europäische Sicherheit & Technik, kinews24.de, The Telegraph, Army Recognition.

Revolution aus München gegen Russlands U-Boote: KI, Schwärme und stille Patrouillen

Der autonome Gleiter SG-1 Fathom, ursprünglich für Meeresbiologie entwickelt, wird durch Helsing mit der LURA-KI zu einem unsichtbaren Wächter gegen feindliche U-Boote, heißt es auf der Plattform Army Recognition. Der Gleiter ist knapp zwei Meter lang, wiegt etwa 60 Kilogramm und kommt ohne Propeller aus. Er gleitet mit 1–2 Knoten fast lautlos durch das Wasser und kann bis zu drei Monate autonom patrouillieren, ergänzt The Defense Post.

Die zentrale Innovation: Die KI-Plattform LURA verarbeitet akustische Signale direkt an Bord („Edge AI“), erkennt so leiseste Signaturen und klassifiziert sie mit enormer Geschwindigkeit – nach Herstellerangaben zehnmal sensibler und bis zu 40-mal schneller als der Mensch, so tech-now.io und Europäische Sicherheit & Technik. Die Schwarmfähigkeit erlaubt es, große Seegebiete mit Dutzenden bis Hunderten Gleitern abzudecken, die ein einziges Bedienzentrum steuern kann.

Die wichtigsten Fakten zur Helsing SG-1 Fathom und zur neuen Resilienz-Fabrik in Plymouth

Faktor Details
Standort Plymouth, Südwestengland
Betreiber Helsing GmbH (München), britische Tochtergesellschaft
Investitionssumme Über 400 Mio. Euro (350 Mio. Pfund)
Start der Produktion Ende 2025
Produkt SG-1 Fathom Unterwasser-Gleiter
Technologie Künstliche Intelligenz (LURA-Plattform), Schwarmfähigkeit, Edge Computing
Einsatzdauer pro Drohne Bis zu 3 Monate autonom unter Wasser
Max. Produktion Zunächst Hunderte, später Tausende Drohnen pro Jahr
Ziel Überwachung und Schutz von Pipelines, Seekabeln, kritischer Infrastruktur
Bedienung Steuerung von Schwärmen durch einen Operator
Erster Einsatz Britische Royal Navy
Internationale Bedeutung Kooperation zwischen Deutschland und Großbritannien, Blaupause für weitere europäische Resilienzwerke
Ethik Lieferung nur an demokratische Staaten, „Human-in-the-Loop“-Prinzip

SG-1 Fathom: Echtzeit-Schutz für Infrastruktur und neue Nato-Taktik

Sobald der Gleiter eine Bedrohung erkennt, taucht er kurz auf, sendet Daten via Satellit und kann gezielte Warnungen auslösen. Im Zusammenspiel bildet das System ein Unterwasser-Sensornetzwerk, das laut Experten „wie eine Satellitenkonstellation unter Wasser“ funktioniert, berichtet Forces News. Der Fokus liegt auf maritimer Infrastruktur wie Pipelines, Glasfaserkabeln und militärischen Perimetern.

Die britische Royal Navy gilt als erster bestätigter Nutzer. Die Drohnen patrouillieren nach Angaben mehrerer Medien bereits vor Schottland und entlang der Nordsee bei kritischer Infrastruktur, schreibt Army Recognition.

Industrielle Serienfertigung: Europas Antwort auf Massenbedrohungen

Die Produktionskosten des SG-1 gelten als niedrig, so dass Hunderte bis Tausende Einheiten wirtschaftlich vertretbar produziert werden können – ein Paradigmenwechsel gegenüber teuren bemannten Systemen. „Wir werden zunächst Hunderte, dann rasch Tausende der SG-1 Fathom herstellen“, so Helsing-UK-Chef Ned Baker gemäß The Defense Post.

Die Anlage in Plymouth ist Teil, ordnet The Telepraph ein, einer europäischen Strategie der „Resilience Factories“ und folgt dem Vorbild der süddeutschen HX-2-Serienfertigung.

Ethik und Führungsanspruch: Helsing als Verteidigungsinnovator

Helsing wurde 2021 in München gegründet, beschäftigt mittlerweile über 400 Mitarbeiter und ist laut jüngster Finanzierungsrunde mit über 5,4 Milliarden Dollar bewertet, schreibt The Telegraph weiter. Das Unternehmen liefert seine Technologie nur an demokratische Staaten und betont die ethische Verpflichtung, berichtet kinews24, KI stets „mit dem Menschen in der Schleife“ einzusetzen.

Großkunden sind die Royal Navy, die Ukraine sowie Programme wie Eurofighter- und FCAS-Upgrades. Investoren wie General Catalyst, Saab und Prima Materia unterstützen die weitere Expansion.

Internationale Konkurrenz: Europa rüstet digital auf

Weltweit sind weitere autonome Unterwasserplattformen in Entwicklung, etwa Ghost Shark (Australien/Anduril), Saab AUV62-AT (Schweden), Thales Pathmaster (Frankreich/UK) oder Hanwha HSUUV (Südkorea). Helsing differenziert sich durch Schwarmfähigkeit, Edge-KI und industrielle Serienproduktion, schreibt Europäische Sicherheit & Technik.

Die SG-1 Fathom-Drohnen werden auch als Schlüsselelement künftiger Nato-Missionen – wie „Baltic Sentry“ in der Ostsee – gehandelt. Die SG-1-Produktion schafft ferner Hunderte hochqualifizierte Jobs im Südwesten Englands und unterstreicht die Rolle der Rüstungsindustrie als Innovationstreiber. Ziel der britischen Regierung ist, Verteidigung zum Wachstumsmotor zu machen und durch Investitionen wie die Helsing-Fabrik strategische Souveränität zu stärken.

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