Soldaten als Ware: Russland soll Kriegsgefangene auf „Schwarzmarkt“ verkaufen
Ukrainische Kriegsgefangene werden von Russland laut einem Bericht auf einem Schwarzmarkt gehandelt. Vor allem Tschetschenien ist offenbar involviert.
Grosny – Das russische Militär handelt angeblich ukrainische Kriegsgefangene auf einem „Schwarzmarkt“. Laut einem Bericht der Zeitung The Times werden diese weiterverkauft, um dann wiederum gegen andere Kriegsgefangene ausgetauscht zu werden. Dabei geht Russland offenbar auch mit den eigenen Soldaten schlecht um.
Ukrainische Kriegsgefangene sollen von Russland auf „Schwarzmarkt“ verkauft werden
Vor allem tschetschenische paramilitärische Gruppen seien in den „Handel“ mit Ukrainern involviert, sagte der Sprecher des ukrainischen Koordinationsbüros für die Behandlung Kriegsgefangener, Petro Yatsenko, der Times. Die Tschetschenen kaufen diesen Angaben zufolge ukrainische Gefangene von Russland, um wiederum tschetschenische Kriegsgefangene aus der Ukraine freizupressen. Zentraler Ort für die Praxis sei die tschetschenische Hauptstadt Grosny. Diese These lässt sich nicht unabhängig überprüfen.

Unter anderem soll demnach an der illegalen Praxis die Spezialeinheit „Achmat“ des Regional-Diktators Ramsan Kadyrow beteiligt sein. Da diese sich durch besondere Brutalität gegenüber der Zivilbevölkerung und Disziplinlosigkeit auszeichneten, komme sie seltener an der Front zum Einsatz. Die deshalb fehlenden Kriegsgefangenen für einen Austausch würden nun durch den Menschenhandel mit der russischen Armee kompensiert.
Ehemaliger Kriegsgefangen erzählt von russischem „Schwarzmarkt“ für Soldaten
Auch ein ehemaliger ukrainischer Kriegsgefangener, der angeblich bei einem solchen Geschäft verkauft wurde, äußerte sich zu dem Thema. Wjatscheslaw Lewytskyj, 41 Jahre alt und vor dem Krieg Mechaniker, sagte der Times: „Ich war ein Kriegsgefangener. Russland hat mich auf dem Schwarzmarkt gehandelt.“
Lewytskyj erzählte, er sei bei einem nächtlichen Angriff der russischen Armee in den Wäldern nördlich von Awdijiwka schwer verwundet worden und später in Gefangenschaft geraten. Dazu habe man ihn nach Grosny geschafft und ihm im Krankenhaus beide Beine und Hände amputiert. Nachdem er genesen war, soll er in einem Keller mit 60 anderen Ukrainern auf den Gefangenenaustausch gegen fünf Tschetschenen gewartet haben.
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Dass der Handel mit Kriegsgefangenen gegen die Genfer Konvention verstößt, ist wahrscheinlich, aber nicht eindeutig. Zwar gibt keinen gesonderten Artikel, der sich mit dieser Frage beschäftigt. Jedoch ist in Artikel 6 festgehalten, dass „keine besondere Vereinbarung (...) die Lage der Verwundeten und Kranken sowie der Angehörigen des Sanitäts- und Seelsorgepersonals (...) beeinträchtigen oder die Rechte beschränken [darf], die ihnen das Abkommen einräumt“.
Völkerrechtsverstöße von Russland und Ukraine gegenüber Kriegsgefangenen
Dass die russische Armee in anderen Fällen im Ukraine-Krieg gegen das Völkerrecht verstoßen hat, ist bekannt. Immer wieder tauchen Indizien für derartige Verstöße auf, wie jüngst das Video einer Hinrichtung ukrainischer Soldaten. Was die Bedingungen der Kriegsgefangenschaft anbelangt, gibt es wohl auf beiden Seiten des Konflikts Misshandlungen und Folter, wie aus einem UN-Bericht hervorgeht. (pkb)