Vielfalt nur in eine Richtung? ESC-Debatte hat einen bitteren Beigeschmack
Beim ESC geht es um Vielfalt, Toleranz und Glitzer. Jedenfalls solange sich niemand traut, dabei Israel zu vertreten. Nemo, der bunte Paradiesvogel aus der Schweiz und Vorjahressieger – oder wie Fleischhauer sagt: "der oder die, das wird ja schon schwierig" – steht für alles, was modern ist: „Das Bekenntnis zu Toleranz und so, auf allen Plattformen gefeatured. Nonbinär. Jetzt Anführer*in der Bewegung, dass die israelische Kandidatin nicht auftreten sollte."
Als Konsequenz des Vorgehens der israelischen Armee im Gaza-Streifen. Für Fleischhauer hat diese Forderung "eine gewisse Komik". Denn: "Menschen, die die ganze Zeit von dir verlangen, dass du auf ihre Gefühle Rücksicht nimmst und schon jedes falsche Pronomen eine schwere Kränkung bedeutet, finden nichts dabei, den Ausschluss anderer aufgrund ihrer nationalen Zugehörigkeit zu verlangen."
Israels Sängerin überlebt Hamas-Terror unter einer Leiche
Was das in diesem Fall bedeutet, hat eine bittere Dimension. Die israelische Künstlerin Yuval Raphael überlebte die "Hamas-Killer" am 7. Oktober 2023 nur, weil sie sich auf dem betreffenden Festival unter einer Leiche versteckt hatte. Doch: "Ehrengefühle zählen nicht, weil sie ist ja Jüdin", so Fleischhauer bissig.
Fleischhauer wundert sich nicht, dass Stimmen laut wurden, die einen Nemo-Boykott forderten. "Da wähnen sie mich an ihrer Seite. Also wer sich so aus’m Fenster hängt, im Namen der Toleranz – das ist immer das Beste." Denn wer Vielfalt fordert, will heute auch entscheiden, was dazugehört – und was nicht, findet der Kolimnist. "Du bist derjenige oder diejenige oder dasjenige, das sagt, was dazugehört und was nicht. Also das heißt, die Grenzen der Vielfalt definiert."
Antisemitismus ist wie Pornografie: Man erkennt's, wenn man's sieht
Dass der ESC eigentlich unpolitisch sein soll? Geschenkt. "Eigentlich sind politische Äußerungen gar nicht gewollt", stellt Fleischhauer fest – und geht über zur nächsten Baustelle in Sachen Doppelmoral: die Linkspartei.
Dort wurde jüngst beim Parteitag um Definitionen gerungen: Antisemitismus, ja oder nein? Schwer zu sagen? Nicht für Fleischhauer. "Ein amerikanischer Richter hat mal in den 60er-, 70er-Jahren, als es um pornografische Schriften ging, gesagt: Was Pornografie ist, kann man auch nicht so einfach definieren, aber man erkennt sie sofort, wenn man sie sieht. Und so ist es mit dem Antisemitismus auch."
Vor allem dann, wenn beim Parteitag die "Palifreunde mit ihren Geschirrtüchern" auftauchen – samt Landkarten, auf denen Israel gar nicht mehr existiert. "Sondern zum palästinensischen Siedlungsgebiet umgewidmet wurde", so Fleischhauer. Und sein Fazit ist so trocken wie eindeutig: "Ich würde sagen: Ja, das ist Antisemitismus."
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