Arthrose verstehen: Symptome, Ursachen und Behandlungstipps
Warum Sie Ihre Gelenkschmerzen ernst nehmen sollten und was wirklich gegen Arthrose hilft, erklärt Prof. Dr. Oliver Tobolski im ersten Teil der Video-Interview-Serie „Hey, Doc!“.
Sie leiden unter Schmerzen in den Gelenken, spüren morgens unangenehme Steifigkeit oder bemerken erste Bewegungseinschränkungen? Arthrose zählt zu den häufigsten Erkrankungen des Bewegungsapparats und betrifft über acht Millionen Menschen allein in Deutschland. Doch was genau ist Arthrose, wie entsteht sie und – vor allem – was können Betroffene tun? Genau darüber spricht Dr. Oliver Tobolski, Facharzt für Chirurgie, Sportmedizin und Chirotherapie und Geschäftsführer der Sportorthopädie-Praxis Ortho4Sport in Köln, im Gespräch mit Ippen.Media. Von Symptomen über Ursachen bis hin zu den besten Behandlungsmöglichkeiten gibt es in diesem Artikel alle Antworten.
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Schmerzen, die nicht nur im Alter auftreten
Schon der morgendliche Anlaufschmerz ist ein Alarmsignal: Das Gelenk tut weh, Bewegung fällt schwer, vielleicht entsteht beim Gehen sogar ein Knirschen – vielen Menschen ist dieses Szenario erschreckend vertraut. Wenn das Knie oder Hüftgelenk geschwollen ist und schmerzt, könnte der Grund Arthrose sein, die „Volkskrankheit“ des Bewegungsapparates. Zahlreiche Betroffene ignorieren die ersten Symptome oder denken, es handle sich um harmlose Überlastungen. Dabei ist es gerade der richtige Zeitpunkt, den Beschwerden auf den Grund zu gehen.

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Alexandra Grauvogl ist Ex-Skirennfahrerin und WM-Medaillengewinnerin, Fitnesstrainerin und Redakteurin. Sie teilt im kostenlosen Newsletter „Einfach fit“ ihre Erfahrungen und Tipps für Training und mentale Stärke. Es erwarten Sie studienbasiertes Wissen, Experten-Rat von Medizinern und Inspirationen zu den Themen Bewegung, Ernährung und Gesundheit, die Sie im Alltag umsetzen können. Hier geht es zur Anmeldung.
Warum frühzeitiges Handeln entscheidend ist
Orthopäde und Gelenkspezialist Prof. Dr. Oliver Tobolski betont, wie wichtig eine frühzeitige Diagnose ist: „Eine Arthrose ist langfristig nicht heilbar, aber wir können ihren Verlauf bremsen und die Lebensqualität der Betroffenen bedeutend verbessern.“ Was sind also die besten Methoden, um Gelenkverschleiß zu behandeln – und vor allem vorzubeugen?
Zur Person: Prof. Dr. Oliver Tobolski
- Praxis: Ortho4Sport in Köln
- Schwerpunkt: Sporttraumatologie /Sportorthopädie
- Facharzt für Chirurgie, Sportmedizin, Chirotherapie
- Verbandsarzt Tennisverband Mittelrhein
- ATP-Arzt
- Ehemaliger Leiter des offiziellen Medizinzentrums des Olympiastützpunkts Rheinland
- Ausbildungen an Universitätskliniken Köln und Münster
- Dozent an der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement
Interview mit Orthopäde Dr. Oliver Tobolski: Arthrose verstehen und aktiv gegensteuern
Das vollständige Interview zum Thema Arthrose können Sie sich oben im Video ansehen.
Herr Dr. Tobolski, was sind die typischen Anzeichen einer Arthrose?
Dr. Oliver Tobolski: Typisch ist, dass die Beschwerden schleichend beginnen. Besonders charakteristisch ist der Anlaufschmerz: Menschen wachen morgens auf, stehen auf – und die ersten Schritte sind schmerzhaft. Oft bessert sich das mit Bewegung, aber bei Belastung beginnt das Gelenk erneut zu schmerzen, zu schwellen oder knirscht hörbar. Im fortgeschrittenen Stadium kommen Bewegungseinschränkungen hinzu – sei es die fehlende Streckung oder Beugung des Gelenks.
