Putin-Kommandeur soll Verstümmelung eigener Soldaten angeordnet haben
Ein russischer Kommandant soll seine Untergebenen aufgefordert haben, einen Kameraden zu erschießen, wenn dieser sich weigere, den Befehlen Folge zu leisten.
Moskau – Es sind bizarre Einblicke hinter die Front des Ukraine-Kriegs: „Zu Hause macht er den Mund auf, aber hier soll er den Mund halten und Befehle befolgen. Wenn er sich komplett weigert, dann schießt ihm in den Arm, ins Bein. Macht ihn unschädlich“ – dieser Befehl eines russischen Militärkommandeurs ist auf einer kürzlich veröffentlichten Audioaufnahme angeblich zu hören.
Harter Umgang an der Ukraine-Front: Russischer Kommandeur ordnet Verstümmelung eigener Soldaten an
Wie die Kyiv Post berichtet, wurde der Befehl des russischen Kommandeurs, seine eigenen Soldaten zu verstümmeln, vom Projekt „Ich will leben“ veröffentlicht. Das Projekt ist eine staatliche ukrainische Hotline, die vom ukrainischen Verteidigungsministerium und dem Hauptnachrichtendienst (HUR) unterstützt wird. Sie empfängt und dokumentiert Anrufe und Nachrichten von russischen und belarussischen Truppen, die kapitulieren wollen.
Außerdem soll der russische Kommandeur den Ausdruck „auf null gesetzt“ verwendet haben – ein Begriff aus dem russischen Militärjargon, der sich auf das Töten oder Verkrüppeln der eigenen Kameraden bezieht. „Ein russischer Kommandant hat unter freiem Himmel den Befehl gegeben, einen Kameraden zurückzusetzen, ohne Registrierung oder SMS! Falls jemand immer noch glaubt, dass die russischen Streitkräfte dies irgendwie verheimlichen, dann ist dies ein weiterer Beweis für das Gegenteil“, heißt es in dem Update.
Die Initiative „Ich will leben“ deutete in ihrem Telegram-Update an, dass der Vorfall Teil eines umfassenderen Musters interner Repressionen innerhalb des russischen Militärs sei, berichtet die Kyiv Post. „Jede Äußerung von Angemessenheit wird als Ungehorsam betrachtet und kann mit der Hinrichtung bestraft werden“, hieß es in dem Projekt.
Wegen hohen Verlusten im Ukraine-Krieg: Russland schickt 20.000 Eingebürgerte an die Front
Der grausame Umgang an der Front zeigt auch, unter welchem Druck Moskau steht. Seit Beginn des Ukraine-Kriegs sind die russischen Verluste nach Einschätzung der Nato zuletzt erheblich angestiegen. Ein ranghoher Nato-Beamter sprach Anfang April von bis zu 250.000 Toten. Insgesamt bezifferte er die Zahl der getöteten oder verletzten russischen Soldaten auf etwa 900.000. Allein für Februar wird von mehr als 35.100 russischen Verlusten ausgegangen. Mit Verlusten sind sowohl getötete als auch verletzte Soldaten gemeint.
80.000 haben wir herausgefischt und für den Wehrdienst erfasst und 20.000 dieser jungen Bürger Russlands, sind schon an der Front.
Deswegen haben die russischen Behörden zuletzt nach eigenen Angaben rund 20.000 Migranten nach deren Einbürgerung in den Krieg gegen die Ukraine geschickt. Militärermittler führten regelmäßig Razzien durch, um neu eingebürgerte Männer, die sich nicht beim Militär registrieren wollten, zu finden, sagte der Leiter des Ermittlungskomitees, Alexander Bastrykin, der staatlichen Nachrichtenagentur Tass zufolge. „80.000 haben wir herausgefischt und für den Wehrdienst erfasst und 20.000 dieser jungen Bürger Russlands, denen es aus irgendeinem Grund nicht gefällt, in Usbekistan, Tadschikistan oder Kirgistan zu leben, sind schon an der Front.“
Neben Einwanderern setzt der Kreml auf finanzielle Anreize, um speziell aus den armen Regionen Russlands Freiwillige an die Front zu locken. Außerdem wurden bei der Rückeroberung von Teilen der westrussischen Region Kursk in den vergangenen Monaten auch Soldaten des mit dem Kreml verbündeten nordkoreanischen Diktators Kim Jong-un eingesetzt. Regelmäßig gibt es auch Berichte über angeworbene Bürger anderer Staaten wie China, Indien, Kuba oder auch Senegal oder Togo.
Trotz Trump-Putin-Telefonat zum Ende des Ukraine-Kriegs: Weitere Kämpfe auch auf russischem Boden
Aktuell laufen Verhandlungen zum Ende des Ukraine-Kriegs. Der US-Präsident Donald Trump hat am Montag (19. Mai) mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin telefoniert. Dieser wolle sich jetzt bei Trump wegen einer potenziellen Waffenruhe im Ukraine-Krieg melden.
Derweil Kiew besetzt Kiew nach eigenen Angaben zufolge immer noch Gebiete auf russischem Boden - und widerspricht damit Berichten aus Moskau. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte in seiner Videobotschaft am Mittwochabend, es werde weiter in den russischen Gebieten Kursk und Belgorod gekämpft. Letzteres geschehe zum Schutz der ukrainischen Städte Sumy und Charkiw. Derweil meldete Russland auch in der Nacht ukrainische Drohnenangriffe auf die Hauptstadt Moskau.
Ukrainische Militärbeobachter verzeichnen im Gebiet Kursk tatsächlich noch einige wenige Quadratkilometer Boden unter Kontrolle Kiewer Truppen – es ist der Rest des Vorstoßes auf Feindesland vom Sommer 2024. Unklarer ist die Lage im Fall Belgorod. Wenn ukrainische Truppen dort auf russischem Gebiet agieren sollten, könnte es darum gehen, einen Keil zwischen Moskauer Einheiten zu treiben, die die nahe Millionenstadt Charkiw gefährden. (bg/dpa)