Nachtkritik: So war das erste Konzert von Taylor Swift in München
Zwei Abende macht Taylor Swift im Rahmen ihrer „Eras“-Tour in München Station. So lief das erste Konzert am Samstag im ausverkauften Olympiastadion. Unsere Nachtkritik:
Es funkelt schon, bevor Taylor Swift am Samstagabend (27. Juli 2024) um 19.30 Uhr die Bühne im Münchner Olympiastadion betritt. Die Abendsonne scheint auf die Gegengerade, und tausende Pailletten-Outfits glitzern in ihrem warmen Licht. Golden und silbern und in allen Farben des Regenbogens schimmern sie auf den Rängen.
Die „Swifties“ sind unverzichtbarer Teil der Show
Die Fans sind ein, wenn nicht sogar der entscheidende Unterschied, der die 34-jährige Sängerin und Songwriterin vom US-amerikanischen Super- zum weltweiten Megastar gemacht hat. Die „Swifties“ sind unverzichtbarer Teil der dreieinhalbstündigen „The Eras Tour“-Show. Sogenannte Chants, bestimmte Verse einzelner Lieder, wurden vor den Konzerten im Netz vereinbart, die singen die Fans besonders laut. Ob es die Bridge von „Cruel Summer“ ist, die Swift einfordert, oder zehntausende zu Herzen geformte Hände sich in den Münchner Abendhimmel erheben („Fearless“): Jede und jeder kennt den Einsatz. Und alle machen mit.
Taylor Swift nimmt ihr Publikum mit auf einen liebevoll inszenierten Spaziergang durch Erinnerungen
Sie haben Texte auswendig gelernt, Perlen auf Freundschaftsarmbänder gefädelt, kreative Outfits zusammengestellt, Glitzersteine auf die Gesichter geklebt. Herzen aus Papier vorbereitet, bunte Luftballons verteilt, die sie mit ihren Handys in der „Folklore/Evermore“-Ära beleuchten. Die Belohnung für so viel Verbundenheit ist ein liebevoll inszenierter langer Spaziergang durch die liebsten Erinnerungen von Taylor Swift, auf den sie ihre Zuhörer mitnimmt.
Zehn Alben, 16 Outfits, eine lange Bühne, die bis in die Mitte der Arena führt. Die Hauptbühne ist eine riesige durchgängige Leinwand. Vor der mal ein Büro auftaucht („The Man“), mal ein ganzer Wald samt grasbewachsenere Hütte („Cardigan“, „Betty“), auf der sich die Sängerin feenhaft räkelt, bevor sie sich für „Champagne Problems“ an den moosbeklebten Flügel setzt. Und nicht nur im Stadion alle Handylichter angehen, sondern auch auf dem Olympiaberg.
Minutenlang lässt sich Swift nach diesem Song bejubeln, nimmt ihre Kopfhörer aus den Ohren, staunt sichtlich ob der Lautstärke, die ihr entgegenschlägt. Diese Momente sind es, die einen durchgestylten Auftritt (der es sicher auch ist) von einem Konzerterlebnis unterscheiden.
Es ist Taylor Swifts erster Auftritt in München
Die „Eras Tour“ zeigt Swifts Vielseitigkeit: von den Anfängen im Country, dem Zuwenden zu radiotauglichem Pop, der ihr die ersten Nummer-1-Hits brachte. Von Experimenten mit mehr Bass und mehr Beat auf dem Album „Reputation“, den zum Folk tendierenden und von der Kritik gelobten Pandemie-Platten „Folklore“ und „Evermore“ bis zum aktuellen Album „The Tortured Poets Department“.
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Vergessen sind die Stunden des Wartens, auch dass beim Einlass nicht alles glattgelaufen ist, spielt für die jubelnde Menge keine Rolle. 74 000 Swifties im Stadion und tausende auf dem Olympiapark zelebrieren den allerersten Auftritt von Taylor Swift in München: eine detailverliebte, aus jeder Perspektive perfekte Show, aber auch ein Fest der Freundlichkeit, ein buntes und wunderschön inszeniertes Spektakel. Mit einer Gastgeberin, die mit einer charismatischen Mischung aus Nahbarkeit und Attitüde bezaubert und dabei live fabelhaft klingt.
Unsere ausführliche Konzertkritik folgt am Sonntag (28. Juli 2024).
Teil zwei der Taylor-Festspiele im Münchner Olympiastadion
findet am Sonntag (28. Juli 2024) statt. Für den Abend sind schwere Gewitter vorhergesagt.