Ein Student aus Watzling hat ein besonderes Geschäftsmodell mit Retouren-Sendungen.
Dorfen - Immer am Puls der Zeit ist Florian Bachmaier aus Watzling (Stadt Dorfen), wenn es um Nachhaltigkeit geht. Die neueste Errungenschaft des 25-jährigen Studenten ist ein sogenannter „Secret Pack“-Automat, der erste im Landkreis Erding. Er hat ihn gegenüber dem Watzlinger Bürgerhaus am Hof seiner Eltern aufgestellt. Er funktioniert ähnlich, wie man es von Eierautomaten in Hofläden kennt. Nur, dass man darin keine Lebensmittel findet, denn er ist mit Retouren-Paketen bestückt, die bei Paketdienstleistern wie Hermes oder Amazon anfallen und nicht zugestellt werden können. „Die werden nach einigen Monaten im Lager zum Verkauf freigegeben“, sagt er. Meist würden Großhändler wöchentlich einige Lkw-Ladungen voll davon kaufen und weitervermarkten.
Zwölf Lautsprecher für die Oma
„Es wäre nett, wenn die Leute darauf Zugriff hätten“, dachten sich Bachmaier und sein Studienfreund Max Pucher aus München. Also kauften sich die beiden einen Automaten mit großen und kleineren Fächern und bestückten ihn mit Retouren. „Das zweite Packerl, das ein Spezl von mir rausgezogen hat, war tatsächlich eine Smart-Watch. Das war aber ein riesengroßer Zufall. Die Dritte erhielt einen Dryback, einen luftdichten Beutel, den man ins Wasser mitnehmen kann. Meine Oma hatte tatsächlich zwölf kleine Einbau-Lautsprecher drin.“ Sie ist 91 Jahre und neuen Ideen gegenüber ebenso aufgeschlossen wie ihr Enkel. „Die hat a Gaudi g’habt“, grinst er.
Der Automat steht erst seit kurzem in Watzling, ist aber ein Magnet für Jung und Alt. Oft stünden Leute davor und seien unschlüssig, welches Fach sie wählen sollen. Die Bedienungsanleitung steht gut sichtbar im Automaten. „Man muss einfach nur eine Zahl eingeben und zehn Euro einwerfen“, sagt der 25-Jährige. Jedes Secret Pack hat den gleichen Preis. Bisher hat er nur in zwei Gruppen gepostet, in Dorfen und in Waldkraiburg. Seither kämen Interessenten von überall her.
Bachmaier und Pucher studieren „Ressourceneffizientes und Nachhaltiges Bauen“ in München und haben ein Ressourcenproblem in Deutschland ausgemacht. „Wir agieren nicht in einer Kreislauf-, sondern in einer linearen Wirtschaft. Wir bauen Ressourcen ab, produzieren mit ihnen, nutzen das Hergestellte und schmeißen es danach weg. Recycling oder Wiederverwendung sind dabei nicht vorgesehen.“
Es sei ein großes Problem, Sachen zu produzieren und ihnen nicht mal die Chance zu geben, weiterverwendet zu werden, betont er. „Wir wollen mit den Automaten die Kreislaufwirtschaft fördern und zugleich zeigen, wie viel nicht weiterverwendet wird.“ Im Jahr seien es in Deutschland 530 Millionen Retouren. Vier Prozent davon, ungefähr vier Millionen Pakete, würden direkt verschrottet, erzählt Bachmaier, der neben dem Studium bereits als Energieberater in Eibach tätig ist. Ursachen gebe es unterschiedliche, viele Pakete seien nur unzustellbar, weil die Adresse nicht vollständig draufstehe, stellt er fest.
Für ihre Idee haben die Kommilitonen einiges investiert. Sie kauften einen kaputten Automaten, Baujahr 2002. „Davon hat mir jeder Fachhändler abgeraten“, verrät der Watzlinger. Aber ein Neuer hätte 10 000 Euro gekostet und die finanziellen Möglichkeiten überschritten. Über eineinhalb Wochen tüftelten sie am Automaten und suchten nach den Fehlerursachen. „Wir kennen uns zwar nicht aus und haben nichts mit Elektrik am Hut, wir sind aber beide Ingenieure“, schmunzelt er. „Deshalb war es das jetzt schon wert, egal, ob die Geschäftsidee was wird oder nicht, weil wir so viel dazugelernt haben. Wir würden uns jetzt schon als Automaten-Fachmänner bezeichnen“, meint Bachmaier.
Für die Bearbeitung seien „viele Steps“ nötig. Angefangen vom unkenntlich machen des Päckcheninhalts mit Sprühdosen, dem Päckchen vorbereiten, Größen sortieren, auffüllen, Geld ausladen und so weiter. Der Automat werde dauerhaft von ihnen bestückt. Das sei relativ simpel. Schwieriger sei es mit dem Kauf der Päckchen und der Bürokratie.
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Eine weitere Herausforderung sei der Betriebsstätten-Standort, also wo man das Gewerbe machen dürfe. So sei „Watzling die Hauptniederlassung. Wenn wir in Dorfen einen weiteren Automaten aufstellen möchten, würden wir eine Filiale eröffnen, wie bei Aldi“, erklärt er das Prozedere.
Pläne auch für München
In Dorfen sei alles recht schnell gegangen. Am zuerst geplanten Münchner Standort an der U-Bahn in Milbertshofen sei dies aber ein Problem gewesen. „Hier dauert es schon bis zu sechs Wochen, bis man überhaupt einen Termin bekommt“, sagt der Watzlinger. Aus gewerbetechnischen Gründen dauere es hier jetzt nur noch zwei Wochen, bis alles durch sei. Dann gebe es die Automaten auch in München. Sollte der erste in Watzling weiter gut laufen, müssen sich die beiden Studenten wohl noch einen weiteren Automaten für München anschaffen.
Das Ganze sei durch eine „Schnapsidee“ entstanden, als die beiden eines Abends in München rumblödelten, auch über die Packerl-Automaten, die ursprünglich aus dem Allgäu kommen. „Wir wollten es als zwei Münchener Studenten nach München bringen“, erzählt er. Trotzdem hoffen die beiden, dass der Secret-Pack-Automat auch im Landkreis Erding auf Zustimmung stößt.