Wie lässt sich Arthrose behandeln?
Dr. Oliver Tobolski: Das Wichtigste ist, rechtzeitig zu handeln. Wenn der Knorpel einmal irreparabel beschädigt ist, bleibt langfristig oft nur der Gelenkersatz. Bei frühen Stadien kann man aber auf eine Vielzahl von Ansätzen setzen, um den Krankheitsverlauf zu verlangsamen:
- Gewichtsreduktion: Jedes Kilo weniger bedeutet weniger Druck auf lasttragende Gelenke wie Knie oder Hüfte.
- Muskelaufbau: Eine gut trainierte Oberschenkelmuskulatur gibt Stabilität und schützt das Gelenk.
- Regelmäßige Physiotherapie: Gezielte Übungen fördern die Mobilität, sorgen für Stärkung und verhindern Fehlbelastungen.
- Hyaluronsäure-Injektionen: Diese können zeitweise Schmerzen lindern und die Beweglichkeit verbessern.
- Ernährungsanpassung: Nahrungsergänzungsmittel wie Chondroitinsulfat zeigen in Studien vielversprechende Ansätze, wobei die Ergebnisse individuell unterschiedlich sind.
Arthrose: Ursachen und typische Symptome
Was sind die Hauptursachen für Arthrose?
Dr. Oliver Tobolski: Die Gründe sind vielfältig. Es gibt eine genetische Komponente, das bedeutet: Wer eine familiäre Vorbelastung hat, hat ein höheres Risiko. Aber auch Vorerkrankungen wie Verletzungen oder Operationen können Gelenkverschleiß fördern. Ebenfalls von Bedeutung sind Fehlstellungen wie X-Beine oder O-Beine, die die Mechanik des Gelenks beeinträchtigen. Letztlich ist Arthrose ein Missverhältnis zwischen „Belastung“ und „Belastbarkeit“.
Info-Kasten: Arthrose-Symptome auf einen Blick
Typische Arthrose-Symptome
Anlaufschmerz: Schmerz bei den ersten Bewegungen nach längerem Sitzen oder Liegen
Schwellungen: Gelenke können nach Belastung anschwellen
Einschränkung der Beweglichkeit: Schwierigkeiten bei der maximalen Streckung oder Beugung des Gelenks
Knirschen oder Reiben: Geräusche bei Bewegungen sind für viele Betroffene störend
Welche Sportarten empfehlen Sie bei Arthrose?
Dr. Oliver Tobolski: Sport ist extrem wichtig, aber es kommt auf die richtige Wahl an. Sportarten mit hoher, kontinuierlicher Belastung wie Fußball, Tennis oder Squash sind bei fortgeschrittener Arthrose eher ungeeignet. Ich empfehle gelenkschonende Aktivitäten wie Schwimmen oder Fahrradfahren, bei denen die Gelenke in Bewegung bleiben, aber keine übermäßige Last tragen.
Arthrose vorbeugen – was wirklich hilft
Kann ich einer Arthrose gezielt vorbeugen?
Dr. Oliver Tobolski: Absolut. Ich sage immer: „Bewegung ist Leben.“ Wer sich regelmäßig bewegt und die Muskulatur stärkt, schützt seine Gelenke. Besonders wichtig ist der Aufbau des Oberschenkelstreckers, der das Knie stabilisiert. Treppensteigen, Spaziergänge oder moderates Krafttraining sind einfache, effektive Maßnahmen.
Übrigens: Wer regelmäßig diesen Sport ausübt, hat später weniger Knieprobleme – zu diesem Ergebnis kam eine aktuelle Studie. Wenn Sie einen strukturierten Plan brauchen, um mehr Bewegung in Ihren Alltag bringen, können Sie sich kostenlos unsere Trainingspläne in der PDF-Bibliothek herunterladen. Dort warten zum Beispiel der „Walking-Trainingsplan für Anfänger“ oder der Programm „Auf Touren kommen! Rad-Trainingsplan für Einsteiger“ auf Sie.
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