Fünf Einfamilien- und elf Reihenhäuser: Wohngebiet in Polling wird „ortsbildprägend“
Die geplante Hospizerweiterung am Kloster Polling wird inklusive Einrichtung rund 20 Millionen Euro kosten. Ein Teil der Summe soll über die städtebauliche Vermarktung der bis dato klostereigenen Freifläche an der Ziegelbreite finanziert werden. Bei den Anliegern hält sich die Begeisterung über die Pläne allerdings noch in Grenzen.
Fünf Mehrfamilienhäuser mit knapp 50 Wohneinheiten und elf Reihenhäuser: Das sind die nackten Zahlen für die Pläne zur städtebaulichen Nutzung der „Ziegelbreite“. Die Freifläche zwischen Weilheimer-Straße und Prälatenweg gehört den Dominikanerinnen. Zumindest ein Teil des Areals soll nun vermarktet werden, um die Kosten für die Hospizerweiterung im Pollinger Kloster mit dem Ausbau der stationären Erwachsenen-Abteilung und der Neueröffnung eines Kinderhospizes stemmen zu können. Rudolf Mitterhuber, der für das beauftragte St. Ulrichswerk den Planungsprozess begleitet, sprach bei einer kürzlichen Bürgerinformation in der Pollinger Tiefenbachhalle bezüglich der Ziegelbreite von einem „Teilprojekt“ neben dem eigentlichen „Hauptprojekt“ (Hospizerweiterung).
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Die Ziegelbreite soll also Ertrag erwirtschaften – aber nicht nur: „Es ist nicht geplant, die Anlage in großem Stil zu veräußern“, erklärte Mitterhuber bei der Bürgerinfo. Die Vermarktung werde sich demnach lediglich auf die Reihenhäuser beziehen. Ein Großteil, so der ehemalige Geschäftsführer des St. Ulrichswerks, werde als Mietraum zur Verfügung stehen. Zum Hintergrund: Nach der Hospizerweiterung wird der Hospizverein im Pfaffenwinkel die Zahl seiner angestellten Mitarbeiter von aktuell 45 auf rund 100 aufstocken. „Der Verein wird dann ein mittelständischer Betrieb sein“, erklärte Jakob Schätz, der Vereinsvorsitzende, den rund 100 Besuchern in der Tiefenbachhalle.
Auf der Suche nach einem „Gönner“
Das Personal werde man nicht allein in der Region rekrutieren können. Die Ziegelbreite solle deshalb auch Wohnraum für potenzielle Mitarbeiter zur Verfügung stellen. Schätz erläuterte, dass man für die Ziegelbreite keinen klassischen Investor, sondern eher einen „Gönner“ suchen würde, der das Spannungsfeld zwischen Ertrag und bezahlbarem Wohnraum abfedert: „Wir sind da auf einem guten Weg, diese schwere Aufgabe zu meistern“, erklärte der Hospizvereinsvorsitzende, ohne nähere Details zu verraten.
Mitterhuber betonte, dass die fünf Mehrfamilien- und elf Reihenhäuser mit „ortsbildprägender Optik“ geplant seien. Und: „Wir nehmen die Einwände der Bürger ernst.“ In der Versammlung wurde recht deutlich, was die Anlieger besorgt. In Zweifel gezogen wird unter anderem die hydrologische Situation nach der Flächenversiegelung. Es wird ein Anstieg des Grundwasserspiegels befürchtet. Auch die Aufnahmefähigkeit der Kanalisation wird kritisch gesehen – ebenso wie das steigende Verkehrsaufkommen und die Dichte der Bebauung.
49 Wohnungen und elf Reihenhäuser: Das wäre in Augsburg kein Thema, aber wir sind in Polling.
Zum Teil konnten die Argumente der Anlieger in der Versammlung entkräftet werden. Der Einfluss des Tiefgaragenbaus auf die Grundwasserstände, so hieß es, sei „vernachlässigbar“ und die Versickerung von Starkregen ins Grundwasser „nicht relevant“ messbar. Die Gemeinde Polling habe bei der Kläranlage Weilheim über die sogenannten Einwohnerwerte ausreichend Reserven in der Hinterhand. Und ganz allgemein: Die Kommune habe sich in der aktuellen Fortschreibung des Flächennutzungsplans auf ein Bevölkerungswachstum von bis zu 4500 Einwohnern festgelegt. Mit der gegenständlichen Bauleitplanung an der Ziegelbreite werde diese Zielgröße nicht überschritten. Des Weiteren werde der Vorhabensträger mit der Vereinbarung einer Folgekostenregelung an der Finanzierung zum Ausbau der örtlichen Infrastruktur wie Kindergärten oder Schule beteiligt.
Anlieger wünschen sich reduziertere Bebauung
Dennoch: Die Anlieger würden sich eine reduziertere Bebauung wünschen, eine Verlängerung der geplanten Lärmschutzwand und eine nochmalige Prüfung der hydrologischen Gegebenheiten. Gemeinderätin Ulrike Seeling (UWPEO) schlug zudem vor, eine Kindergarten-Gruppe an der Ziegelbreite unterzubringen. „Ich nehme all die Punkte mit“, versprach Mitterhuber. Dass das St. Ulrichswerk kompromissbereit ist, zeigt sich daran, dass die Zu- und Ausfahrt der Tiefgarage auch an der Weilheimer Straße platziert werden könnte. „Wir würden von den Behörden die Zustimmung dafür bekommen, wenn es gewünscht wird“, so Mitterhuber. Und: „Das gesamte Baufeld wird nicht in einem Abschnitt realisiert.“