Forschungsergebnisse der Charité: So wichtig ist die Tiefschlafphase für unser Gedächtnis

Im Schlaf das Gehirn trainieren – das könnte laut neuesten Forschungsergebnissen der Charité bald Realität werden. Die sogenannten Slow Waves, das sind langsame Erregungswellen während des Tiefschlafs, scheinen unser Gedächtnis regelrecht auf Hochtouren zu bringen.

Über Nina Ruge

Nina Ruge ist studierte Biologin. Sie startete 1987 bei RIAS TV in Berlin ihre über 30-jährige Fernsehkarriere. Stationen: "heute journal", "heute Nacht" und "Leute heute" im ZDF, Talkshows und Magazine in ARD, Phoenix und 3sat kamen hinzu. Heute ist sie Fachautorin für das Gebiet der "Zellbiologie des Alterns". Seit 2020 verfasste sie vier populärwissenschaftliche Bücher zu diesem Thema, alle fünf wurden Besteller. "Altern wird heilbar" ist ihr erstes Werk, dann folgten "Verjüngung ist möglich", "Das Verjüngungskochbuch", "Der Verjüngungsplan" und "Ab morgen jünger!". Außerdem schreibt sie Kolumnen, produziert Podcasts wie "Der kurze Podcast für ein langes Leben - Zwäg hoch zwei", hält Vorträge und entwickelt eigene Kanäle zum gigantischen Forschungsfeld "Healthy Longevity".

Die Bedeutung der Slow Waves im Tiefschlaf

Slow Waves sind langsame Spannungsänderungen, die während der Tiefschlafphase auftreten. Sie spielen eine entscheidende Rolle bei der Konsolidierung von Erinnerungen. Bei jedem Spannungsgipfel einer Slow Wave speichert die Hirnrinde Erinnerungen besonders effizient ins Langzeitgedächtnis ab. Das bedeutet, dass unser Gehirn während dieser Phasen besonders aufnahmefähig ist.

Forschung an lebendem Hirngewebe

Ein Team um Jörg Geiger, Direktor des Instituts für Neurophysiologie der Charité, hat mit Hirngewebe von Patienten gearbeitet, die sich neurochirurgischen Eingriffen unterziehen mussten. Dieses Gewebe bleibt in einer Nährlösung bis zu zwei Tage lebendig – eine einmalige Möglichkeit, Prozesse im Gehirn zu erforschen. Die Wissenschaftler setzten diese Nervenzellen genau den Spannungsschwankungen aus, die für den Tiefschlaf typisch sind.

Spannungsspitzen als Schlüssel zur Gedächtnisleistung

Zu jedem Spannungspiek einer Slow Wave wurde festgestellt, dass die Hirnrinde Erinnerungen besonders effizient ins Langzeitgedächtnis abspeichert. Diese Erkenntnis könnte eine riesige Chance darstellen, die Gedächtnisleistung zu erhöhen – auch bei beginnender Vergesslichkeit im Alter. Die Slow Waves bringen das Gedächtnis regelrecht auf Hochtouren.

Technologien zur Stimulierung von Slow Waves

Weltweit arbeiten etliche Forschergruppen an Möglichkeiten, die Slow Waves im Tiefschlaf positiv zu stimulieren. Dies könnte durch subtile Stromimpulse oder akustische Signale geschehen. Über Stirnbänder mit integrierten Sensoren, Minicomputern und Miniatur-Lautsprechern könnten fast unhörbare akustische Wellen ausgesendet werden. Damit ließe sich die Tiefschlafphase sanft verlängern und die Gedächtnisleistung weiter verbessern.

Die Wichtigkeit der Tiefschlafphase erkennen

Eins wird dabei sonnenklar: Wie wichtig die Tiefschlafphase ist. Ich finde, es macht Sinn, diese regelmäßig mit einem Wearable zu tracken und morgens zu schauen, wie viel Tiefschlaf ich hatte und um welche Uhrzeit. Wenn es – wie bei den meisten – rund um Mitternacht der Fall ist, heißt das: deutlich vor Mitternacht ab ins Bett.

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