Tödlichste Infektionskrankheit der Welt: Fallzahlen in Deutschland steigen – Warnzeichen im Überblick
Nach der grassierenden Corona-Pandemie führt Tuberkulose nun wieder den ersten Platz der tödlichsten Infektionskrankheiten an. Auch bundesweit steigen die Fallzahlen.
München – Hartnäckiger Husten und Abgeschlagenheit: Diese Symptome können nicht nur auf eine Erkältung hindeuten, wie das Robert Koch-Institut (RKI) berichtet. Sie können auch Warnzeichen für die tödlichste Infektionskrankheit weltweit sein. Tuberkulose weist unter anderem genau diese Symptome auf.
In einem im Wissenschaftsjournal The Lancet veröffentlichten Artikel betonten Fachleute bereits 2019: „Tuberkulose ist nach wie vor die häufigste Todesursache durch eine Infektionskrankheit bei Erwachsenen weltweit“. Die Corona-Pandemie sorgte dafür, dass Tuberkulose kurzzeitig „nur“ Platz zwei der tödlichsten Infektionskrankheiten der Welt einnahm. Doch das ist seit 2023 Geschichte. Und die Fallzahlen dieser Infektionskrankheit steigen – auch in Deutschland.
Tödlichste Infektionskrankheit der Welt: Tuberkulose-Fallzahlen in Deutschland
Jahrelang waren die Fälle zurückgegangen. Nun ist laut RKI wieder ein Anstieg zu verzeichnen. „Tuberkulose ist international, aber auch in Deutschland immer noch eine Krankheit von großer Relevanz für die öffentliche Gesundheit“, erklärt RKI-Präsident Lars Schaade in einer Mitteilung. Wenn auch auf noch vergleichsweise niedrigem Niveau, klettern die Tuberkulose-Infektionszahlen auch deutschlandweit wieder nach oben. Ein Überblick:
Jahr | Tuberkulose-Fälle in Deutschland |
---|---|
2023 | 4481 |
2022 | 4082 |
2021 | 3931 |
2020 | 4159 |
2019 | 4811 |
Quelle: Pressemitteilung des RKI |
Warnzeichen und Symptome einer Tuberkulose-Erkrankung
„Bei länger bestehendem Husten sollte auch an Tuberkulose gedacht und entsprechend den bestehenden Empfehlungen durch eine Röntgenuntersuchung der Lunge weiter untersucht werden“, betont RKI-Präsident Schaade. Bei ungefähr 90 Prozent der Infizierten treten keine Symptome auf, berichtet gesund.bund.de, ein Service des Bundesministeriums für Gesundheit. Denn in diesen Tuberkulose-Fällen ist das Immunsystem selbstständig dazu in der Lage, mit den Bakterien fertig zu werden. Dabei werden die Bakterien in manchen Fällen abgekapselt und können Jahre lang überleben.
Eine Erkrankung bricht, wenn sie auftritt, meistens in den ersten zwei Jahren aus. Aber auch ein Krankheitsausbruch noch Jahrzehnte nach einer Infektion auftreten. Demnach ist am häufigsten die Lunge betroffen, wobei eine Tuberkulose auch andere Organe befallen kann. Laut dem Gesundheitsportal sind neben länger anhaltendem Husten folgende unspezifische Symptome möglich:
- Leichtes Fieber
- Schwäche und Müdigkeit
- Gewichtsverlust
- Nachtschweiß
- Allgemeinbefinden ist eingeschränkt
- Appetitmangel
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Tuberkulose-Fälle in Deutschland steigen wieder: Wer besonders gefährdet ist
Menschen, die längeren, engen Kontakt zu Personen mit einer ansteckungsfähigen Lungentuberkulose hatten, sind laut RKI besonders gefährdet. Weitere Risikofaktoren sind demnach: „Menschen mit unzureichend behandelter früherer Tuberkulose-Erkrankung. HIV, Rauchen, Alkohol- und Drogenabhängigkeit, Unterernährung, Diabetes mellitus und Lebensumstände wie Obdachlosigkeit, ein früherer Haftaufenthalt und Armut“. Besonders gefährlich ist eine Tuberkulose-Erkrankung laut RKI für Menschen mit geschwächtem Immunsystem, beispielsweise Personen in immunsuppressiven Therapien, mit Immundefekt oder im höheren Lebensalter.
Doch warum ist die Krankheit so tödlich? 2023 erkrankten nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) weltweit 10,6 Millionen Menschen an Tuberkulose, 1,3 Millionen starben daran. Tuberkulose ist in den allermeisten Fällen mit Medikamenten heilbar. Im Fall einer latenten Infektion kann eine Erkrankung verhindert werden. Wird sie nicht behandelt, ist sie in etwa der Hälfte der Fälle tödlich.
Fehlender Zugang zu medizinischer Versorgung und generell Armut sorgen aber dafür, dass es immer noch zu vielen, eigentlich vermeidbaren, Todesfällen kommt. „Es ist unsere Entscheidung, dass 1,6 Millionen Menschen an Tuberkulose sterben. Wir können nicht mehr sagen, dass ein Bakterium diese Menschen tötet. Die Realität ist, dass menschengemachte Systeme die Ursache für diese Todesfälle sind.“ erklärte Autor und Podcaster John Green bereits 2023 in einer Rede vor den vereinten Nationen. (slo)