Neue Umfrage: AfD profitiert von Zweifeln am schwarz-roten Koalitionsvertrag
Das neue ZDF-„Politbarometer“ offenbart Skepsis gegenüber dem Koalitionsvertrag. Viele sehen keinen echten Politikwechsel. Davon profitiert die AfD.
Berlin – Der von der Union versprochene „Politikwechsel“ wird von der Mehrheit der Deutschen bezweifelt, wie eine aktuelle Umfrage nach dem Vorstellen des schwarz-roten Koalitionsvertrags zeigt. Laut dem am Freitag publizierten ZDF-„Politbarometer“ sind 64 Prozent der Ansicht, dass CDU/CSU diesen in einer Koalition mit der SPD nicht realisieren können. Lediglich 30 Prozent vertreten eine gegenteilige Meinung.
Die Skepsis gegenüber der Effektivität einer schwarz-roten Regierung ist weit verbreitet. Eine knappe Mehrheit von 51 Prozent der Befragten erwartet keinen signifikanten Beitrag zur Problemlösung in Deutschland, während 46 Prozent optimistischer sind.
Umfrage nach Koalitionsvertrag: AfD rückt näher an Union heran
Die Umfrage offenbart zudem Verschiebungen in der Wählergunst: Die AfD verringert ihren Abstand zur Union, während die SPD leichte Einbußen verzeichnet.
Die aktuellen Daten der Umfrage im Überblick:
Partei | Umfrage-Ergebnis in % |
---|---|
CDU/CSU | 26 (-1) |
AfD | 24 (+2) |
SPD | 15 (-1) |
Grüne | 12 (0) |
Linke | 10 (0) |
BSW | 3 (0) |
FDP | 4 (0) |
Sonstige | 6 (0) |
Institut: Forschungsgruppe Wahlen. Erhebungszeitraum: 9. bis 10. April. Fallzahl: 1322 Befragte. Statistische Fehlertoleranz: 2 bis 3 Prozentpunkte.
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ZDF-Umfrage: Mehrheit zweifelt an Politikwechsel unter Merz-Regierung
Besonders ausgeprägt ist die Skepsis im wirtschaftlichen Bereich. Nur etwa ein Drittel (35 Prozent) der Befragten erwartet eine Verbesserung der ökonomischen Lage unter einer CDU/CSU-SPD-Regierung. 19 Prozent befürchten sogar eine Verschlechterung, während 44 Prozent von einer weitgehend unveränderten Situation ausgehen.
Auch beim Thema Migration herrscht Zurückhaltung vor. Obwohl eine deutliche Mehrheit von 70 Prozent die geplanten Verschärfungen in der Migrationspolitik unterstützt (24 Prozent lehnen diese ab), glauben nur 30 Prozent an eine bessere Lösung der Probleme im Bereich Geflüchtete und Asyl durch ein schwarz-rotes Bündnis. Zwölf Prozent prognostizieren sogar eine Verschlechterung der Lage, während mehr als die Hälfte (54 Prozent) keine wesentlichen Veränderungen erwartet.
Ungeachtet dieser skeptischen Einschätzungen befürwortet eine Mehrheit der Deutschen eine schwarz-rote Koalition. 55 Prozent der Befragten stehen einer Regierung aus Union und SPD positiv gegenüber, während 29 Prozent dies ablehnen. Für elf Prozent ist es gleichgültig. Bei der Bewertung der Koalitionsverhandlungen sehen die Befragten keinen klaren Gewinner: 39 Prozent meinen, die CDU/CSU habe sich stärker durchgesetzt, 36 Prozent sehen die SPD vorn. Eine Mehrheit von 56 Prozent erwartet eine gute Zusammenarbeit der potenziellen Koalitionspartner, während 37 Prozent daran zweifeln.
Umfragen sind keine Prognosen
Umfragen sind generell immer mit Unsicherheiten behaftet. Unter anderem erschweren nachlassende Parteibindungen und immer kurzfristigere Wahlentscheidungen den Meinungsforschungsinstituten die Gewichtung der erhobenen Daten. Grundsätzlich spiegeln Umfragen nur das Meinungsbild zum Zeitpunkt der Befragung wider und sind keine Prognosen auf den Wahlausgang. Zudem ist stets ein statistischer Fehler von bis zu drei Prozentpunkten zu beachten (Fehlertoleranz).
Die Umfragen in Deutschland sind zuletzt recht genau ausgefallen. So lag die mittlere durchschnittliche Abweichung aller Institute bei der Bundestagswahl 2021 laut dem Internetportal Dawum bei gerade einmal 1,06 Prozentpunkten. Berücksichtigt wurden dabei all diejenigen Institute, die 30 Tage vor der Wahl eine Sonntagsfrage veröffentlicht hatten. (nak mit AFP)