US-Wahl 2024: Jeans-Erbe und möglicher Mini-Trump erobert San Francisco

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In San Francisco übernimmt ein politischer Neuling die Geschäfte im Rathaus. Mit Trump verbinden ihn noch weitere Hintergründe.

San Francisco – Hat sich San Francisco seinen eigenen Donald Trump zum Bürgermeister gewählt? Zumindest teilen der werdende Präsident und Daniel Lurie, Erbe des Jenas-Imperiums Levi Strauss, ein entscheidendes Merkmal: Beide hatte vor ihrer Kandidatur für ihr Amt keine Erfahrungen in der Politik. Doch eine Reihe weiterer Eigenschaften scheinen die beiden zu verbinden.

Jenas-Erbe wird Bürgermeister in San Francisco: Der demokratische Trump?

Eines unterscheidet die beiden Politiker jedoch: Trump gehört der konservativen Partei der Republikaner an, während Lurie Mitglied der Demokraten ist – der Partei, deren Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris bei der US-Wahl gegen Trump den Kürzeren zog. Was die beiden jedoch eint, ist ihre Herkunft aus wohlhabenden Familien.

Das Vermögen der Levi-Strauss-Familie wird laut Forbes auf etwa vier Milliarden Dollar geschätzt. Eine gute Grundlage für einen erfolgreichen Wahlkampf. Auch Trump konnte auf eine wohlhabende Familie zurückgreifen und wird, wie Lurie, von führenden Tech-Unternehmern unterstützt. Eng an Trumps Seite steht Tesla-Chef Elon Musk, dem er auch einen Posten in seiner neuen Regierung versprach. Lurie könne derweil auf die Unterstützung des Whatsapp-Mitbegründers Jan Koum setzen, berichtete Newsweek.

Obdachlosigkeit in San Francisco Thema bei Wahlen
Eines der zentralsten Themen für die Stadt San Francisco: Die drastische Zahl an Obdachlosen. © Michael Ho Wai Lee/IMAGO

Der finanzielle Hintergrund sorgte bei der Bürgermeisterwahl in Kalifornien für Kritik. Nicht weil Lurie aus einer wohlhabenden Familie stammt, sondern weil der Vorwurf im Raum steht, der Demokrat habe sich den Wahlsieg erkauft. Laut New York Times steckte er 8,6 Millionen Dollar Privatvermögen in seinen Wahlkampf. Zudem soll er auch von seiner Mutter, der Milliardärin Mimi Haas, mit einer Million Dollar unterstützt worden sein. Grund genug für die abgewählte Bürgermeisterin der kalifornischen Stadt, London Breed, Kritik zu üben. „Es ist wirklich eines der traurigsten und schrecklichsten Dinge, die ich in der Politik in San Francisco erlebt habe, dass jemand ihr Vermögen nimmt und im Grunde genommen dieses Amt kauft“, zitiert sie Newsweek bei einer Wahlkampfveranstaltung.

US-Wahl in San Francisco: Jeans Erbe hat Überschneidungen mit Trump

Wie auch Trump hat sich Lurie auf ein Thema eingeschossen. Während Trump sich in seinem Wahlkampf vor allem auf die Migrationspolitik konzentrierte, legte Lurie seinen Fokus auf die gravierende Obdachlosigkeit in der Stadt. Im September 2023 galten 35.000 Menschen in der Großstadt und der Bay Area als obdachlos, berichtete die Berliner Zeitung. Und mit der Obdachlosigkeit stieg auch die Kriminalitätsrate und der Drogenkonsum.

Lurie will das Problem mit Geld angehen und gründete 2005 die Organisation Tipping-Point, die als Anti-Armuts-Organisation die Obdachlosigkeit in San Francisco bekämpfen will. Wie die Zeitschrift Chronicals of Philantropy jedoch feststellte, ließ ein entsprechender Effekt trotz einer Großinvestition von 100 Millionen US-Dollar im Jahr 2017 auf sich warten. Die Menge an Obdachlosen und die Corona-Pandemie sorgten laut der Zeitschrift für zu große Hürden.

„Wir haben wirklich unterschätzt, wie schwierig es sein würde und wie lange es dauern würde, Vertrauen und die positiven Beziehungen aufzubauen, die wir zu unseren Partnern in der Regierung brauchten“, so der CEO von Tipping-Point gegenüber Chronicals of Philantropy. Das Geld reiche einfach nicht aus, um die notwendigen Änderungen durchzuführen. „Dafür braucht man wirklich seine Regierungspartner.“ Und mit Lurie könnte dieser Regierungspartner jetzt in der Verantwortung sein.

Kampf gegen die Obdachlosigkeit: Lurie verspricht neues System in San Francisco

Trotz Kritik an der Organisation habe Lurie versprochen, binnen sechs Monaten ein neues Obdachlosensystem in der Stadt aufzubauen, berichtete Newsweek. Mit insgesamt 1500 Betten wolle er wohnungslosen Menschen von der Straße helfen.

Der neu gewählte Bürgermeister habe am Wahlabend außerdem versprochen, Kleinunternehmern in der Stadt helfen zu wollen. Zudem wolle er mehr Polizei einstellen und sich für die Sicherheit US-Amerikanern mit chinesischem Migrationshintergrund einsetzen. Diese seien seit einiger Zeit Ziel rassistischer Übergriffe geworden, so Newsweek.

Neuer Bürgermeister in San Francisco: Der kleine Trump der Demokraten?

Trotz einiger Eigenschaften, die sich mit denen von Trump decken, verfolgt Lurie keinesfalls die gleichen Ziele wie Trump bei seiner anstehenden Präsidentschaft. Und einen Hintergrund teilen sich die beiden Politiker sicher nicht: Lurie ist im Gegensatz zu Trump kein verurteilter Straftäter.

Ob Lurie mit seinem Programm Erfolge feiern wird, bleibt jedoch abzuwarten. Denn als ein Neuling in der politischen Landschaften müsse er sich durch die komplexen bürokratischen Hürden der Stadt manövrieren, wie die San Francisco Chronicle schreibt. Bislang ist zudem nicht bekannt, mit welchem Team der Demokrat eine Regierung bilden wird. „Wenn es ein Team ist, das noch nicht zusammengearbeitet hat, könnte es zu einigen Funktionsstörungen und internen Streitigkeiten kommen, insbesondere in dieser Übergangsphase“, so die Einschätzung von Christin Evans, einer Buchhändlerin in der Stadt, die Teil einer Vereinigung von progressiven Kleinunternehmern ist, gegenüber San Francisco Chronicle. (nhi)

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