„Man bleibt automatisch fit“: Ehepaar richtet altes Bauernhaus her
Ein 170 Jahre altes Bauernhaus in ein modernes Zuhause verwandeln und dabei die historische Bausubstanz erhalten – mit diesem Mammutprojekt sind Ellen und Michael Abernethy beschäftigt.
Türkenfeld – Das Türkenfelder Ehepaar saniert das ehemalige Thienel-Anwesen, mit viel Engagement und Muskelkraft.
Michael Abernethy betreibt in Türkenfeld eine Hausarztpraxis, die später zusammen mit dem Wohnhaus des Ehepaares an den Sohn gehen soll. Da die beiden gern in Türkenfeld bleiben möchten, sahen sie sich nach einer neuen Bleibe um – und stießen 2020 auf das Bauernhaus mit dem alten Hofnamen Stoffelmo. „Wir haben uns das Haus angesehen und uns sofort in das Dach verliebt“, sagt Ellen Abernethy. Allerdings sei der schöne alte Dachstuhl auch ein aufwendiger Teil der Renovierung gewesen.
Seit fast vier Jahren wird umgebaut
Inzwischen haben die Abernethys schon fast vier Jahre Umbau- und Sanierungsarbeiten hinter sich. Es ging los mit Tapeten abreißen, Putz abschlagen und dem Entfernen von Fehldecken sowie alten Elektro- und Wasserleitungen. Die Böden in Wohnbereich und Stall mussten herausgebrochen und einen halben Meter tief ausgehoben werden, um Abwasserleitungen und Schaumglas einzubringen.
All das passierte weitgehend in Eigenleistung und mit Hilfe von Freunden. Auch die alte Eternitverkleidung der Außenfassade monierten die Abernethys eigenhändig vorsichtig ab – vermummt in Schutzkleidung und mit speziellen Atemmasken.
Hilfe vom „Abriss-Verhinderer“
Bei der Suche nach Handwerksfirmen, die Erfahrung mit historischen Gebäuden haben, half Musikkabarettist Hans Well aus Zankenhausen. Er hat selbst bereits zahlreiche alte Bauernhäuser vor dem Abriss gerettet.
Auch den Abernethys ist es wichtig, dass der Charakter ihres Hauses erhalten bleibt. Der älteste Teil stammt von 1859. In den 1890er-Jahren wurde erweitert, in den 1960er-Jahren umgebaut. „Da sind einige Dinge passiert, die nicht so toll waren“, erzählt Michael Abernethy. „Zum Beispiel wurde anstelle von zwei schön verteilten kleinen Fenstern ein einzelnes großes eingebaut.“ Das belegen alte Fotos, die Gemeindearchivar Dieter Hess zur Verfügung stellte.

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Inzwischen ist das Dach saniert. Eine Holzfaserschicht isoliert das gesamte Haus. Alle Fenster wurden ersetzt, teils durch Kastenfenster, wie man sie früher hatte – „nur mit aktuellen Wärmeschutzwerten, dreifach verglast“, erklärt Ellen Abernethy. Die Kastenfenster stammen von der Firma, die auch die Fenster für das sanierte Türkenfelder Rathaus gebaut hat.
Wenn alles fertig ist, wird das Ehepaar in ein Gebäude der Energieeffizienzklasse 70 einziehen, was bedeutet, dass das historische Anwesen 30 Prozent weniger Energie verbraucht als ein Neubau nach gesetzlichen Mindeststandards. Für Strom und Wärme werden eine PV-Anlage und eine Wasser-Wasser-Wärmepumpe mit Tiefensonden sorgen.
Dass sie bei diesem Projekt nicht unter Zeitdruck stehen, empfinden die Abernethys als großen Vorteil. Wenn die Sanierung noch drei Jahre dauert, ist das so.
Spezielles Fitnessprogramm
Auch wenn sie viel Freizeit investieren, gehen Ellen und Michael Abernethy nach wie vor gern auf ihre Baustelle. „Es ist schön zu erleben, wie sich alles entwickelt“, sagen die beiden. „Außerdem bleibt man automatisch fit.“