Schlierseer Hof: Flüchtlingsunterkunft für Hoteliers plötzlich doch eine aktuelle Option
Das Studienzentrum Josefstal war nur der Anfang: Plötzlich ist auch der Schlierseer Hof als mögliche Flüchtlingsunterkunft im Gespräch. Und dann wäre da noch ein Containerstandort.
Schliersee – Franz Schnitzenbaumer war doch einigermaßen überrascht, als er von den neuen Plänen für den Schlierseer Hof erfuhr. Und das war nicht die einzige Gefühlsregung des Schlierseer Bürgermeisters. Er sei auch „nicht erfreut“ über die Überlegungen, das Hotel als Flüchtlingsunterkunft zur Verfügung zu stellen. Wohlgemerkt nicht, weil er keine Asylbewerber im Ort haben wolle, stellt Schnitzenbaumer klar. „Sondern weil damit ein für eine Tourismusgemeinde bedeutsamer Betrieb auf Jahre hinaus verloren wäre.“ Dies habe er auch der Hoteliersfamilie de Alwis so mitgeteilt.
Wie berichtet, ist es erst gut einen Monat her, dass die Hoteliersfamilie de Alwis gegenüber unserer Zeitung eine Wiedereröffnung ihres Hauses im Frühjahr in Aussicht stellte. Ab 26. April wollte man im seit Anfang November geschlossenen 46-Zimmer-Betrieb wieder Gäste empfangen. Ein längerer Leerstand und auch ein Verkauf schienen damit zunächst vom Tisch. Beides gilt zwar weiterhin. Doch mit dem erhofften Fortbestand der touristischen Nutzung haben die aktuellen Pläne reichlich wenig zu tun.
Hoteliers suchen nach wirtschaftlichen Optionen für Schlierseer Hof
Denn auch wenn noch nichts konkret ist: Junior-Chef Marcel de Alwis bestätigt auf Nachfrage, das Hotel dem Landratsamt als mögliche Flüchtlingsunterkunft angeboten zu haben. Erst mal mit dem Ziel, die rechtlichen Grundlagen für so ein Vertragsverhältnis zu ermitteln. Eine Kehrtwende kann de Alwis dabei übrigens nicht erkennen. Er habe nie ausgeschlossen, dass auch diese Nutzung nach dem am Bürgerentscheid gescheiterten Neubauplänen eine Option sein könnte. „Wir haben hierfür drei Millionen Euro in den Sand gesetzt, die müssen wir erst mal wieder erwirtschaften“, betont der Hotelier. Dafür gelte es, alle Varianten zu checken – mit Ausnahme des Verkaufs, den die Familie weiter explizit ausschließt. Die befürchteten negativen Folgen für eine spätere Wiederaufnahme des Hotelbetriebs stehen für de Alwis nicht im Vordergrund. „Wir haben immer gesagt, dass das Haus im derzeitigen Zustand nicht zukunftsfähig ist.“ Womit dies auch kein K.O.-Kriterium für eine Nutzung als Flüchtlingsunterkunft sei.
Überhaupt kommt für de Alwis bei solchen Diskussionen ein positives Argument immer viel zu kurz: „Man tut mit so einer Nutzung auch etwas Gutes.“ Dass ihm und seinen Eltern die Schicksale Geflüchteter am Herzen liegen, zeige auch die Tatsache, dass man im Personalhaus im früheren Gasthaus Prinzenweg zwei Familien mit krebskranken Kindern mietfrei wohnen lasse. „Sie wären sonst in der Turnhalle geblieben.“
Dass das Fehlen von Flüchtlingsunterkünften im Landkreis mittlerweile dramatische Züge angenommen hat, ist freilich auch Schnitzenbaumer bewusst. So habe man nach aus Sicht der Gemeinde eher vorstellbaren Lösungen gesucht und sei dabei auf die vom Landratsamt auf Nachfrage unserer Zeitung bereits kommunizierte Idee gekommen, notfalls Container auf dem derzeit als Kieslagerfläche genutzten Gemeindegrundstück an der Seestraße aufstellen zu lassen. Hier also, wo einst ein Bürgerentscheid die Ansiedlung der Firma Sixtus verhinderte und auch der später geplante kommunale Wohnungsbau wegen der angespannten Finanzlage der Gemeinde vorerst nicht verwirklicht wurde.
Containerstandort an der Seestraße als „Ultima Ratio“
Schnitzenbaumer ist aber wichtig, dass hier „noch gar nichts spruchreif ist“. Es gebe keine Beschlüsse des Gemeinderats und keine Verträge mit dem Landratsamt. „Wir werden hier sicher nicht vorpreschen“, stellt der Bürgermeister klar. Vielmehr gehe es ihm darum, eine „Ultima Ratio“ zu haben, um die in seinen Augen noch viel schlechtere Option der Belegung von touristischen Objekten doch abzuwenden. „Mir geht es darum“, so Schnitzenbaumer, „als Gemeinde das Heft des Handelns nicht aus der Hand zu geben.“ Um dann am Ende nicht vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden.
Das ist auch das Ziel bei der Frage um die Nachnutzung für das in der Schließung befindliche Studienzentrum Josefstal. Und hier kann Schnitzenbaumer mittlerweile ein paar Fortschritte vermelden. So habe er sich kürzlich mit dem Leiter der Einrichtung getroffen und ein Gespräch in guter, ja sogar freundschaftlicher Atmosphäre geführt. Mit dem Ergebnis, dass der Bürgermeister sich aktiv in die Suche nach einer mit den städtebaulichen und (wegen Gewerbesteuer & Co.) auch finanziellen Zielen der Gemeinde kompatiblen Nachnutzung einbringen wird. Damit beweise man auch, betont Schnitzenbaumer, dass die vom Gemeinderat erlassene Veränderungssperre zur Sicherung der touristischen Nutzung nie als Verhinderungstaktik gedacht war.
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