Abstecher in die erste Liga: Bayerischer Skirennläufer gibt Weltcup-Debüt auf legendärer Saslong

  1. Startseite
  2. Sport
  3. Lokalsport
  4. Weilheim

Kommentare

Hoffen auf gute Ergebnisse: Simon Jocher (links) aus Schongau und Maximilian Schwarz (rechts) aus Hohenpeißenberg, hier beim zweiten Abfahrtstraining in Gröden. Jocher wurde Vierter, Schwarz landete auf Rang 68. © PETER KORNATZ

Maximilian Schwarz aus Hohenpeißenberg gibt in Gröden sein Debüt im Weltcup. In den Super-G am heutigen Freitag geht er mit der Nummer 57.

Gröden – Im Ziel wird der Opa warten, der ihn mit zwei Jahren zum ersten Mal auf die Ski gehoben hat. Auch der Papa, der ihn immer von der Schule abgeholt und zum Training gefahren hat. Die Mama, Tante, Onkel, Cousin, Cousine, natürlich die Freundin – einfach alle werden sie da sein, bangen und staunen, wie Maximilian Schwarz zum ersten Mal in seinem Leben die Saslong, diese legendäre Eisachterbahn, in einem Weltcuprennen zu zähmen versucht.

Maximilian Schwarz startet im Super-G mit Nummer 57

In dieser Woche hat der Skiverband den Hohenpeißenberger überraschend nominiert: für den Super-G am heutigen Freitag und die Abfahrt am Samstag (Startzeit jeweils 11.45 Uhr). Mit 22 Jahren ist er in der ersten Liga der Skifahrer angekommen. 

Am Tag vor dem Start feierte Schwarz noch Geburtstag. Wobei man das nicht Feier nennen kann. „Ist schon schwierig, einen Kuchen zu organisieren“, scherzt der Speedspezialist. Beim Frühstück hockten er und die Kollegen noch ein bisschen länger beieinander, aber das war es dann schon an Festlichkeiten. Er ist es ja schon gewohnt, dass sich an seinem Jahrestag nichts auf ihn und alles aufs Skifahren fokussiert. Die Tage vor Weihnachten sind vollgestopft mit Rennen. „Ich bin immer relativ selten daheim in dieser Zeit“, sagt Schwarz. 

In dieser Woche nahm ihn der DSV nach Val Gardena mit, ins Grödental. Er sollte dort auf der Saslong üben. Denn es braucht viele Fahrten, bis man die großen Strecken der Welt – die Streif, die Garmisch-Partenkirchener Kandahar, die Lauberhornabfahrt, die Saslong – bändigt. Ein guter Abfahrer zu werden, ist ein Memory-Spiel bei 120, 130 Stundenkilometern, und wer es zig Male gelöst hat, weiß, wo welche Karten verteilt sind. In Gröden heißen die Stellen mit den vielen Wellen, die es abzuspeichern gilt, Kamelbuckel und Ciaslat.

Vor seinem Start hat Schwarz Videos von Marco Odermatt studiert, wie der durch die Ciaslat-Passage regelrecht segelt. Auch seine Teamkollegen hat er gefragt, vor allem natürlich Romed Baumann, dieses wandelnde Skilexikon, das bereitwillig Antworten ausspuckt. Und weil die Trainer nach zwei Testläufen fanden, dass ihm zwei weitere Fahrten unter Wettkampf-Bedingungen nicht schaden könnten, nominierten sie ihn für den Weltcup in den kommenden beiden Tagen. Nach dem Motto: Der Maxi, der hat das im Griff. „Das wird nicht ganz easy von der Hand gehen“, sagt er, „aber mental bin ich gut aufgestellt.“ Der einzige Druck, der auf ihn einwirkt, sind die eigenen Erwartungen. Welches Ergebnis rauskommt, ist zweitrangig. 

Zuschauer bitten um ein Foto

Er hat nun erfahren, was es bedeutet, ein Weltcup-Fahrer zu sein. Genächtigt wird in luxuriöseren Hotels, verspeist wird gutes Essen, Physiotherapeut und Teamarzt stehen parat bei Wehwehchen aller Art. Wenn er mit seiner DSV-Jacke durch den Ort steuert, bitten ihn Fans um ein Foto. Das ist nun schon sechsmal passiert. „Ich bin ja kein Star, aber das ist den Leuten völlig egal“, sagt der 22-Jährige. 10 000 Menschen werden heute im Ziel stehen, wenn Schwarz über die Linie saust. Mit einer Nummer irgendwo in den 50ern. Die genaue Startnummer wurde erst am Abend vergeben – es wurde die 57. 

Übrigens: Alles aus der Region gibt‘s auch in unserem regelmäßigen Schongau-Newsletter. Und in unserem Weilheim-Penzberg-Newsletter.

Nach Gröden wartet der Alltag auf Maximilian Schwarz. Der heißt Europacup, zweite Liga. Mittlerweile hat sich der Hohenpeißenberger in die Top-20 vorgefahren. Wo doch sein Sommer alles andere als zufriedenstellend verlief. Erst stoppte ihn eine Mandelentzündung. Bei einer ärztlichen Untersuchung kam heraus, dass er am Pfeifferschen Drüsenfieber erkrankt ist. Acht Wochen pausierte er. Danach aber holte er in Höchstgeschwindigkeit auf, fuhr bei Lehrgängen in Chile und Europa Top-Zeiten. Sein Trainer Christoph Henghuber empfahl ihn weiter an die Weltcup-Kollegen. „Die haben gesehen: Der fährt nicht schlecht Ski“, so erzählt es Schwarz.

Er weiß allerdings schon auch, dass die magischen Tage von Gröden eine Ausnahme darstellen. „Ein netter Ausflug, ganz cool“, sagt er dazu. „Ich bin noch nicht so weit, dass ich nur Weltcup fahre.“ Nur daheim, in Garmisch-Partenkirchen auf der Kandahar, mit der ihn eine innige Liebe verbindet, würde er gerne nochmals dabei sein. Das ist sein großer Wunsch des Winters. „Das wäre gewaltig. Da hätte ich richtig Bock drauf.“ 

Auch interessant

Kommentare