Der Wolf ist zurück in der Region: ein bestätigter Schafsriss und weitere Verdachtsfälle

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Offenbar wieder im Landkreis - oder auf der Durchreise? Ein Wolf (Symbolbild) hat bereits im Februar in der Region zugeschlagen. Neue Verdachtsfälle liegen vor. © Julian Stratenschulte

Nachdem mehr als ein Jahr fast nichts vom Wolf im Landkreis Weilheim-Schongau zu hören war, ist jetzt ein Schafsriss vom Landesamt für Umwelt (LfU) bestätigt worden. Und auch im Nachbarlandkreis Garmisch-Partenkirchen gibt es mehrere Verdachtsfälle.

Landkreis – Die Aufregung war groß vor mehr als einem Jahr, als ein Foto von drei Jungwölfen aufgetaucht und damit klar war, dass das standorttreue Paar Nachwuchs bekommen hat und das erste Rudel im weiten Umkreis entstanden ist. Einem der damals nahezu ausgewachsenen Welpen konnte kurz darauf noch der Riss eines Hirschkalbs bei Schöffau nachgewiesen werden, doch seitdem gab es nur noch eine Videoaufnahme vom Juli – ansonsten waren die Wölfe wie vom Erdboden verschluckt. Es wurde am Landratsamt sogar gemutmaßt, dass sie nach dem Motto „schießen, schaufeln, schweigen“ heimlich erlegt wurden, was zu wütenden Protesten auf Jäger-Seite geführt hatte (wir berichteten).

Doch seit Jahresbeginn geht es Schlag auf Schlag. Vom 11. Februar gibt es einen durch das LfU bestätigten Riss eines Rotwilds im Ammertal. In der zweiten Monatshälfte war ein Wolf auf einer Wildtierkamera im Landkreis Garmisch-Partenkirchen deutlich zu erkennen. Bei einem am 4. März gerissenen Schaf im Landkreis Weilheim-Schongau wurde schließlich jetzt eindeutig ein Wolf als Verursacher nachgewiesen.

Spannend dabei: Es handelt sich um einen Wolf der zentraleuropäischen Population, wie das LfU mitteilte. Die stammen ursprünglich aus den westlichen Ausläufern des baltischen Bereichs bis nach Nordostpolen. Auch das bisherige Rudel kommt aus dieser Population – doch um nachzuweisen, ob es sich um eines der bisher hier heimischen Tiere handelte, einen Nachkommen oder ein völlig fremdes Tier, war die Probenqualität nicht ausreichend.

Dafür ist bekannt, woher der Wolf kommt, der am 11. Februar das Hirschkalb gerissen hat: Er hat die Kennung GW4593m und stammt aus dem tschechischem Rudel Zvonkova. Man könne nicht sagen, ob dieser Wolf auch für den Schafsriss verantwortlich ist, so das LfU.

Kein Nachweis vom Rudel

Da aus dem bisherigen Rudel seit mehr als einem Jahr kein Nachweis mehr geführt werden konnte, gilt es beim Bundesamt für Naturschutz und auch beim LfU offiziell nicht mehr als Rudel – das Revier Staffelsee-West, das sich vom Ammertal bei Unterammergau bis nach Huglfing erstreckt, wäre also gar keines mehr. Weil das Monitoringjahr aber noch bis November läuft, kann sich das noch ändern.

Denn es gibt bereits weitere Verdachtsfälle: Mitte März wurde in Unterammergau ein getötetes Alpaka aufgefunden, erst vor einigen Tagen klagte ein Landwirt aus dem nördlichen Landkreis über zwei tote Schafe. Die Labor-Untersuchungen in beiden Fällen laufen noch. Mitte März fiel zudem bei Unterammergau eine Hirschkuh einer Attacke zum Opfer. Das Ereignis ist zumindest dem Landratsamt bekannt, eine weitergehende Untersuchung wurde jedoch nicht veranlasst.

Ob sich der Beutegreifer noch in der Region aufhält, das vermag niemand zu sagen. „Wir wissen auch nicht, ob es weitere neue oder alte Wölfe in der Region gibt, da die Untersuchungen zu den anderen Fällen noch laufen“, sagt Stephan Scharf, Sprecher des Landratsamtes. Diese Tests werden zumindest darüber Gewissheit bringen, ob sich das Tier aus Tschechien nur auf der Durchreise befand.

Wann mit den Ergebnissen zu den März-Vorkommnissen zu rechnen ist, kann auch beim LfU niemand abschätzen. Die durchschnittliche Bearbeitungszeit betrage zehn Werktage, lässt die Pressestelle wissen. Genetische Proben, die von Nutztieren entnommen werden, sollen gar priorisiert werden. Die Attacke auf das Alpaka datiert laut LfU aber schon vom 17. März. Erstmals ist ein derartiges Nutztier in der Region angegriffen worden. Alfred Richter aus Unterammergau ist der Geschädigte. Ein Gassigeher habe am Morgen das Tier gefunden und ihn informiert, erklärt er. Rund 100 Meter vom Stall entfernt fand die Attacke statt. Der Gutachter soll an dem Alpaka den laut Experten bei Wölfen typischen Halsbiss festgestellt haben.

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