Eklat im Weißen Haus: Trump ließ Raum abdunkeln und Video vorspielen
US-Präsident Trump warf beim Besuch des südafrikanischen Präsident dem Land Völkermord an Weißen vor. Das Ganze entpuppt sich allerdings als Verschwörungstheorie.
Washington, DC – Erneut hat US-Präsident Donald Trump für einen Eklat im Weißen Haus gesorgt. Beim Besuch des südafrikanischen Staatschefs Cyril Ramaphosa wurde sein Land mit Vorwürfen eines angeblichen „Völkermords“ an Weißen überzogen. Rund 30 Jahre nach dem Ende der Apartheid verlangte Trump von Ramaphosa am 21. Mai Erklärungen für das Schicksal weißer Farmer in Südafrika. Die Menschen würden in ihrer Heimat „hingerichtet“ und ihr Land werde beschlagnahmt, behauptete der US-Präsident.
Es war nicht das erste Mal, dass der US-Präsident dem südafrikanischen Land einen „Genozid“ an den Nachfahren weißer Kolonialisten vorgeworfen hat, die ab dem 17. Jahrhundert nach Südafrika eingewandert waren – überwiegend aus den Niederlanden, aber teils auch aus Deutschland. Rund eine Woche vor seiner Äußerung der Verschwörungstheorie von einem „weißen Genozid“ hatten die USA rund weiße Südafrikaner als „Flüchtlinge“ aufgenommen.
Trump überzieht Südafrikas Präsidenten mit „Genozid“-Vorwürfen
Während des Empfangs für seinen Gast ließ Trump den Raum abdunkeln und spielte Ramaphosa Videoaufnahmen vor, die seine Vorwürfe belegen sollen. Darauf seien viele Gräber weißer Farmer zu sehen, behauptete der US-Präsident. Tatsächlich stammen die Aufnahmen allerdings aus Goma in der Demokratischen Republik Kongo, wie ein Faktencheck der Nachrichtenagentur AFP ergab. Zudem zeigte Trump eine Reihe von Artikeln, in denen es nach seinen Worten um „Tod, Tod, Tod“ geht.
Ramaphosa ließ sich jedoch nicht provozieren und entgegnete, die Äußerungen und Aufnahmen entsprächen nicht der offiziellen Regierungspolitik. „Wir haben von Nelson Mandela gelernt, dass sich Menschen immer dann, wenn es Probleme gibt, an einen Tisch setzen und darüber sprechen müssen“, sagte der südafrikanische Staatschef. In der Vergangenheit hatte sich Trump wegen seiner zahlreichen Justizprobleme selbst mit dem schwarzen Anti-Apartheid-Kämpfer und späteren südafrikanischen Präsidenten Mandela verglichen.
Trump konfrontiert Südafrikas Präsidenten mit falschen Behauptungen
„Die Menschen, die durch Kriminalität getötet werden, sind leider nicht nur Weiße. Die Mehrheit von ihnen sind Schwarze“, klärte Ramaphosa auf. Der Eklat ist auch Thema in der internationalen Presse geworden. Die Nachrichtenagentur Reuters titelt „Trump erhebt bei Ramaphosa-Treffen falsche Behauptungen über einen Völkermord an Weißen in Südafrika“. Das Rolling Stone Magazine titelt dagegen polemisch mit „tut mir leid, ich habe kein Flugzeug, um es Ihnen zu geben“. Der südafrikanische Präsident spielte damit auf ein teures Geschenk aus Katar an den unter Korruptionsverdacht stehenden Trump an. Das Land hatte dem US-Präsidenten zuletzt eine 400 Millionen Dollar teure Boeing 747 geschenkt.

Präsident von Südafrika manövriert sich geschickt durch das Gespräch mit Trump
Ramphosa konnte sich geschickt durch das Gespräch mit dem arrogant wirkenden Trump manövrieren. Er dankte seinem Gastgeber für die Lieferung von Beatmungsgeräten an Südafrika während der Corona-Pandemie, schenkte ihm ein 14 Kilogramm schweres Buch mit Bildern südafrikanischer Golfplätze und hatte die Profi-Golfspieler Ernie Els und Retief Goosen mit ins Weiße Haus gebracht.
Der südafrikanische Präsident rief Trump zu einem „Neubeginn“ in den Beziehungen zwischen seinem Land und den USA auf. Seine Regierung fürchtet, dass die hohe Arbeitslosigkeit in Südafrika durch Trumps Zollpolitik weiter steigt. Ramaphosa ist der erste afrikanische Politiker, den der US-Präsident in seiner zweiten Amtszeit einlud.
Südafrikas Präsident bei Trump – Parallelen zu Selenskyj-Besuch im Februar
Der jüngste Vorfall erinnert an den Besuch des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj im Weißen Haus Ende Februar. Damals kam es vor zahlreichen Reportern zum Eklat, weil Trump und Vizepräsident JD Vance Selenskyj mangelnden Respekt und Dankbarkeit vorwarfen. Die Begegnung gipfelte im Rauswurf des ukrainischen Präsidenten aus dem Weißen Haus. Offenbar war der südafrikanische Präsident vorbereitet. (erpe/dpa/AFP)