„Europaweite Epidemie“: Hochansteckender Hautpilz breitet sich bei Männern nach Friseur-Besuch aus

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In Deutschland sind Gesundheitsexperten nach einer raschen Ausbreitung eines Hautpilzes unter Männern alarmiert. Eine Altersgruppe trifft es besonders.

München – Schuppige, rote Stellen am Nacken und ein starker Juckreiz: Immer mehr Männer klagen nach dem Besuch beim Friseur über diese Symptome. Der Grund ist ein hochansteckender Hautpilz, der sich derzeit deutschlandweit ausbreitet. Experten warnen und erklären, wieso der Fadenpilz, der keinesfalls unterschätzt werden sollte, gerade jetzt auf dem Vormarsch ist.

Haare wachsen im schlimmsten Fall nie wieder nach: Experten warnen vor Hautpilz-Ausbreitung bei Männern

Trichophyton tonsurans nennt sich der Hautpilz, den Dermatologen momentan vor allem bei Männern zwischen 15 und 35 Jahren diagnostizieren. Dürften Betroffene die runden Flecken zunächst nur als juckend und unästhetisch wahrnehmen, kann der Hautpilz unbehandelt auch auf andere Körperstellen übergehen – und dort zu eitrigen Abszessen führen. Auch Haarausfall ist kein seltenes Symptom von Trichophyton tonsurans. Im schlimmsten Fall bleiben die betroffenen Stellen bei Erkrankten auch noch Jahre später kahl.

Ein Mann lässt sich die Haare rasieren
Durch mangelnde Hygiene-Standards in Friseursalons oder Barber-Shops kann sich der Hautpilz schnell ausbreiten. © IMAGO/ Eric Panades

„Trichophyton tonsurans ist das Häufigste, was wir zurzeit sehen, direkt nach dem Fußpilz“, sagt Dermatologe Martin Schaller dem Spiegel. In der Uniklinik Tübingen würden Schaller und seine Kollegen den Hautpilz mittlerweile „drei-bis fünfmal“ so oft nachweisen, wie noch vor fünf Jahren. Verbreitete sich der besorgniserregende Hautpilz früher meist unter Ringern in den USA oder der Türkei, ist Trichophyton tonsurans mittlerweile in ganz Deutschland angekommen. Der Dermatologe Schaller spricht sogar von einer „europaweiten Epidemie“.

Modefrisuren bei Barbershops meist günstiger: Dermatologen sehen Zusammenhang mit Hautpilz-Ausbreitung

Die besorgniserregende Entwicklung sei laut Experten vor allem auf Barbershops und Trendfrisuren zurückzuführen. In den vergangenen Wochen zeigte sich vor allem bei der deutschen Nationalelf, was gerade im Trend liegt: So beispielsweise der sogenannte Mid-Fade-Schnitt, den Joshua Kimmich oder Robert Andrich tragen. Nicht selten gehen junge Männer, die eine ähnliche Frisur tragen wollen, dafür in Barbershops. Läden mit Retro-Look, in denen sich ursprünglich um die Bärte der Männer gekümmert werden sollte.

Robert Andrich (l-r), David Raum und Joshua Kimmich bei der EM 2024
Bei der EM 2024 zeigten auch Robert Andrich (v. l.), David Raum und Joshua Kimmich die trendige Frisur „Mid-Cut“. © Christian Charisius/dpa

Pilzpatienten seien laut dem Dermatologen Schaller deshalb oft bereits an ihrer Frisur zu erkennen. 80 Prozent der Erkrankten hätten die Trendfrisur in einem Barbershop verpasst bekommen, so der Experte. Dort sind Haarschnitte meist günstiger, als in herkömmlichen Friseursalons. Doch wer so preiswert frisiere, müsse andere Aspekte wie Sauberkeit womöglich teils hinten anstellen. Das vermutet Friseurmeisterin und Obermeisterin der Friseurinnung, Judith Warmuth beim Spiegel. Scherköpfe oder Klingen würden oft zu ungenau oder gar nicht gereinigt werden. „Und wenn keiner desinfiziert, wird halt der Pilz übertragen“, sagt Schaller.

Diagnose von Hautpilz Trichophyton tonsurans nicht immer leicht

Denn: Der Hautpilz wird durch Kontakt übertragen und ist hochansteckend. Auf Gegenständen kann Trichophyton tonsurans mehrere Wochen überleben. Bis die ersten Symptome bei den Patienten auftreten, dauert es jedoch bis zu zwei Wochen, was die Ursachenforschung und die Bekämpfung erschwere. Zudem werde der Hautpilz oft nicht gleich erkannt und von Ärzten zunächst mit einer bakteriellen Ursache verwechselt. Bis zur Diagnose geben infizierte Männer den Pilz also unbemerkt weiter.

Männer geben Hautpilz nach Friseur-Besuch oft unbemerkt weiter – Behandlung dauert meist Monate

Ist der hochansteckende Trichophyton tonsurans jedoch einmal diagnostiziert, kann er mit Terbinafin-Tabletten gut behandelt werden. Die Tabletten sollten jedoch keinesfalls zu früh abgesetzt werden, warnt der Dermatologe. Die Behandlung dauert so lange, bis der Pilz nicht mehr nachgewiesen wird. Wie lange das sei, hänge von der einzelnen Entzündung ab. „Aber der Regelfall sind zwei bis drei Monate“, erklärt der Dermatologe.

Um die Freude über einen neuen Haarschnitt nicht mit einem Hautpilz zu trüben, empfehlen Experten: Im Barbershop oder Friseur-Salon gut umschauen und auf die Sauberkeit achten. Außerdem raten sie dazu, Läden ohne Terminvergabe zu vermeiden. Zuletzt bereitete sich auch ein anderer krankmachender Pilz unter Menschen aus – drei Symptome sollten Sie kennen. (nbe)

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