Wie die Nasa dem „Hubble“-Weltraumteleskop mehr Zeit verschaffen will

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Das „Hubble“-Weltraumteleskop hat bahnbrechende Entdeckungen im Universum ermöglicht, doch es wird alt. Ein Nasa-Plan soll es weiter am Leben halten.

Washington D.C. – Das Weltraumteleskop „Hubble“ hat verändert, wie die Menschheit das Universum wahrnimmt. Bunte, atemberaubende Bilder von weit entfernten Regionen des Weltalls – „Hubble“ macht sie seit seinem Start im Jahr 1990 sichtbar. Dazu kommen bahnbrechende Entdeckungen im Universum. Doch das Teleskop wird alt – seit der letzten Reparaturmission sind mehr als 15 Jahre vergangen, seitdem kann das Weltraumteleskop nur noch aus der Ferne gewartet werden. Und das bedeutet unter anderem, dass fehlerhafte Teile nicht mehr ausgetauscht werden können.

„Hubble“-Weltraumteleskop hat Probleme mit den Gyroskopen

Seit Jahren kämpft „Hubble“ mit seinen Gyroskopen, die dafür zuständig sind, in welche Richtung das Teleskop ausgerichtet wird. Sechs Gyroskope sind auf dem Weltraumteleskop installiert, von ihnen waren bisher noch drei aktiv. Doch eins der Gyroskope hat in den vergangenen sechs Monaten immer wieder für Probleme gesorgt und das „Hubble“-Teleskop in den Sicherheitsmodus gebracht. Deshalb greift die US-Raumfahrtorganisation Nasa nun zu einer drastischen Maßnahme.

Diese große Blechtonne in der Erdumlaufbahn ist das „Hubble“-Weltraumteleskop. Es sorgt für die atemberaubenden Aufnahmen, die jeder kennt.
Diese große Blechtonne in der Erdumlaufbahn ist das „Hubble“-Weltraumteleskop. Es sorgt für die atemberaubenden Aufnahmen, die jeder kennt. © picture alliance / dpa / Nasa

Ab sofort soll „Hubble“ nur noch mit einem Gyroskop arbeiten. Das zweite, noch funktionierende Instrument, soll als „Backup“ dienen. Wie die Nasa in einer Mitteilung betont, kann das Weltraumteleskop auch mit nur noch einem Gyroskop wissenschaftliche Beobachtungen durchführen. „Die Nasa hat diesen Plan bereits vor mehr als 20 Jahren entwickelt, um die Lebensdauer von ‚Hubble‘ zu verlängern und es zu ermöglichen, mit weniger als drei funktionierenden Gyroskopen erfolgreich Wissenschaft zu betreiben“, heißt es bei der US-Raumfahrtorganisation.

2009 wurde „Hubble“ zum letzten Mal vor Ort repariert

In den Jahren 2005 bis zur letzten Reparatur-Mission im Jahr 2009 waren nur zwei Gyroskope im Einsatz, bis ein Team aus sechs Astronauten und einer Astronautin bei einem Außenbordeinsatz „Hubble“ sechs neue Gyroskope einbaute. Diese Möglichkeit gibt es heute jedoch nicht mehr: Mit dem Ende des „Space Shuttles“ im Sommer 2011 endete auch die Möglichkeit, „Hubble“ in seiner Erdumlaufbahn zu erreichen und vor Ort zu warten. Zwar hat der Milliardär Jared Isaacman der Nasa angeboten, mit seiner Mission „Polaris Dawn“ eine Reparaturmission durchzuführen, doch die Nasa hat sich offenbar dagegen entschieden.

Die wichtigsten „Hubble“-Entdeckungen

In den fast 35 Jahren seit seinem Start ins Weltall hat das „Hubble“-Weltraumteleskop zahlreiche wissenschaftliche Entdeckungen gemacht. Zu den wichtigsten gehört die Bestätigung supermassereicher schwarzer Löcher im Zentrum von Galaxien sowie die Entdeckung, dass das Universum sich immer weiter ausdehnt. „Hubble“ arbeitete vor allem im ultravioletten und optischen Bereich. Sein „Nachfolger“, das „James Webb“-Weltraumteleskop“, blickt dagegen im infrarotnahen Bereich ins Weltall.

Doch was bedeutet die Entscheidung, nur noch eins der Gyroskope zu nutzen, für das Weltraumteleskop? „Ich persönlich sehe das nicht als eine große Einschränkung der wissenschaftlichen Möglichkeiten“, erklärt Mark Clampin, Direktor der Astrophysik-Abteilung im Nasa-Hauptquartier bei einer Nasa-Pressekonferenz zu „Hubble“. Wie die Nasa angibt, soll es in Zukunft einige „kleine erwartete Einschränkungen“ bei wissenschaftlichen Beobachtungen geben. Es werde länger dauern, bis das Teleskop sich in eine Richtung bewegt und ein Ziel erfasst habe.

„Hubble“-Weltraumteleskop wird künftig einige „kleinere Einschränkungen“ haben

Außerdem werde „Hubble“ weniger Flexibilität haben, wo es zu welcher Zeit hinschauen könne. Das Teleskop wird auch nicht mehr in der Lage sein, sich bewegende Objekte näher als den Mars zu verfolgen – auch bisher war das nur selten das Ziel des Teleskops. „Wir glauben nicht, dass Hubble in den letzten Zügen liegt“, zitiert das Portal Ars Technica Clampin.

Nasa-Astronauten reparieren 2009 zum letzten Mal das „Hubble“-Weltraumteleskop. (Archivbild)
Nasa-Astronauten reparieren 2009 zum letzten Mal das „Hubble“-Weltraumteleskop. (Archivbild) © imago/Nasa

Seit 24. Mai befindet sich das Weltraumteleskop in einem Sicherheitsmodus, in dem es bleiben soll, bis die Arbeiten abgeschlossen sind. Etwa Mitte Juni sollen die wissenschaftlichen Beobachtungen von „Hubble“ weitergehen. Bei der Nasa geht man davon aus, dass „Hubble“ etwa Mitte der 2030er Jahre in die Erdatmosphäre eindringt und abstürzt. Bis dahin soll das alternde Weltraumteleskop in der Lage sein, „noch viele Jahre lang neue kosmische Entdeckungen“ zu machen. (tab)

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