Krim-Verluste durch ATACMS-Angriffe: Russland soll auf zivile Schutzschilde setzen
Wieder gab es im Ukraine-Krieg einen Angriff auf die Krim. Nach der Explosion einer ATACMS-Rakete in Sewastopol wächst die Kritik an den Russlands Behörden.
Sewastopol – Nach der schwerwiegenden Explosion in der Hafenstadt Sewastopol, bei der vier Menschen getötet wurden, wird Kritik an den russischen Behörden laut. Sewastopol war im Ukraine-Krieg mit Raketen vom Typ ATACMS angegriffen worden. Eine von der russischen Flugabwehr abgefangene Rakete explodierte über einem der Stadtstrände.
Russische Militärblogger kritisieren daraufhin das Verteidigungsministerium und die Besatzungsbehörden der Krim, weil sie es russischen Streitkräften erlaubt haben sollen, absichtlich legitime militärische Ziele in der Nähe ziviler Gebiete auf der Krim zu platzieren. Die Ukraine soll so abgeschreckt werden, weitere Angriffe auf die Krim zu starten. Dies berichtet das Institute for the Study of War (ISW).

ATACMS-Angriff im Ukraine-Krieg: Russland macht USA für Krim-Attacke verantwortlich
Am Sonntag, dem 23. Juni, gab das Verteidigungsministerium in Russland bekannt, dass die Ukraine fünf mit Streusprengköpfen ausgestattete ATACMS-Raketen auf Sewastopol abgefeuert habe. Vier dieser Raketen seien abgefangen worden, hieß es weiter. Eine Rakete sei durch ein russisches Abfangflugzeug von ihrer Flugbahn abgekommen und zur Detonation gebracht worden. Das russische Verteidigungsministerium macht später die USA für die zivilen Opfer in Sewastopol verantwortlich, da es sich bei ATACMS um ein von den USA bereitgestelltes System handele.
Russland hat den USA nun mit „Konsequenzen“ gedroht und die US-Botschafterin in Moskau einbestellt. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow warf der US-Regierung am Montag vor, sie „töte russische Kinder“. Peskow sprach von einer „direkten Beteiligung“ der USA an dem Angriff und damit am Ukraine-Krieg, die „nicht ohne Konsequenzen bleiben“ werde. Wie genau diese aussehen könnten, werde sich in Zukunft ergeben. Der Kreml-Sprecher verwies auf Äußerungen des russischen Präsidenten Wladimir Putin, wonach die Zieldaten für ukrainische Angriffe von westlichen Ländern bereitgestellt würden.
Schwerer Angriff im Ukraine-Krieg: Russland fordert Bürger auf, Urlaub auf der Krim zu machen
Nach russischen Angaben enthielten die Raketen Streumunition, die auf Zivilistinnen und Zivilisten in Strandnähe im Utschuiwka-Park im Norden Sewastopols fiel. Moskau ermutigt weiterhin russische Urlauber, auf die vorübergehend besetzte Halbinsel Krim zu kommen. Und das, obwohl sie nicht alle anfliegenden Raketen entdeckt und zerstört haben, bevor sie Sewastopol erreichten. Zudem haben die russischen Behörden die Bevölkerung nicht vor dem bevorstehenden Angriff gewarnt und in Strandnähe keine Luftschutzbunker errichtet.
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ISW-Analysten fügen hinzu, dass Russland im Ukraine-Krieg vermutlich gegen seine eigenen Regeln des humanitären Völkerrechts verstößt, in denen es heißt: „Die militärische Führung soll die Stationierung militärischer Ziele in dicht besiedelten Gebieten oder in deren Nähe vermeiden.“
„Die Krim ist ukrainisch“: Kiew fordert Rückzug Russlands im Ukraine-Krieg
Kiew forderte Russland unterdessen auf, die Halbinsel zu verlassen. Der Leiter des ukrainischen Präsidialamtes, Andrij Jermak, schrieb am Montag im Onlinedienst Telegram: „Die Krim ist ukrainisch.“ Russland müsse die Halbinsel verlassen, „ihre Armee und Militärobjekte dort müssen aufhören zu existieren“. Die Krim war im Jahr 2014 von Russland annektiert worden.
Präsidentenberater Mychailo Podoljak deutete ebenfalls an, die Krim sei ein legitimes Angriffsziel. „Die Krim ist auch ein großes Militärlager mit hunderten von direkten militärischen Zielen, die die Russen auf zynische Weise zu verstecken und mit ihrer eigenen Zivilbevölkerung zu tarnen versuchen“, argumentierte er. (sot mit afp)