Rätselhafter Tod einer jungen Frau: Iran weist Vorwürfe zurück

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Eine 20-Jährige wird im Iran mehrfach verhaftet und einen Tag nach einem mutmaßlichen Geheimdienstverhör tot aufgefunden. Das sorgt für neuen Widerstand.

Teheran – Nach der Eskalation einer Protestwelle im September 2022 wird seit einigen Tagen erneut über den rätselhaften Tod einer jungen Frau unweit von Teheran berichtet. Während Aktivistinnen und Aktivisten die Justiz im Iran beschuldigen, die Frau mehrfach unter Druck gesetzt und zum Geheimdienst-Verhör zitiert zu haben, weist die Behörde die Vorwürfe zurück. Nun hat sich auch die im Iran inhaftierte Friedensnobelpreisträgerin Narges Mohammadi eingeschaltet.

Bei der Toten handelt es sich um die 20-jährige Sara Tabrisi, die ihr Vater Berichten zufolge bereits vor rund einer Woche leblos in ihrer Wohnung in Schahriar, rund 30 Kilometer außerhalb von Teheran, gefunden habe. Von Behördenseite heißt es, der Fall werde untersucht, doch durch Quellen, die der jungen Frau nahestehen, kamen zuletzt schwere Vorwürfe ans Licht.

Seit fast zwei Jahren protestieren Menschen weltweit für Frauenrechte im Iran und fordern eine Revolution.
Seit fast zwei Jahren protestieren Menschen weltweit für Frauenrechte im Iran und fordern eine Revolution. (Symbolfoto) © Kena Betancur/AFP

Rätselhafter Todesfall im Iran: Menschenrechtsorganisation mit schweren Vorwürfen

So heißt es etwa vonseiten der Menschenrechtsorganisation Hawar.help, die 20-Jährige sei nur einen Tag vor ihrem Tod zu einem Geheimdienstverhör geladen worden. Die Gruppe berichtete auf dem Kurznachrichtendienst X darüber hinaus, dass die junge Frau bereits im November beim Versuch nach England zu reisen, am Flughafen in Teheran festgenommen worden und daraufhin zehn Tage in der Isolationsabteilung eines Gefängnisses massiv unter Druck gesetzt worden sei.

Nach ihrer Freilassung sei sie Anfang des Jahres erneut festgenommen worden und im Frauentrakt desselben Gefängnisses in Teheran inhaftiert worden. In beiden Fällen hätten hohe Kautionszahlungen ihre Freilassung erwirkt, ein Richter hätte die junge Frau kurze Zeit später vor dem Revolutionsgericht zu einer Bewährungsstrafe verurteilt, woraufhin sie weiter von Geheimdienstmitarbeitern unter Druck gesetzt worden sei.

Tod nach Festnahme und Verhör im Iran: Auch Friedensnobelpreisträgerin schaltet sich ein

Irans Justiz bestätigte eine Festnahme am Flughafen, datierte diese jedoch auf Anfang Januar. Tabrisi sei damals wegen gefälschter Ausweisdokumente inhaftiert worden und etwa eine Woche später auf Kaution freigekommen. Das berichtete die Deutsche Presse-Agentur. Dass es kurz vor Tabrisis Tod zu einem Geheimdienstverhör kam, dementierte die iranische Behörde und sprach laut Informationen von Hawar.help von einer „Überdosis“, was die Familie entschieden dementiert hat. Unabhängig überprüfen lässt sich keine der Positionen.

Inzwischen hat jedoch auch die im Iran inhaftierte Friedensnobelpreisträgerin Narges Mohammadi Irans Regierung für den Tod der jungen Frau verantwortlich gemacht und angegeben, die junge Frau im Gefängnis getroffen zu haben. „Eine Woche lang war sie bei uns. Mit den Sorgen, die uns allen bekannt sind. Sie erzählte uns von den Nächten in Isolationshaft und dem Schrecken, dass die Drohungen der Vernehmungsoffiziere vollstreckt werden“, hieß es auf dem Instagram-Account Mohammadis, den Angehörige im Ausland betreiben.

Kampf um Frauenrechte im Iran: Die Anfänge der Protestwelle liegen im Jahr 2022

Im Herbst 2022 hatte der Tod der jungen Kurdin Jina Mahsa Amini die schwersten Proteste in der Geschichte der Islamischen Republik ausgelöst. Monatelang gingen vor allem junge Menschen auf die Straßen, um gegen das islamische Herrschaftssystem zu demonstrieren.

Amini soll ihr Kopftuch falsch getragen haben, war von den berüchtigten Sittenwächtern festgenommen worden und kurz darauf gestorben. Eine Expertenkommission im Auftrag der Vereinten Nationen war zu dem Schluss gekommen, dass körperliche Gewalt nach der Festnahme zu ihrem Tod geführt hatte. (saka mit dpa)

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