Schwarze Bergschafe zum Anfassen nah
Michael Waldherr hält bis zu 120 schwarze Bergschafe auf seinem Hof in Benediktbeuern. Nun gibt es Führungen, bei denen man die recht seltenen Tiere kennenlernen kann.
Benediktbeuern - Neugierig recken ein Paar der Schafe ihre Hälse, um die Besucher zu begutachten. Ein kleines Lämmchen versteckt sich erst einmal lieber hinter dem Mutterschaf. Immer wieder schallt ein „Mäh“ durch den Stall. Es ist eine Premiere, die hier über die Bühne geht: Zum ersten Mal dürfen Besucher im Rahmen des „Natursommer im Loisachtal“ Schafzüchter Michael Waldherr besuchen. Und die Teilnehmer, klein wie groß, sind neugierig, was es über die Schafe zu wissen gibt, die ganz besondere sind. Das Schwarze Bergschaf, das eigentlich in der Alpenregion heimisch ist, ist inzwischen selten geworden. Bei Michael Waldherr und seiner Familie hüpfen bis zu 120 davon über die Felder.
Waldherr betreibt die Schafzucht als Nebenerwerb nun in dritter Generation. Warum hat sich seine Familie für das Schwarze Bergschaf entschieden? „Weil es an hügeliges Gelände angepasst, robust ist und eine hohe Klauengesundheit besitzt“, erklärt der 38-Jährige. Im Sommer sind die Tiere draußen auf Weiden, die mit Maschinen schwer zu mähen sind. Außerdem hat er es sich zum Ziel gesetzt, die inzwischen selten gewordene Art zu erhalten.
Zu den bestehenden drei Zuchtböcken gesellt sich in diesem Jahr ein Nachwuchsbock. Er bekommt einen separaten Teil der Herde zugewiesen. So kann der Züchter anhand der Nachkommen feststellen, ob sich der Jungbock für die weitere Zucht eignet. Denn für Zuchttiere gibt es spezielle Regeln. Eigenschaften, die nicht gewünscht sind, sollen auch nicht weiter vererbt werden. Dazu zählen Krankheiten oder Fehlstellungen. Hier wird auch zum Wohl der Tiere die Zucht nicht weiter fortgesetzt.
Schafe brauchen kühlen Stall und Licht
Den Teilnehmern an der Führung wird klar, dass man Schafe nicht einfach so als Hobby halten kann. Denn es muss unglaublich viel beachtet werden. „Wichtig ist eine tägliche Kontrolle“, sagt Waldherr. Ganz genau nimmt er seine Tiere unter die Lupe. Knirschen sie mit den Zähnen? Das kann ein Zeichen für Stress sein. Husten sie? Dann sind sie vielleicht krank. Lassen sie sich auf die Knie fallen? Dann haben sie vielleicht eine Verletzung am Fuß. Auch die Hinterlassenschaften müssen kontrolliert werden. Sie können auf Unverträglichkeit von Futter oder auf Madenbefall hindeuten.
Schafe trauern
Damit sich die Schafe wohlfühlen, dürfen die Stallungen nicht übertrieben warm sein. Sechs bis zehn Grad schätzen sie am meisten, sagt Waldherr. Außerdem brauchen sie Licht und sollten vor Zugluft geschützt werden. Waldherr behält nicht nur die körperliche, sondern auch die psychische Verfassung genau im Blick. So bleiben beispielsweise Lämmchen und Mutterschaf zusammen, um eine Bindung aufbauen zu können. Auch kann es vorkommen, dass ein Schaf eine Fehlgeburt erleidet. „Schafe trauern“, weiß Waldherr. Daher wird das tote Lamm ein bis zwei Tage beim Mutterschaf belassen, bis sich dieses angemessen verabschieden konnte. „Dann kann auch das Schaf damit abschließen.“
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Was er aus der Schafzucht gelernt hat? „Dass Stress nichts bringt. Und dass auch mal etwas nicht funktionieren kann und man manches akzeptieren muss.“ Dramatisch seien für ihn die Jahre 2008 bis 2010 gewesen, erzählt Waldherr den Besuchern. 21 Schafe seien da dem Wolf zum Opfer gefallen. Auch die Bürokratie mache einem Landwirt das Leben nicht gerade leicht. Warum er es dennoch macht? „Weil es Spaß macht.“ Weil die ganze Familie mitzieht. Und weil es ihn auch stolz macht, Selbstversorger sein zu können. Denn ein Teil der Schafe dient der Fleischerzeugung. Die Wolle wird zu Pellets verarbeitet, welche sich besonders für die Düngung verwendet werden können, wie Waldherrs Frau Lisi erklärte. „Sie sind gut geeignet für Blumen- und Gemüsebeete.“
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21 Schafe dem Wolf zum Opfer gefallen
Natürlich kommen bei der tierischen Tour auch die Streicheleinheiten für die Schafe und Lämmer nicht zu kurz. Als ein Bub fragt, ob er den Schafen etwas Löwenzahn geben darf, antwortet Waldherr: „Gut, dass Du fragst.“ Viele Leute würden wildfremde Tiere auf Weiden einfach füttern. Zweifelsfrei sei es gut gemeint. „Aber man weiß ja nicht, ob auf das Gras, das man zum Füttern ausgerissen hat, vorher ein Hund gemacht hat.“ Dann würden die Tiere eventuell krank werden und er wisse nicht warum. Oder die Tiere kommen zum Zaun und bleiben dort hängen. „Daher: Immer fragen, ob Füttern erlaubt ist. Und wenn ich es nicht weiß, einfach sein lassen.“
Die nächste „Ganz Schaf“-Führung findet am Freitag, 2. August, statt. Geeignet ist sie für Familien mit Kindern ab sechs Jahren. Eine Anmeldung ist über die Gästeinfo Heilbrunn, die TIs Benediktbeuern oder Kochel sowie das ZUK möglich.