Lange Umwege wegen Falschparkern: Rollstuhlfahrer ärgert sich und bittet um Rücksicht

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Bei den Fahrradständern am Rathaus verhindern manchmal breite Fahrradanhänger das Durchkommen, sagt Voigt. © Elke Robert

Dirk Voigt aus Schongau hat immer wieder das Problem, dass Autos seinen Weg versperren. Er ist auf einen Rollstuhl angewiesen und ärgert sich über Hindernisse, die ihn teils lange Umwege kosten. Auch Marianne Porsche-Rohrer, Behindertenbeauftragte der Stadt, kennt die Problematik.

„Bitte achten Sie als Autofahrer in Schongau darauf, abgesenkte Bordsteine freizuhalten.“ Das ist der Wunsch von Dirk Voigt. Der Schongauer ist gesundheitlich stark beeinträchtigt und kann keine weiten Strecken mehr gehen. Daher hat er einen elektrischen Rollstuhl, mit dem er sich durch die Stadt bewegt, oder dieses zumindest versucht. Denn, wie er in der Münzstraße demonstriert, es gibt einfach mehrere Engstellen, an denen er sich schwertut, wenn andere Verkehrsteilnehmer nicht mitdenken.

Abgesenkte Bordsteine für Rollstuhlfahrer unverzichtbar

Auf Höhe der Münzstraße 13 etwa, nördlich des Rathauses beim kleinen Fußweg, ist der Bordstein abgesenkt. Wenn dort die Pkw dicht an dicht parken und er nicht zwischen den Fahrzeugen hindurchkommt, muss er bis vor zu den Rathausarkaden. Theoretisch ist dort, direkt bei den Fahrradständern, eine weitere Möglichkeit, um vom Gehsteig hinunter auf die Fahrbahn zu gelangen und diese dann queren zu können. „Aber wenn dort mehrere Fahrräder nebeneinander abgestellt werden oder ein Rad auch noch einen Fahrradanhänger hat, dann geht nichts mehr“, schildert Voigt. Dann müsse er nochmals weiter und unnötige Umwege in Kauf nehmen.

Abgesenkte Bordsteine seien für Menschen mit Gehbehinderung, die einen Rollstuhl oder einen Rollator nutzen, unverzichtbar, um sicher, vor allem auch selbstständig unterwegs zu sein. Wie es der Zufall will, fährt in diesem Augenblick auf der anderen Straßenseite bei Uhren Anderl ein Rollstuhlfahrer im rechten Winkel ziemlich abenteuerlich vom hohen Bordstein des Gehwegs und muss dabei auch noch recht weit in die Fahrbahn hinein. „Das ist für ihn sehr gefährlich“, meint Voigt. „Es würde den Alltag von vielen Betroffenen erheblich erleichtern, wenn wir uns nicht zusätzlich mit zugeparkten Bordsteinen auseinandersetzen müssten“, so der Schongauer, der um mehr Rücksicht bittet und gleichzeitig um Verständnis wirbt.

Autofahrer müssen vernünftig parken

Wenn Autofahrer die Bereiche bei abgesenkten Bordsteinen verstellen, muss Dirk Voigt Umwege in Kauf nehmen.
Wenn Autofahrer die abgesenkten Bordsteine verstellen, muss ein Rollstuhlfahrer Umwege in Kauf nehmen. © Elke Robert

Nachgefragt bei der Polizei in Schongau heißt es, dass im Bereich des Fußweges an der Münzstraße nördlich des Rathauses zwei Parkplätze eingezeichnet seien und ein etwa ein㈠einhalb Meter breiter Durchgang, der für einen Rollstuhlfahrer eigentlich ausreichend sein müsse, „wenn dort vernünftig geparkt wird“. Warum dies möglicherweise an dieser Stelle manchmal nicht der Fall ist, darauf verweist eine angesprochene Autofahrerin: Die Straßenmarkierungen der Parkplätze sind teilweise nur noch schlecht erkennbar. Und wenn wirklich kein Durchkommen ist: „In so einem Fall bei uns anrufen“, ist der Tipp des Polizeisprechers: „Wir belohnen dann den Autofahrer entsprechend.“

Behindertenbeauftragte kennt das Thema

Sehr gut kennt Marianne Porsche-Rohrer die Problematik, Behindertenbeauftragte der Stadt Schongau. „Es gibt allgemein wenig Verständnis für die Situation von Menschen mit Einschränkungen“, so ihre Beobachtung. Jeder Autofahrer müsse die Regelungen kennen, „sonst müsste man eigentlich sagen, durchgefallen beim Führerschein“. Es gebe allgemeine Verkehrsvorschriften, aber viele Menschen würden sich einfach nicht daran halten. Sie wolle anregen, dass darauf verstärkt geachtet werde, wenn die Verkehrsüberwachung durch Schongau gehe.

Auch Parkplätze werden verstellt

Ein leidiges Thema sei auch die rechtswidrige Nutzung von Behindertenparkplätzen. „Am besten ist dann noch, wenn beispielsweise am V-Markt drei Fahrzeuge zwei Behindertenparkplätze verstellen. Selbst wenn einer wegfährt, ist keiner der Behindertenparkplätze nutzbar, weil zum Aussteigen zu wenig Platz bleibt“, schildert Porsche-Rohrer. Auch die Behindertenbeauftragte wünscht sich mehr Sensibilität der Verkehrsteilnehmer. „Aber wenn die Leute das nie selbst erlebt haben, kümmern sie sich einfach nicht darum.“

Die Stadt prüft bei Bauvorhaben behindertengerechte Ausstattungen. Wer sich zurückerinnert: Der Wegebau am Münzgebäude, heute Amt für Senioren, gestaltete sich schwierig.

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